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Das verlorene Regiment 02 - Jenseits der Zeit

Das verlorene Regiment 02 - Jenseits der Zeit

Titel: Das verlorene Regiment 02 - Jenseits der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William R. Forstchen
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Neue die feindlichen Linien abzusuchen. Einen kurzen Augenblick lang glaubte er, einen Mann in blauer Uniform neben den beiden schweren Kanonen stehen zu sehen, aber im letzten Tageslicht konnte er es nicht mit Bestimmtheit sagen.
    »Was zum Teufel führt Cromwell nur im Schilde?«, fragte er leise, wandte sich seufzend ab und ging die Mauer entlang, um die Schäden zu inspizieren und den erschrockenen Legionären Mut zuzusprechen.
    Tobias Cromwell entfernte sich von den Geschützen und betrachtete den Bogen Pergament in seiner Hand. Der größte Teil der Mitteilung war unverständlich – das einzige Mitglied seiner Besatzung, das den Morsecode der Rus verstand, war viel zu langsam, um alles festzuhalten. Aber die Zielrichtung war klar.
    Ein kaltes Lächeln der Freude spielte um Cromwells Lippen.

Kapitel 6
     
     
    »Andrew, Zeit aufzustehen!«
    Ganz sachte beugte sie sich hinüber und küsste ihn auf die Stirn. Er rührte sich, nuschelte etwas und drehte sich um.
    Ich hätte nie geglaubt, dass ich so etwas noch einmal erleben muss, dachte Kathleen. In einem anderen Winkel wusste sie jedoch von jeher, dass ein endloser Zyklus von all dem sie ein Leben lang begleiten würde.
    Sie erlebte zuzeiten Augenblicke wie den jetzigen, in denen sie sich leise selbst dafür verfluchte, dass sie sich in Andrew verliebt hatte. Seit über sieben Jahren war Krieg ein beinahe ständiger Begleiter ihres Lebens, und die einzige Erholung davon war das kurze Zwischenspiel zwischen dem Tugarenkrieg und jetzt gewesen. Aber selbst in dieser kurzen Zeit, erkannte sie, hatte die Drohung ständig über ihr geschwebt. Die fieberhafte Bautätigkeit, das Bedürfnis nach einem Vertrag mit Roum, die Abwehrlinien dort unten im Südwesten. Andrew war häufiger unterwegs als zu Hause, und jedes Mal, wenn er zurückkam, schien er durch die Anspannung ein Stück mehr gealtert.
    Sie fuhr mit den Fingern durch seine Haare und entdeckte erste graue Strähnen an den Schläfen.
    Und jetzt brach er von neuem auf. Ob seine Albträume zurückkehrten? Kam er selbst diesmal überhaupt zurück? Ein Stich fuhr durch sie, und geistesabwesend legte sie sich die Hand auf den Bauch. Na ja, er zumindest war auf jeden Fall putzmunter und strampelte.
    Der ferne Ruf einer Trompete drang von der Grünfläche herüber. Die Armee war aufs Neue mobilisiert worden, und die alte militärische Routine griff wieder in ihrer aller Leben Platz.
    »Komm schon, Andrew, das Wecksignal ist ertönt.«
    Er öffnete die Augen, und sie empfand einen Stich Zorn. Ein Hornstoß weckte ihn sofort, etwas, das sie nicht zuwege brachte.
    »Ist es schon so weit?«, fragte er, gähnte und blinzelte sich den Schlaf aus den Augen.
    Er tastete nach der Brille auf dem Nachttisch und blickte auf die Uhr.
    »Verdammt, schon vier Uhr! Du wusstest doch, dass ich vor einer Stunde aufstehen wollte.«
    »Du brauchtest deinen Schlaf«, entgegnete Kathleen entschieden. »Es wird ein langer Tag.«
    Er blickte sie ärgerlich an, konnte jedoch an ihrem Blick ablesen, dass es keinen Sinn gemacht hätte, sich mit ihr zu zanken.
    »Ich habe deinem Burschen schon gesagt, dass du dich verspätest«, sagte sie eingeschnappt. »Du wirst vor halb fünf nicht erwartet.«
    Ein leises Lächeln spielte über ihre Züge, als sie sich an ihn kuschelte, sich an seine Seite drückte.
    »Aber das Baby«, flüsterte er, während er gleichzeitig wieder zur Uhr hinübersah.
    »Ich sehe dich vielleicht monatelang nicht wieder …« Vielleicht überhaupt nie, dachte sie bei sich. Ihre Hände wanderten an seiner Flanke abwärts.
    »Das Baby«, wiederholte Andrew, als ränge er plötzlich mit sich.
    »Sei einfach ganz sanft, und er wird nichts davon merken.«
    »Regiment, Achtung!« Andrew stieg von der Veranda seines Hauses und durchquerte das Tor im Lattenzaun. Das 35. Regiment hatte auf der Grünfläche Aufstellung genommen, und die Gefechtsbanner hingen schlaff im roten Licht der Morgendämmerung. Die Luft war kühl und reingewaschen vom Gewitter der vergangenen Nacht. Vögel zwitscherten, und Andrew blickte für einen Moment zu ihnen auf. Sie waren von einer Art, die für diesen Planeten eigentümlich war, und wirkten auf ihn wie Kardinalvögel mit einem breiten Streifen von schimmerndem Indigoblau im Gefieder. Ihr Ruf war eine eigenartige harmonische Kombination, wobei jeder Vogel das Lied seiner Gefährten in einer anderen Tonart aufgriff. Die Musik wirkte hell und luftig. In der Ferne vernahm Andrew den menschlichen Kontrapunkt

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