Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Vermachtnis der Sternenbraut - Unter dem Weltenbaum 05

Das Vermachtnis der Sternenbraut - Unter dem Weltenbaum 05

Titel: Das Vermachtnis der Sternenbraut - Unter dem Weltenbaum 05 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglass Sara
Vom Netzwerk:

begegnen konnte. Selbst jetzt spürte sie die Ablehnung,
die wie eine dicke schwarze Wolke von der Wiege
aufstieg.
Caelum preßte sich auch gleich enger an sie. Aschure
lächelte ihm zu und war ihm dankbar für die Zuneigung,
die er ihr schenkte.
Dann schaute sie hinein.
Ihr zweiter Sohn hatte Wolfsterns Haar. Dichte
schwarze Locken bedeckten sein Haupt, und die weit
aufgerissenen großen Augen starrten sie feindselig an.
Sie besaßen eine tiefere violette Färbung, als Aschure
dies je vorher bei einem Ikarier gesehen hatte.
Drachenstern. Im ersten Moment hatte sie nicht begreifen können, warum ihr Schwiegervater diesen Namen
für den Knaben ausgesucht hatte. Aber als sie ihn jetzt
betrachtete, verstand sie Sternenströmers Wahl. Der
Junge wirkte mächtig, überaus mächtig, und würde im
Heranwachsen noch mehr Macht hinzugewinnen.
Dennoch hielt sie einen solchen Namen immer noch für
ein böses Omen.
Caelum zitterte, und Aschure schlang die Arme fester
um ihn. Langsam und zögernd streckte sie dann die Hand
in die Wiege. Doch bevor sie Drachensterns Haar
erreichte, ergriff er schon mit beiden Händen ihren
Zeigefinger.
Die junge Frau war erschrocken. Die Händchen des
Knaben drückten mit erstaunlicher Kraft, und gleichzeitig verengten sich seine Augen vor Anstrengung.
Da auf einmal reichte es ihr endgültig. Aschure hatte
lange darum gekämpft und viele Anstrengungen auf sich
genommen, diese beiden Kinder zu behalten und
auszutragen. Und wenn sie beschlossen hatte, Axis trotz
all dessen, was er ihr angetan hatte, weiterhin zu lieben,
so war das allein ihre Sache und ging niemanden sonst
etwas an.
»Kleiner Teufel«, murmelte sie und sandte dem Kleinen durch Gedankenkraft einen scharfen Tadel zu.
Drachenstern ließ ihren Finger mit einem überraschten
Schrei los, und seine Mutter hoffte, daß er sich nun
wenigstens etwas unbehaglich fühlte. Dann legte sie ihm
genau diesen Finger auf die Stirn.
»Willkommen, Drachenstern Sonnenflieger, im Haus
der Sterne. Ich heiße Aschure und bin Eure Mutter …
und ich lasse mich bestimmt nicht so sehr drangsalieren,
wie Ihr Euch das vielleicht vorgestellt habt. Ich hoffe,
daß wir irgendwann lernen, einander zu achten und
miteinander zu leben.«
Drachenstern sah sie nur an, ohne mit der Wimper zu
zucken.
»Caelum?«
Etwas widerwillig ließ ihr Erstgeborener sich hinabhalten, um seinen Bruder zu begrüßen. Aschure spürte
deutlich seine Erleichterung, als sie ihn wieder zu sich
hoch hob.
Armer Caelum, der Ihr einen solchen jüngeren Bruder
bekommen habt. Wie oft wird er Euch plagen? Aber Ihr
seid der Erbe Eures Vaters, und er hat Euch genügend
Kraft vermacht, um auch mit einem solchen Teufelsbraten fertig zu werden.
Axis’ eigene Brüder haben ihm nichts als Kummer
und Leid beschert, dachte sie. Ich hoffe, Drachenstern
wird sich gegenüber Caelum nicht als gar so arg erweisen. Aschure lächelte humorlos. Ich kann das wirklich
nur hoffen.
Erleichtert, diese Pflicht hinter sich gebracht zu haben,
entfernte sich die junge Frau von den Wiegen. »Morgen
reisen wir nach Karlon, Caelum, und von dort reise ich
zu Eurem Vater.«
    Axis.
Aschure saß vor dem Kamin in einem bequemen
Sessel, und während sie Caelum die Brust gab, dachte sie
an ihren Gemahl. Die Torwächterin hatte gesagt, daß der
Krieger gebettelt und gefleht habe, um durch das Tor
eingelassen zu werden und sterben zu können. Aber der
Schwur, den er bei ihrer Hochzeit vor dem Ring der
Ersten Zauberin – dem Reif der Sterne – abgelegt hatte,
hatte ihm den ersehnten Tod verwehrt. Bei den Sternen,
sagte sich die junge Frau betrübt, seine Verletzungen
müssen fürchterlich sein, wenn sie ihn vor die Torwächterin gebracht haben.
Und wenn er noch lebt, wie erträgt er dann solche
tödlichen Verwundungen und die Schmerzen?
Axis! rief sie ihn in Gedanken … und erhielt natürlich
keine Antwort.
32 K RIEGSRAT
    »Axis?«
Belial beugte sich über ihn und berührte ihn an der
Schulter … fuhr aber gleich zurück, als der Krieger
erschrocken zusammenzuckte. »Verzeiht bitte, ich hatte
nicht gesehen, daß Ihr gerade geschlafen habt.«
Bei der Mutter, dachte der Leutnant, wie kann er bei
solchen Schmerzen nur Schlaf finden?
»Ich habe nur gedöst«, entgegnete Axis. »Nur die
Gedanken treiben lassen.«
Belial setzte sich wieder auf seinen Hocker und warf
einen Blick auf Magariz. Arne stand am Zelteingang und
trat unruhig von einem Fuß auf den anderen.
Niemand wußte so recht, was zu tun

Weitere Kostenlose Bücher