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Das Verlorene Symbol

Das Verlorene Symbol

Titel: Das Verlorene Symbol Kostenlos Bücher Online Lesen
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Robert Langdon betraf, war die Rotunde des Kapitols – genau wie der Petersdom – immer für eine Überraschung gut. Rein sachlich betrachtet, wusste Langdon, dass die Rotunde groß genug war, um die Freiheitsstatue bequem darin unterzubringen; dennoch kam sie ihm jedes Mal größer und Ehrfurcht gebietender vor, als er es erwartete, beinahe so, als schwebten dort Geister umher. An diesem Abend allerdings fand er nur Chaos vor.
    Beamte der Capitol Police riegelten die Rotunde ab und versuchten gleichzeitig, verstörte Touristen von der abgetrennten Hand wegzulotsen. Der kleine Junge weinte noch immer. Ein helles Licht flammte auf: Ein Tourist hatte die Hand fotografiert. Sofort packten ihn mehrere Sicherheitsleute, nahmen ihm die Kamera ab und führten ihn hinaus. Langdon nutzte den Tumult, bewegte sich durch die Menge und näherte sich wie in Trance dem grässlichen Gegenstand.
    Peter Solomons abgetrennte Hand ragte senkrecht empor. Die Schnittebene des durchtrennten Handgelenks war auf einen Dorn an einem kleinen Ständer aus Holz gespießt. Drei Finger waren wie zur Faust geschlossen, während Daumen und Zeigefinger ausgestreckt zur lichten Kuppel zeigten.
    »Alles zurücktreten!«, rief ein Sicherheitsmann.
    Langdon stand nun so nahe bei der Hand, dass er getrocknetes Blut sehen konnte, das aus dem Handgelenk gelaufen und auf dem Holzständer geronnen war. Wunden, die nach dem Tod zugefügt werden, bluten nicht. Das bedeutet, Peter lebt noch. Langdon wusste nicht, ob er erleichtert oder angewidert sein sollte. Mein Gott … wurde Peter bei lebendigem Leib die Hand abgetrennt? Langdon musste würgen. Wie oft hatte Peter ihm diese Hand hingestreckt …
    Mehrere Sekunden lang konnte Langdon keinen klaren Gedanken fassen. Sein Geist war leer wie ein Fernsehbildschirm, der nur Grundrauschen wiedergibt. Dann aber erschien das erste klare Bild – und es kam völlig unerwartet.
    Eine Krone … und ein Stern.
    Langdon kauerte sich hin und musterte die Kuppen von Peters Daumen und Zeigefinger. Tätowierungen? Unglaublich – das Ungeheuer, das Peter verstümmelt hatte, musste ihm die winzigen Symbole in die Fingerkuppen tätowiert haben.
    Auf den Daumen eine Krone. Auf den Zeigefinger einen Stern.
    Das kann nicht sein. Angesichts dieser beiden Symbole wuchs Langdons Grauen und verstärkte sein Gefühl, etwas Schrecklichem, Abgründigem gegenüberzustehen. Die beiden Symbole, Krone und Stern, waren in der Menschheitsgeschichte häufig zusammen aufgetreten, und jedes Mal an gleicher Stelle – auf den Fingerkuppen einer Hand. Diese Hand war eine der begehrtesten und geheimnisvollsten Symbolfiguren der antiken Welt.
    Die Mysterienhand.
    Man sah diese Symbolfigur – auch ›Hand der Philosophen‹ genannt – nicht mehr oft, doch in der Geschichte hatte sie mehr als einmal eine bedeutende Rolle gespielt. Langdon versuchte angestrengt, das groteske Schaustück zu begreifen, das er vor sich sah. Jemand hat aus Peters rechter Hand die Mysterienhand gefertigt  … Es war unfassbar. Traditionell modellierte man diese Symbolfigur aus Stein oder Holz oder zeichnete sie einfach nur. Langdon war kein Fall bekannt, dass eine Mysterienhand aus Fleisch und Blut bestanden hätte. Die bloße Vorstellung war abstoßend.
    »Sir?«, sagte ein Wächter in Langdons Rücken. »Bitte treten Sie zurück.«
    Langdon hörte den Mann kaum. Da sind noch mehr Tätowierungen. Obwohl er die Kuppen der drei geschlossenen Finger nicht sehen konnte, wusste Langdon, dass sie ihr jeweils eigenes Zeichen trugen; so war es Tradition. Fünf Symbole insgesamt. Im Lauf der Jahrtausende hatten die Symbole auf den Fingerkuppen der Mysterienhand sich niemals geändert; ebenso wenig die symbolische Bedeutung der Hand als Ganzes.
    Die Hand bedeutet … eine Einladung!
    Langdon verspürte ein plötzliches Frösteln, als er sich an die Worte des Mannes erinnerte, der ihn hierher gelockt hatte: Das ist die Einladung Ihres Lebens, Professor. In uralter Zeit war die Mysterienhand in der Tat die begehrteste Einladung auf Erden gewesen. Sie zu erhalten war die geheiligte Aufforderung, sich einer Elite anzuschließen, der man nachsagte, sie hüte das geheime Wissen sämtlicher Zeitalter. Die Einladung bedeutete nicht nur eine große Ehre – sie zeigte überdies, dass ein Meister jemanden als würdig erachtete, dieses verborgene Wissen vermittelt zu bekommen. Die Hand des Meisters, dem Suchenden hingestreckt.
    »Sir«, sagte der Wächter und packte Langdon fest

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