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Das Vermachtnis der Sternenbraut - Unter dem Weltenbaum 05

Das Vermachtnis der Sternenbraut - Unter dem Weltenbaum 05

Titel: Das Vermachtnis der Sternenbraut - Unter dem Weltenbaum 05 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglass Sara
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Lagerfeuer einzustimmen, als sie gemeinsam
durch die Eisdachalpen zu der Beltidenfeier gereist
waren. Auch damals hatte ihre Stimme tonlos und
unangenehm rauh geklungen. Aber nach der Entfernung
der Blockade, hinter der Aschures wahres Wesen und
ihre Macht verborgen lagen, hatte Axis fest damit
gerechnet, daß ihre musikalischen Fähigkeiten nun auf
ganz natürliche Weise zum Vorschein kämen.
    Aber offenkundig war das nicht der Fall. Wenn Aschure tatsächlich über irgendeine Macht verfügte, dann war
sie ohne Zweifel außerstande, sie mittels eines Liedes zur
Geltung zu bringen.
    Unbemerkt wackelte Caelum auf seinen unsicheren
Beinchen zu dem Sofa, auf dem seine Eltern saßen.
»Mama«, erklärte er zur Überraschung der Erwachsenen. »Ganz leicht. Seht Ihr?«
Und er summte das Lied der trocknenden Wäsche
ebenso wunderschön wie sein Vater.
Aschure öffnete die Augen, starrte ihren Sohn an und
brach in Tränen aus.
Axis brachte den Jungen mit einem ärgerlichen Blick
zum Schweigen und nahm Aschure in die Arme. »Ruhig,
meine Liebste. Ich bin sicher, daß …«
»Nein!« schrie sie. »Es ist hoffnungslos. Ich werde das
niemals lernen.«
»Mein Sohn«, wandte Sternenströmer mit sanfter
Stimme ein. »Vielleicht ist es tatsächlich unmöglich, da
Aschure zwar von den Sonnenfliegern abstammt, ihre
Blutbande aber zu weit von den unseren entfernt sind. Es
ist denkbar, daß wir deshalb nicht in der Lage sind, sie zu
unterrichten.«
Die Gabe und die Kräfte der ikarischen Zauberer
ließen sich ausschließlich vererben. Eltern gaben das
Erbe an ihre Kinder weiter, und die Zauberer durften nur
von einem Angehörigen ihres eigenen Hauses oder einem
Familienmitglied ausgebildet werden, für gewöhnlich
von einem nahen Blutsverwandten. Normalerweise
unterrichtete ein Elternteil den zukünftigen Zauberer,
aber manchmal mußte das auch ein naher Verwandter
übernehmen. Axis’ Großmutter Morgenstern hatte
seinerzeit ihren Sohn Sternenströmer bei der Ausbildung
seines eigenen Sohnes unterstützt.
Aber Wolfstern entstammte einer Generation von
Sonnenfliegern, die vor viertausend Jahren gelebt hatte.
Er war gestorben, zu Grabe getragen worden und durch
das Sternentor geschritten, um aus Gründen zurückzukehren, die sich weder der Krieger noch sein Vater bis
jetzt erklären konnten.
Axis starrte seinen Vater an, dann richtete er den Blick
auf seine Frau. »Mein Herz, Sternenströmer könnte recht
haben.«
Aschure lehnte sich zurück. »Aber Wolfstern konnte
sowohl Euch als auch Gorgrael in der Zauberkunst
unterweisen, Axis. Ihr seid von seinem Blut so weit
entfernt wie ich von Eurem.«
»Keiner von uns weiß, über welche Macht Wolfstern
inzwischen verfügt«, meinte Sternenströmer. »Offensichtlich ist er fähig, jede beliebige Erblinie zu nutzen,
ganz im Gegensatz zu Axis und mir.«
»Dann könnte mich vielleicht Caelum unterrichten«,
sagte Aschure. »Überlegt nur, wie mühelos er das Lied
der trocknenden Wäsche gelernt hat!« Oh, es wurmte sie
so sehr, daß sie nicht einmal ein lächerlich einfaches Lied
lernen konnte, während dies einem nicht einmal einjährigen Kind mühelos gelang! »Und er steht in ebenso
gerader Verwandtschaftslinie zu mir wie Wolfstern.«
Diese Möglichkeit war Axis noch gar nicht in den
Sinn gekommen, deshalb zog er jetzt überrascht die
Augenbrauen hoch und blickte seinen Vater stumm
fragend an. Ein Kind sollte einen Elternteil unterrichten?
Einen solchen Versuch hatte man niemals zuvor unternommen – aber andererseits hatte auch noch nie ein
ikarischer Zauberer seine Macht nach der Geburt des
eigenen Kindes erlangt.
Weder Axis noch Sternenströmer gefiel die Vorstellung – ein nahezu unausgebildetes Kind konnte einem
ebenso unausgebildeten Elternteil enormen Schaden
zufügen, aber welches Unheil vermochte das Lied der
trocknenden Wäsche schon anzurichten? Schlimmstenfalls würde eine warme Brise entstehen und den Raum
durchwehen. Und ob Caelum tatsächlich in der Lage war,
Aschure zu unterweisen, sollte man am besten gleich
herausfinden.
Sternenströmer erriet Axis’ Gedanken und nickte
kaum merklich.
Der Krieger musterte seinen Sohn. Er grollte ihm noch
immer, weil der Knabe sich vor seiner Mutter aufgespielt
hatte. Selbst in seinem zarten Alter hätte Caelum mehr
Feingefühl zeigen müssen.
Nun, Caelum, möchtet Ihr es versuchen?
Diesen Gedanken konnten alle Anwesenden empfangen. Die Kraft, mittels Gedanken zu hören und gelegentlich auch

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