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Das verlorene Regiment 02 - Jenseits der Zeit

Das verlorene Regiment 02 - Jenseits der Zeit

Titel: Das verlorene Regiment 02 - Jenseits der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William R. Forstchen
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werden Sie, sobald Sie über die nötigen Fertigkeiten verfügen, auch Verbindungslinien zu Ihren übrigen Städten und Dörfern bauen wollen. Unsere Bahnlinie ist bereits bis Khitai vermessen, fast zweitausend Kilometer östlich von hier. Der Bau wird mindestens zwei Jahre in Anspruch nehmen, vielleicht mehr, wenn man an einige der höheren Berge auf dem Weg denkt. Mehr dürfen wir auf Ihrem Gebiet von Rechts wegen nicht tun. Ihre Gesellschaft könnte den Verbindungsdienst zum Rest des eigenen Landes übernehmen – das sind ein paar hundert Kilometer Strecke, aber damit wäre Ihr Territorium verknüpft. Schließen Sie diese Strecken an die MFL&S an, und der Handel wird wie verrückt zulegen.
    Sie haben Kupfervorkommen und Zinn für Bronze, Zink, ausgezeichneten Wein und hervorragende Glasfabriken, und dieses Öl, das Ihren Angaben nach bei Ihrer Stadt Brindusia förmlich aus dem Boden sprudelt, hat ein großes Potenzial. Wir haben es schon als Schmiermittel für die Lokomotiven ausprobiert, und einige der Jungs kochen es derzeit zu Petroleum. Dafür wird es einen riesigen Markt geben.
    Ihre Leute sind viel bessere Weber als die Rus. Ich könnte ein paar Jungs vom 35. holen, die in einer Spinnerei gearbeitet haben, und sie könnten dabei helfen, Maschinen zu entwerfen, die Ihnen für diese Produkte einen echten Exportmarkt eröffneten.«
    Vincent verzichtete darauf, die Baumwollplantagen anzusprechen, wie Marcus und die übrigen Patrizier sie besaßen. Das war bereits ein wunder Punkt zwischen Roum und Unionsmännern, denn diese Plantagenwirtschaft ähnelte viel zu sehr dem System, gegen das Letztere zu Hause schon einen Krieg ausgefochten hatten. Kal und die Mitglieder seines Industriekomitees hatten beschlossen, Informationen über die Entkörnungsmaschine vorläufig zurückzuhalten, denn mit einer solchen Maschine würden die Gewinne aus Baumwolle kometenhaft steigen und jede soziale Veränderung umso schwieriger gestalten.
    »Sie haben aber wirklich Pläne für mich«, stellte Marcus gelassen fest.
    Vincent beschloss, den sarkastischen Unterton des Konsuls zu ignorieren, und fuhr fort: »Sir, was wir mit dieser Bahnlinie aufbauen, das wird eine Welt des Handels sein. Ich möchte sicherstellen, dass Sie dabei bestimmte Vorteile erhalten, denn falls Sie nicht dafür Sorge tragen, dann findet man in Rus mehr als einen jungen Kapitalisten, der den Kuchen selbst verspeist.«
    »Kapitalist?«
    Vincent hatte Andrew schon über die Schriften von Adam Smith sprechen hören und wünschte sich, sie hätten eine Ausgabe des Buches dabeigehabt, damit er es für Marcus hätte übersetzen können. Es schien, als gäbe es einfach zu viel, was anzupacken war. Und hier saß er, ein Soldat, eine politische Führungspersönlichkeit, ein Botschafter und jetzt auch Wirtschaftsdozent.
    »Ich werde später versuchen, es zu erklären, Sir«, sagte er leise, denn er spürte, dass er zu rasch voranpreschte. »Aber denken Sie daran: ich habe Ihnen nichts davon gesagt!«
    Innerlich schnitt er eine Grimasse über das, was er gerade getan hatte. Falls Ferguson, Mina und die anderen jemals hörten, dass einer ihrer eigenen Leute vorgeschlagen hatte, das Baumonopol der Bahngesellschaft zu durchbrechen, würde der Teufel los sein. Als erster Botschafter beim Konsul und Senat von Roum hatte er jedoch das Gefühl, damit nur seine Pflicht zu tun, zumindest die Pflicht eines guten Quäkers und Botschafters, der fand, dass die ersten offiziellen Bundesgenossen der Rus-Republik nicht ausgebeutet werden sollten.
    Das Eisenbahnprojekt erfüllte seine alten Kameraden und die Rus mit nichts weniger als ausgewachsener Leidenschaft, die längst dabei war, sämtliche Aspekte des Lebens in Rus zu verändern. Der Auftrag der Eisenbahn war es, immer weiter nach Osten vorzudringen, beflügelt von dem Traum, alle früheren Untertanen der Tugarenhorde in einer riesigen Allianz zusammenzuschließen, um miteinander Handel zu treiben und sich gegenseitig zu beschützen. Manche sprachen sogar davon, eine weitere Linie nach Westen zu bauen, sobald erst einmal zusätzliche Arbeiter verfügbar waren – was der Fall sein würde, wenn die südwestlichen Befestigungen und die militärische Bahnlinie dorthin fertig gestellt waren. Allerdings wussten Kundschafter zu vermelden, dass die Region im Westen auf mehr als anderthalb tausend Kilometer ein Geisterland war, so verheerend hatten die Tugaren und die Pocken dort gewütet. Ohne die Eisenbahn und die Telegrafenlinien

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