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Das verlorene Regiment 02 - Jenseits der Zeit

Das verlorene Regiment 02 - Jenseits der Zeit

Titel: Das verlorene Regiment 02 - Jenseits der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William R. Forstchen
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Würde halten; dann geht ihnen über kurz oder lang die Quelle des Wohlstands aus wie schon dem englischen Adel.
    Vincent entspannte sich ein bisschen und lächelte. Auf einmal bemerkte er, dass rings um ihn Schatten herrschte, blickte zur Seite und sah, dass der Sklave mit dem Sonnenschirm hinter ihm ging.
    »Klapp das verdammte Ding zu!«, raunzte Vincent, und der offenkundig erschrockene Sklave tat wie geheißen.
    Schon wieder geflucht!, dachte Vincent ärgerlich. Er musste diese Gewohnheit erst noch abschütteln.
    »Wie heißt du?«, fragte er und blickte wieder zu dem Sklaven zurück.
    »Julius, edler Herr«, stotterte dieser. »Hausdiener meines Herrn Marcus.«
    Der Mann war fast so groß wie Vincent, etwas, was für Vincent angenehm war, denn nahezu alle Roum, abgesehen von den Patriziern, waren von kleinerer Statur und leichterem Körperbau als die Rus. Julius zeigte an den Schläfen die ersten grauen Haare, und das Gesicht war sonnengebräunt und faltig. Die Arme waren schmal, aber knorrig und elastisch wie Peitschenschnüre. Julius musterte Vincent ehrfürchtig, als wäre er ein Gott, und dabei fühlte sich Vincent nicht wohl.
    »Was weißt du von mir?«, fragte er.
    »Dass Ihr ein Tugarentöter seid, der neue Meister der Rus, Höchstedler.«
    Vincent legte den Kopf in den Nacken und lachte, und Julius lächelte nervös, offenkundig erleichtert, dass er die richtige Antwort gegeben hatte.
    »Hast du Familie, Julius?«
    »Ja, Edler. Meine Frau Calpurnia und vier Kinder.«
    »Ich habe gerade Zwillinge bekommen, zwei Mädchen«, verkündete Vincent stolz, und er zog ein Miniaturportrait seiner Familie aus der Brusttasche, das er von Andrew nach der Zeremonie der Schienenverlegung erhalten hatte.
    Julius sah es sich an und lächelte gehorsam.
    »Mögen die Götter sie und Euch segnen«, sagte er.
    Vincent sträubten sich die Nackenhaare. Dieser Mann fürchtete sich so sehr vor ihm, dass er nicht anders konnte, als zu katzbuckeln. Vincent zog ein Taschentuch, hob das Käppi an und wischte sich den Schweiß von der Stirn. Da hatte er eine Idee.
    Lächelnd legte er Julius die Hand auf die Schulter.
    »Komm schon, Julius, gehen wir in den Palast und trinken in meinem Quartier zusammen etwas.«
    »Ihr möchtet mit mir Wein trinken, Edler?«, fragte Julius ungläubig.
    »Gewiss. Warum nicht? Du siehst aus, als könntest du einen Schluck gebrauchen.«
    »Ich bin Euer Diener, soll Eure Stirn vor der Sonne schützen und als Leibwächter auf Euch Acht geben.«
    »Na ja, zum Teufel mit all dem – dort, woher ich komme, heißt das noch lange nicht, dass man nicht zusammen was trinken darf. Sag mal, kann deine Calpurnia ordentlich kochen?«
    »Sie ist die Beste, edler Herr. Sie arbeitet in der Küche meines Herrn.«
    »Na, dann betrinken wir uns doch ein bisschen; anschließend sehen wir mal, ob wir sie überreden können, das Abendessen für mich zu kochen, setzen uns dann in der Küche zusammen und verdrücken es.«
    Julius sah ihn ungläubig an. »Aber edler Herr, Ihr seid Gast des edlen Marcus – Ihr solltet an seiner Tafel speisen, nicht im Sklavenquartier!«
    »Mach dir darüber keine Gedanken«, entgegnete Vincent, bemüht, seinen Ärger nicht zu verraten. Er zwang sich zu einem Lächeln und legte Julius erneut die Hand auf die Schulter.
    Dabei sah er, dass Ansätze zu einem aufrichtigen Lächeln Julius’ Miene auflockerten.
    Er versuchte sich einzureden, dass er so eine ausgezeichnete Möglichkeit fand, mehr darüber zu erfahren, was die einfachen Menschen von der Ankunft der Rus hielten. Im Herzen wusste er jedoch, dass er ein weiteres Mal versagte. Das Fluchen konnte er sich irgendwann abgewöhnen, aber verdammt, seit einigen Abenden in Pat O’Donalds Gesellschaft übte Wein einfach eine große Anziehungskraft auf ihn aus. Er brauchte nur an seine Eltern zu denken, geschweige denn die Kirchenältesten, die ihn dabei sahen, wie er aufs Neue den Eid der Mäßigung brach, und schon hatte er wieder ein wundervolles Schuldgefühl. Er konnte sich richtig vorstellen, wie der Älteste Gates hereinkam, ihn mit einem Schrei der Entrüstung am Ohr packte und nach draußen zu zerren versuchte.
    »Warum lacht Ihr, edler Herr?«, fragte Julius, der seine Neugier nicht verhehlen konnte.
    »Das könnte ich unmöglich erklären«, antwortete Vincent lächelnd.
    Vor dem Palast angekommen, erstieg Vincent die weißen Kalksteinstufen. Am oberen Absatz drehte er sich um und blickte zurück über den in der Sonne schmorenden Platz.

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