Das Verlorene Symbol
zu meinem Job. Die Smithsonian Institution wurde gegründet, um die Wissenschaft voranzubringen. Als Vorsitzender muss ich diese Aufgabe ernst nehmen. Deine geplanten Experimente werden es uns ermöglichen, den wissenschaftlichen Erkenntnisstand in bisher unerforschte Gefilde auszuweiten.« Peter hielt inne und blickte ihr in die Augen. »Unabhängig davon, dass du meine Schwester bist – ich hätte mich in jedem Fall verpflichtet gefühlt, dich zu unterstützen. Deine Ideen und Forschungen sind brillant. Die Welt verdient zu sehen, was sich daraus entwickelt.«
»Peter, ich kann unmöglich …«
»Doch, kannst du. Ich habe alles aus eigener Tasche bezahlt, und Magazin 5 ist derzeit ungenutzt, wie ich schon sagte. Außerdem besitzt es bestimmte einzigartige Eigenschaften, die für deine Arbeit ideal sein dürften. Wenn deine Experimente abgeschlossen sind, ziehst du wieder aus.«
Katherine konnte sich nicht vorstellen, wie ein gewaltiges, leeres Magazin ihrer Arbeit förderlich sein könnte, doch sie spürte, dass sie es bald erfahren würde.
Sie und Peter gelangten an eine Stahltür, auf der in großen Lettern stand:
MAGAZIN 5
Peter schob seine Schlüsselkarte in den Schlitz. Ein elektronisches Tastenfeld leuchtete auf. Peter hob den Finger, um seinen Zugangscode einzugeben, hielt dann aber inne und wölbte die Augenbrauen auf jene spitzbübische Art, die ihm schon als Junge eigen gewesen war. »Bist du ganz sicher, dass du so weit bist?«
Katherine nickte und lächelte in sich hinein. Peter war immer schon ein Entertainer gewesen.
»Zurücktreten, bitte.« Peter drückte die Tasten.
Mit einem lauten Zischen öffnete sich die Stahltür.
Hinter der Schwelle war nur Schwärze … eine unermessliche, gähnende Leere. In den Tiefen des Raums schien ein hohles Ächzen widerzuhallen. Katherine spürte einen kalten Luftzug, der aus dem Innern heranstrich. Es war, als starrte sie bei Nacht in die Unermesslichkeit des Grand Canyon.
»Stell dir einen leeren Flugzeughangar vor, der groß genug ist für eine Airbusflotte«, sagte Peter. »Dann weißt du in etwa, was dich erwartet.«
Unwillkürlich trat Katherine einen Schritt zurück.
»Das Magazin ist bei weitem zu groß, um geheizt zu werden«, erklärte Peter, »aber dein Labor befindet sich in einem wärmeisolierten, würfelförmigen Betonziegelraum im abgelegensten Winkel, so weit wie nur möglich von den Experimenten entfernt.«
Katherine versuchte es sich vorzustellen. Ein Kasten in einem Kasten. Angestrengt spähte sie in die Dunkelheit, doch die Finsternis war undurchdringlich. »Wie weit ist es weg?«
»Ziemlich weit. Ein Footballfeld würde problemlos dazwischen passen. Aber ich sollte dich warnen: Der Weg dorthin ist ein bisschen … nun ja, nervenaufreibend. Es ist extrem dunkel hier drin.«
Katherine lugte zögernd um die Ecke. »Kein Lichtschalter?«
»Magazin 5 ist noch nicht ans Stromnetz angeschlossen.«
»Aber wie soll dann das Labor betrieben werden?«
Peter zwinkerte ihr zu. »Wasserstoffzelle.«
Katherine blickte ihn staunend an. »Jetzt nimmst du mich auf den Arm!«
»Genügend saubere Energie, um eine Kleinstadt zu versorgen. Dein Labor ist zu hundert Prozent funkabgeschirmt. Außerdem sind sämtliche Außenflächen des Magazins mit lichtresistenten Membranen verschlossen, um die Objekte der Sammlung vor Sonneneinstrahlung zu schützen. Im Grunde ist dieses Magazin eine verkapselte, energieneutrale Umgebung.«
Allmählich begriff Katherine die Vorzüge von Magazin 5. Da die Quantifizierung bislang unbekannter Energiefelder im Mittelpunkt ihrer Arbeit stand, mussten ihre Experimente in einer Umgebung vorgenommen werden, die von jeder Fremdstrahlung und ›Grundrauschen‹ isoliert war. Dazu gehörten auch extrem schwache Störungen wie ›Hirnwellen‹ oder ›Gedankenemissionen‹ von Menschen, die sich in der Nähe aufhielten. Aus diesem Grund konnten die Experimente auf keinem Universitätscampus und in keinem Krankenhauslabor durchgeführt werden. Katherine hätte nichts finden können, das besser geeignet gewesen wäre als ein menschenleeres Magazin des SMSC.
»Gehen wir hinein und sehen es uns an.« Peter grinste, als er in die grenzenlose Finsternis trat. »Komm mir einfach nach.«
Auf der Schwelle zögerte Katherine. Mehr als hundert Meter durch völlige Dunkelheit? Sie wollte fragen, ob sie eine Taschenlampe mitnehmen könnten, doch ihr Bruder war bereits in der Schwärze verschwunden.
»Peter?«, rief sie.
»Ein
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