Das Verlorene Symbol
Skeptiker überzeugen. Wurden diese Informationen veröffentlicht, musste das Bewusstsein der Menschen sich grundlegend verändern. Dann finden sie ihren Weg. Mal'akhs letzte Pflicht in dieser Nacht, vor seiner Transformation, bestand darin, dafür zu sorgen, dass es nicht so weit kam.
Rasch hatte Mal'akh den Datenraum gefunden, von dessen Existenz er von Peter erfahren hatte. Er blickte durch die dicken Glaswände auf die beiden holografischen Datenspeichergeräte. Genau wie er es beschrieben hat. Mal'akh konnte sich nur schwer mit dem Gedanken abfinden, dass der Inhalt dieser unscheinbaren Kästen den Gang der menschlichen Entwicklung verändern würde, und doch war die Wahrheit stets der wirkungsvollste aller Katalysatoren gewesen.
Ohne die holografischen Speichergeräte aus den Augen zu lassen, zog Mal'akh Trishs Schlüsselkarte hervor und schob sie in den Leser an der Tür. Zu seinem Erstaunen blieb das Tastenfeld dunkel. Offenbar hatte Trish Dunne keinen Zugang zu diesem Raum besessen. Mal'akh griff nach der Schlüsselkarte, die er in Katherines Laborkittel gefunden hatte. Als er die Karte einführte, leuchtete das Tastenfeld auf.
Doch Mal'akh hatte ein weiteres Problem: Er hatte Katherines Geheimnummer nicht erfahren. Er versuchte es mit Trishs PIN-Nummer, doch die bewirkte nichts. Er strich sich übers Kinn, trat zurück und musterte die Tür. Gut zehn Zentimeter dickes Plexiglas … Selbst mit einer Axt könnte er sie nicht durchbrechen und an die Speicherlaufwerke gelangen, die er vernichten musste.
Doch Mal'akh hatte diesen Fall eingeplant.
Im Stromversorgungsraum entdeckte er, so wie von Peter geschildert, das Gestell mit den großen Metallzylindern, die an überdimensionierte Taucherflaschen erinnerten. Sie trugen die Aufschrift H, die Ziffer 2 und das weltweit einheitliche Symbol für ›Leicht entzündlich‹. Eine der Stahlflaschen war mit der Wasserstoffzelle des Labors verbunden.
Mal'akh rührte die angeschlossene Stahlflasche nicht an. Stattdessen lud er einen der Reservebehälter auf einen Transportkarren, der neben dem Gestell stand. Über den Ventilstutzen zog er ein passendes meterlanges Stück Kunststoffschlauch; dann fuhr er die Flasche aus dem Stromgeneratorraum durchs Labor bis vor die Plexiglastür des Datenspeicherraums. Obwohl der Raum bestens abgesichert war, hatte Mal'akh eine Schwäche der schweren Plexiglastür bemerkt: den schmalen Spalt zwischen ihrer Unterkante und der Schwelle.
Vor der Tür legte er vorsichtig die Stahlflasche zur Seite und schob den flexiblen Kunststoffschlauch durch den Spalt. Er löste das Drahtsiegel am Hauptventil der Stahlflasche und drehte vorsichtig am Rad. Zischend strömte das Gas aus. Langsam drehte Mal'akh das Ventil so weit auf, wie er es wagen konnte, ohne dass der Rückstoß die Druckflasche in Bewegung setzte. In einer gewöhnlichen Stahlflasche ist Wasserstoff nicht flüssig, sondern steht unter hohem Druck; daher konnte Mal'akh nicht beobachten, wie das farb- und geruchlose Gas in den Raum strömte, doch er wusste, dass er bald mit einem hochexplosiven Gemisch gefüllt sein würde, das man landläufig und nicht ohne Grund als ›Knallgas‹ bezeichnete.
Immer an das Luftschiff Hindenburg denken.
Mal'akh eilte ins Labor zurück und fand dort eine große Flasche gelierten Spiritus – brennbar, aber nicht leicht entzündlich. Er ging mit der Flasche zur Plexiglastür, wo die Wasserstoffflasche noch immer vor sich hin zischte. Die Flasche war beschlagen, da sich das Gas beim Ausdehnen abkühlte. Es musste mittlerweile den gesamten kleinen Raum ausfüllen.
Mal'akh hob die Spiritusflasche und goss eine großzügige Menge auf den Wasserstoffbehälter, den Schlauch und in den schmalen Spalt unter der Tür. Dann ging er langsam rückwärts durch das Labor zur Würfeltür und hinterließ dabei auf dem Fußboden eine ununterbrochene Spur aus Spiritus.
An diesem Abend hatte die Notrufzentrale in Washington alle Hände voll zu tun. Football, Bier und Vollmond, dachte der Operator, als sein Bildschirm schon wieder einen Notruf anzeigte. Er kam von einem Münzfernsprecher an einer Tankstelle am Suitland Parkway in Anacostia. Wahrscheinlich ein Autounfall.
»Neun-eins-eins«, meldete er sich.
»Hallo! Ich wurde am Smithsonian Museum Support Center überfallen!«, rief eine panische Frauenstimme. »Gerade eben! Bitte schicken Sie die Polizei! Silver Hill Road Zweiundvierzig-Zehn!«
»Okay, beruhigen Sie sich«, sagte der Operator. »Sie müssen
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