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Das Vermachtnis der Sternenbraut - Unter dem Weltenbaum 05

Das Vermachtnis der Sternenbraut - Unter dem Weltenbaum 05

Titel: Das Vermachtnis der Sternenbraut - Unter dem Weltenbaum 05 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglass Sara
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leuchtete noch matt, aber im Sternenlicht konnte
Aschure schwach die schmalen Stufen erkennen, die man
in die Felsen gehauen hatte. Die Erste hatte sie ihr vor
vielen Wochen gezeigt.
Aschure! Aschure! schrien die Brecher.
Die junge Frau wimmerte, verbarg ihr Gesicht an der
Brust des Vaters und versuchte, sich die Ohren mit den
Fäusten zuzuhalten. Der Wind zerrte an ihrem Haar und
zauste Strähnen aus dem Knoten.
»Mein Kind«, sprach Wolfstern, »ich setze Euch jetzt
ab. Versucht, stark zu sein.«
»Nein!« gellte sie und klammerte sich wie eine Ertrinkende an ihn, während er sie auf die Beine stellte. Der
Klippenrand zerbröselte unter ihren Füßen, und sie trat
ins Nichts.
Aschure!
Sie preßte sich an den Zauberer, schluchzte vor Angst
und vergrub die Finger in sein Fleisch. Jeden Moment
konnte der Wind sie von ihm losreißen und in den Tod
schleudern.
»Aschure«, sagte ihr Vater, »Ihr müßt diese Nacht
überleben. Der Tod ist niemand, vor dem Ihr Euch
fürchten müßtet.«
»Vater!«
»Aber Aschure, liebes Kind.« Seine Stimme klang so
sanft wie die eines Liebhabers. »Ihr müßt nun allein
weiter. Aber ich warte hier auf Euch.«
Die junge Frau war so entsetzt und voller Angst, daß
sie keinen Ton hervorbrachte und ihn nur anstarren
konnte. Seine Hände lösten sich von ihr, und im selben
Moment krallte sie sich an ihn. »Ich kann nicht …«
Diese Stufen dort hinablaufen? Und das in ihrem
geschwächten Zustand? Selbst ein gesunder, kräftiger
Mann müßte in diesem Wind um sein Leben fürchten,
wie würde es ihr da erst gehen! Nein, niemals, nein!
»Doch!« brüllte Wolfstern ihr ins Gesicht, riß ihre
Hände weg und stieß sie hart in Richtung der Klippentreppe.
Einige entsetzliche Herzschläge lang taumelte die
junge Frau ein Dutzend oder mehr Stufen hinunter,
schürfte sich die Haut an Händen und Füßen auf und
kannte nur noch den verzweifelten Wunsch, sich
irgendwo festzuhalten, um nicht in die Tiefe gerissen zu
werden. Schließlich stand sie mit Bauch und Gesicht an
den rauhen Stein gepreßt da, keuchte und wagte einen
Blick zurück nach oben. Am Rand stand ihr Vater in aller
Ruhe da.
»Geht weiter«, schien sein Mund zu sagen, wie sie nur
raten konnte, denn der Wind trug die Worte fort. Geht
weiter. Ein Anfang ist gemacht, jetzt wollt Ihr doch nicht
mehr zurück.
Aschure, vorwärts.
Weiter, Aschure.
Sie drückte sich immer noch an den Fels und rang
darum, vor Schmerz und Furcht nicht ohnmächtig zu
werden. Etwas war auf dem stolpernden Weg die ersten
Stufen hinunter in ihr zerrissen, und jetzt wußte sie auch,
was. Die Blutungen hatten wieder begonnen.
Rasch, Aschure.
Der Tod erwartet Euch nur, wenn Ihr länger zaudert.
Nein, nur dann, wenn ich jetzt einfach loslaufe, sagte
sie und ärgerte sich furchtbar über Wolfstern und das, das
aus den Wogen zu ihr sprach. Langsam drehte sich die
junge Frau um und setzte sich dann vorsichtig auf die
Stufen. Behutsam bewegte sie sich jetzt vorwärts. Erst
die Füße, dann der Rest. Aschure löste die Hände nur,
wenn sich das als unumgänglich erwies, und suchte dann
auch gleich den nächsten Halt.
Während die junge Frau sich auf diese Weise nach
unten bewegte, blieb sie so dicht wie möglich an den
Klippen. Doch auch so befand sich auf der Außenseite
nur ein Fingerbreit Stein, ehe der jähe Abgrund begann.
Stückchen für Stückchen gelangte sie so nach unten.
Aber mittlerweile hatte sie eine Menge Blut verloren,
und ihr wurde ganz schwindlig.
Ich bin so gut wie tot, dachte Aschure, denn ich werde
nie mehr in der Lage sein, die Stufen wieder hinaufzusteigen.
Aschure!
Gebt Ruhe, ich komme ja schon.
Dann rutschte sie aus und glitt mehrere Stufen auf
einmal hinunter. Daß es nicht noch mehr wurden,
verdankte sie lediglich einem vorstehenden Stück Fels,
an dem sie sich gerade noch festhalten konnte.
Ihre Beine hingen über dem Abgrund über dem Rand.
Aschure konnte sie an sich ziehen, aber die Anstrengung ließ ihr das Herz bis zum Hals schlagen.
Irgendwann erwarteten sie keine neuen Stufen mehr,
sondern nur noch das hungrige Locken der Wellen.
»Was geht hier vor?« jammerte die junge Frau und
preßte sich an den Fels. »Was geschieht mit mir?«
»Aschure«, ertönte eine liebevolle Stimme. Sie fuhr
vor Schreck so zusammen, daß sie von den Klippen
gestürzt wäre, wenn nicht eine samtweiche Hand sie am
Arm festgehalten hätte. »Hier ist eine Tür. Seht Ihr sie?
Eure Hand faßt bereits ihren Knauf.«
Langsam und

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