Das Verlorene Symbol
Team wartete.
Endlich meldete sich Simkins über Funk. »Hallo?«
»Sato hier.«
»Wir gehen jetzt rein. Vorher habe ich noch ein paar Informationen für Sie.«
»Schießen Sie los.«
»Mr. Langdon hat mir soeben verraten, dass der Raum, in dem sich die Zielperson aufhält, höchstwahrscheinlich ein großes Dachfenster hat.«
Inoue Sato dachte sekundenlang über das Gehörte nach. »Verstanden«, sagte sie schließlich. »Danke sehr.«
Simkins beendete die Verbindung.
Sato spie ein abgebissenes Stück ihres Fingernagels aus. »Bringen Sie uns nach oben«, befahl sie dem Piloten.
KAPITEL 121
Wie jeder Vater und jede Mutter, die ein Kind verloren haben, hatte Peter Solomon sich oft vorgestellt, wie alt sein Junge heute wäre … wie er aussehen würde … und was aus ihm geworden wäre.
Jetzt kannte Peter die Antwort.
Die muskelbepackte tätowierte Kreatur, die vor ihm stand, hatte ihr Leben als winziger, unendlich kostbarer Säugling begonnen … Baby Zach in einer geflochtenen Wiege … bei den ersten unsicheren Schritten durch Peters Arbeitszimmer … beim Sprechen der ersten Worte …
Dass das Böse selbst in einem unschuldigen Kind keimen konnte, das aus einer liebevollen Familie stammte, blieb einer der unlösbaren Widersprüche der menschlichen Seele. Peter hatte bereits früh einsehen müssen, dass zwar sein Blut durch die Adern seines Sohnes floss, dass Zachs Herz jedoch anders schlug als seines. Einzig und einzigartig, als wäre es willkürlich vom Universum ausgewählt.
Mein eigener Sohn … er hat meine Mutter umgebracht, meinen Freund Robert Langdon ermordet und wahrscheinlich auch meine Schwester Katherine.
Eisige Taubheit erfasste Peters Herz, als er in den Augen seines Sohnes nach einer Verbindung suchte … irgendetwas Vertrautem. Doch die Augen des Mannes, so grau wie seine eigenen, waren die eines vollkommen Fremden, erfüllt von einem Hass und einer Rachsucht, die nicht von dieser Welt zu sein schienen.
»Bist du stark genug?«, höhnte sein Sohn mit einem Blick auf das Opfermesser in Peters Hand. »Stark genug, um zu beenden, was du vor all den Jahren angefangen hast?«
»Zach … mein Sohn …« Solomon erkannte seine eigene Stimme nicht wieder. »Ich habe dich geliebt.«
»Zwei Mal hast du versucht, mich umzubringen. Im Gefängnis hast du mich im Stich gelassen. Und auf Zachs Brücke hast du auf mich geschossen. Jetzt bring es zu Ende!«
Für einen Moment hatte Solomon das Gefühl, aus seinem Körper zu schweben. Er erkannte sich selbst nicht wieder. Er hatte eine Hand verloren, war völlig kahl, in ein schwarzes Gewand gekleidet und saß in einem Rollstuhl. Und er umklammerte einen uralten Dolch.
»Bring es zu Ende!«, brüllte der hünenhafte Mann zum wiederholten Mal, und die Tätowierungen auf seiner nackten Brust zuckten. »Das ist deine einzige Chance, Katherine zu retten … die einzige Chance, dass deine Bruderschaft überlebt!«
Solomon spürte, wie sein Blick zu dem Laptop und dem Mobiltelefon auf dem lederbezogenen Stuhl schweifte.
NACHRICHT WIRD GESENDET: 92 % ABGESCHLOSSEN
Es gelang ihm nicht, die Bilder der verblutenden Katherine aus seinem Kopf zu verbannen … oder die Angst um seine Freimaurerbrüder.
»Noch ist Zeit«, flüsterte der Tätowierte. »Es ist deine einzige Chance. Deine einzige Wahl. Befreie mich von meiner sterblichen Hülle.«
»Bitte …«, flüsterte Solomon. »Tu das nicht …«
»Du hast es getan!«, zischte der Hüne. »Du hast deinen eigenen Sohn gezwungen, eine unmögliche Wahl zu treffen! Erinnerst du dich an jenen Abend? Reichtum oder Weisheit? Das war der Abend, an dem du mich verstoßen hast! Doch ich bin zurückgekehrt, Vater … und heute Nacht hast du die Wahl: Zachary oder Katherine. Wer soll es sein? Wirst du deinen eigenen Sohn töten, um deine Schwester zu retten? Wirst du deinen Sohn töten, um deine Bruderschaft zu retten? Dein Land? Oder wirst du warten, bis es zu spät ist? Bis Katherine tot ist … bis das Video an die Öffentlichkeit gelangt? Bis du den Rest deines Lebens in dem Wissen verbringen musst, dass du allein diese Tragödien hättest verhindern können? Die Zeit läuft ab, Vater. Du weißt, was du zu tun hast.«
Peter Solomons Herz krampfte sich zusammen. Du bist nicht Zachary, sagte er sich immer wieder. Zachary ist vor langer Zeit gestorben. Was immer du bist, woher du auch kommst … du bist nicht mein Sohn. Wenngleich Peter Solomon seinen eigenen Worten nicht glaubte, so wusste er
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