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Das Vermachtnis der Sternenbraut - Unter dem Weltenbaum 05

Das Vermachtnis der Sternenbraut - Unter dem Weltenbaum 05

Titel: Das Vermachtnis der Sternenbraut - Unter dem Weltenbaum 05 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglass Sara
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Schreckensregiment leiden?
Warum habt Ihr mich in meinem Schmerz und Kummer
allein gelassen?«
»Warum Niah sterben mußte, warum Euch das Leid
nicht erspart blieb? Das alles geschah aus einem einzigen
Grund, aus demselben Grund …« Wolfstern zögerte,
weil er die Wahrheit haßte, die er ihr nun aufdecken
mußte: »Weil Euch das Leiden vorherbestimmt war …«
Sternenströmer sprang auf die Beine, weil er seinen
Ohren nicht trauen wollte. »Kein Kind sollte jemals
leiden müssen! Wie könnt Ihr uns hier in aller Seelenruhe
so etwas sagen?«
Wolfstern riß es ebenfalls hoch. »Weil ich unermeßlich viel mehr weiß als Ihr, Vogelmann, und weil ich
noch viel mehr gelitten habe! Wollt Ihr nun wohl die
Güte haben, mich fortfahren zu lassen?«
»Schwiegervater!« beschwor Aschure ihn, und er beherrschte sich, nachdem sein Ahn sich wieder gesetzt hatte.
»Meine Tochter, wahrscheinlich glaubt Ihr mir nicht,
aber ich habe jeden Tag um Euch geweint, den Ihr bei
Hagen ausharren mußtet. Als ich eben sagte, Euch war es
vorherbestimmt zu leiden, sollte das nicht heißen, daß ich
das gewollt oder bewirkt hätte. Ich bin genau so an die
Prophezeiung gebunden wie jeder andere. Selbst ich muß
ihr gehorchen … auch wenn ich manchmal nicht
verstanden hatte, warum die Weissagung Dinge so und
nicht anders verlangte.«
»Genug der Entschuldigungen, Wolfstern!« fuhr
Sternenströmer ihn an. »Warum mußte Aschure leiden?«
Der alte Zauberer seufzte und rieb sich die Augen.
»Dessentwegen, was Euch bestimmt ist, meine Tochter.«
Er ließ ihre Hand los, und als er sie nach einer Weile
wieder ansah, konnten weder Aschure noch Sternenströmer die tiefe Liebe in seinem Blick übersehen. »Eines
Tages werdet Ihr über gewaltige Macht gebieten, meine
Tochter, und dieser Tag ist nicht mehr fern. Größere
Macht noch, als ich sie besitze, und bedeutend mehr, als
Sternenströmer sein eigen nennt.« Er warf seinem
Urenkel einen vernichtenden Blick zu. »Aschure, Ihr
mußtet leiden, weil nur Leid Mitgefühl gebiert. Und ohne
Rücksicht und Mitgefühl würdet Ihr die Macht mißbrauchen, die Euer wird. Das Leid erwies sich als notwendig,
um Euch zu der Frau zu formen, die Ihr in absehbarer
Zeit sein werdet.«
»Und Ihr wollt ebenso, wenn nicht sogar mehr, gelitten haben, Wolfstern?« fragte Sternenströmer spöttisch.
»Mehr als Ihr Euch in Euren schlimmsten Alpträumen
ausmalen könnt, Urenkel«, erwiderte Wolfstern leise.
»Genug jetzt, Ihr beiden. Vater, was meint Ihr damit,
ich sollte zu der Frau geformt werden, die ich eines
Tages sein werde?«
»Wenn der Morgen graut, erhaltet Ihr darauf Antwort,
Aschure, das verspreche ich Euch. Aber zur jetzigen Zeit
darf ich Euch nicht mehr sagen.« Nicht, so lange
Sternenströmer sich im selben Raum aufhielt.
Die junge Frau nickte und gab sich auch damit zufrieden. Aber sie wollte noch mehr über die Hintergründe
ihrer fürchterlichen Kindheit erfahren: »Warum mußte es
mich gerade nach Smyrdon verschlagen? Warum
ausgerechnet zu Hagen? Und wieso wurde Niah so weit
nach Norden geschickt?« Sie zögerte kurz. »Leid kann
man doch auch an anderen Orten zufügen.«
»Weil Ihr an einen Ort mußtet, an dem Ihr Axis begegnen würdet. Und weil Ihr Artor nahe sein solltet.
Smyrdon stellt für diesen Gott einen ganz besonderen Ort
dar. Sein Herzland sozusagen. Dort solltet Ihr in Seiner
nächsten Nähe aufwachsen, um Ihn besser zu verstehen
und Seine Schwächen kennenzulernen.«
»Wie bitte?« entfuhr es der jungen Frau. Warum
ausgerechnet Artor? Aber ihr Vater ließ sich nicht zu
weiteren Auskünften erweichen und saß mit steinerner
Miene da.
»Habt Ihr mich dort besucht?« wollte sie wissen.
Der Zauberer nickte. »Ich wollte Euch doch nicht
völlig im Stich lassen, sondern habe vielmehr alles für
Euch getan, was mir möglich war.«
»Alayne«, flüsterte die junge Frau und eine dunkle
Vorstellung überkam sie langsam, welch Meister der
Verkleidung ihr Vater war.
Wolfstern nickte wieder, aber Sternenströmer blickte
verständnislos drein.
»Als ich noch ein Mädchen und Niah gestorben war«,
erklärte Aschure ihm, »kam ein wandernder Schmied alle
paar Wochen nach Smyrdon. Er hieß Alayne und erzählte
mir viele Geschichten. Ich hielt ihn für meinen besten
und einzigen Freund.« Sie lachte bitter. »Der Schmied
erzählte mir die alten Sagen von Caelum. Die haben
solchen Eindruck bei mir hinterlassen, daß ich schließlich
meinen Erstgeborenen nach ihm nannte.

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