Das Verlorene Symbol
gedieh.
Ich habe ihnen gedient, und sie werden mich als Gott empfangen.
Peter rührte sich nicht, starrte nur auf das uralte Messer in seiner Linken.
»Ich habe dich bestimmt«, sagte Mal'akh. »Ich bin ein williges Opfer. Deine letzte Rolle wurde festgelegt. Du wirst mich transformieren, wirst mich von meinem Körper befreien. Du musst es tun, oder du verlierst deine Schwester und deine Bruderschaft. Dann wirst du wirklich allein sein.« Er hielt inne und lächelte auf seinen Gefangenen hinunter. »Betrachte es als deine letzte Strafe.«
Peter hob ganz langsam den Kopf und sah Mal'akh in die Augen. »Sie töten? Eine Strafe? Glauben Sie vielleicht, ich würde auch nur eine Sekunde zögern? Sie haben meinen Sohn ermordet. Meine Mutter. Meine ganze Familie.«
»Nein!«, stieß Mal'akh mit einer Wucht aus, die selbst ihn überraschte. »Du irrst dich. Ich habe deine Familie nicht getötet. Du warst es! Du warst derjenige, der Zachary im Gefängnis zurückgelassen hat! Von da an gab es kein Zurück. Es war der Anfang vom Ende. Du hast deine Familie ermordet, Peter, nicht ich.«
Peter umklammerte das Messer so fest, dass seine Fingerknöchel weiß hervortraten. »Sie wissen doch gar nicht, warum ich Zachary im Gefängnis zurückgelassen habe.«
»Ich weiß alles!«, widersprach Mal'akh. »Ich war dort. Du hast behauptet, dass du Zachary hilfst. Hast du versucht, ihm zu helfen, als du ihn vor die Wahl gestellt hast, sich zwischen Reichtum und Weisheit zu entscheiden? Hast du ihm geholfen, als du ihn zwingen wolltest, den Freimaurern beizutreten? Was für ein Vater stellt seinen Sohn vor eine solche Entscheidung und erwartet, dass er damit fertig wird? Was für ein Vater lässt seinen Sohn in einem Höllenloch zurück, statt ihn nach Hause zu holen, in Sicherheit?« Mal'akh trat noch näher an Peter heran, ging vor ihm in die Hocke und brachte sein tätowiertes Gesicht ganz dicht an seines. »Aber noch wichtiger … Was für ein Vater kann seinem Sohn in die Augen sehen, selbst nach all den Jahren, ohne ihn zu erkennen?«
Mal'akhs Worte hallten von den Wänden der Halle wider.
Stille senkte sich herab.
Ungläubig starrte Peter den Mann – das Monster – vor sich an.
Ja, Vater, ich bin es. Jahrelang hatte Mal'akh auf diesen Augenblick gewartet … auf diesen Augenblick der Rache an dem Mann, der ihn im Stich gelassen hatte. Er wollte ihm in die grauen Augen sehen, wollte ihm die Wahrheit ins Gesicht brüllen. Die Wahrheit, die all die Jahre verborgen gewesen war. Nun war dieser Augenblick gekommen, und Mal'akh sprach ganz langsam, wollte sehen, wie ein Wort nach dem anderen Peter Solomons Seele zerstörte. »Du solltest dich freuen, Vater. Dein verlorener Sohn ist zurückgekehrt.«
Peters Gesicht war bleich wie der Tod.
Mal'akh genoss jede Sekunde. »Als mein Vater mich im Gefängnis zurückließ, habe ich geschworen, ihm nie mehr die Gelegenheit zu geben, mich von sich zu weisen. Ich war nicht mehr sein Sohn. Zachary Solomon gab es nicht mehr.«
Plötzlich glitzerten zwei Tränen in den Augen seines Vaters. Mal'akh hatte nie etwas Schöneres gesehen.
Peter unterdrückte die Tränen und starrte in Mal'akhs Gesicht, als begegnete er ihm zum ersten Mal.
»Alles, was der Gefängnisdirektor wollte, war Geld«, sagte Mal'akh, »aber du hast dich geweigert. Nur ist dir nie in den Sinn gekommen, dass mein Geld genauso gut war wie deines. Dem Direktor war es egal, wer ihn bezahlte, Hauptsache, er wurde bezahlt. Als ich ihm versprach, ihn fürstlich zu belohnen, suchte er sich einen kranken Insassen aus, der in etwa meine Größe hatte, zog ihm meine Sachen an und prügelte so lange auf ihn ein, bis der Leichnam unkenntlich war. Die Fotos, die du gesehen hast … die versiegelte Schatulle, die du begraben hast … das war nicht ich. Das war ein Fremder.«
Unsägliche Qual mischte sich unter die Zweifel, die Peter ins Gesicht geschrieben standen. »O Gott … Zachary.«
»Nein, nicht mehr. Als Zachary das Gefängnis verließ, hatte er eine Wandlung durchlaufen.«
Sein jugendlicher Körper und seine kindlichen Züge hatten sich dramatisch verändert, als er seinem Körper große Mengen Wachstumshormone und Anabolika zuführte. Selbst seine Stimmbänder hatten sich verändert und seine kindliche Stimme in ein beständiges Flüstern verwandelt.
Zachary verwandelte sich in Andros.
Andros verwandelte sich in Mal'akh.
Und heute Nacht wird Mal'akh sich in die größte all seiner Inkarnationen
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