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Das Vermachtnis der Sternenbraut - Unter dem Weltenbaum 05

Das Vermachtnis der Sternenbraut - Unter dem Weltenbaum 05

Titel: Das Vermachtnis der Sternenbraut - Unter dem Weltenbaum 05 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglass Sara
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Schmerz und
Entsetzen.
Faraday hatte darauf hingewiesen, daß dieses Erlebnis
die Kinder beeinflussen würde, obwohl sie nicht zu sagen
gewußt hatte, auf welche Weise. Inzwischen wußten
Aschure und Axis Bescheid.
Die Erweckung war erfolgreich verlaufen, da die
Kinder inzwischen ihr volles Bewußtsein erlangt hatten
und lebhaft waren. Aber während des Vorgangs und in
den darauffolgenden Tagen drängte sich Axis und
Aschure die schmerzliche Erkenntnis auf, daß die
Zwillinge ihrem Vater mit Mißtrauen und Ablehnung
begegneten. Aschure und Axis konnten die Ablehnung
jedesmal spüren, wenn Axis seine Frau berührte. Sogar
jetzt, da sie aneinandergeschmiegt auf dem Diwan saßen,
fühlten beide die wachsende Feindseligkeit der Zwillinge. Jede weitergehende Zweisamkeit wurde dadurch
unmöglich. Sowohl Aschures geschwächter Zustand als
auch der Groll der Zwillinge hatten verhindert, daß Axis
und Aschure ihre Ehe vollzogen. Axis hatte die Frau
verletzt, in deren Leib sie herangewachsen waren, und
anders als Caelum waren die Zwillinge nicht bereit, ihm
zu vergeben. Selbst für ihre Mutter empfanden sie keine
Zuneigung. Aschure konnte die vollkommene Gleichgültigkeit spüren, die ihr von den Kindern entgegengebracht
wurde. Die Zwillinge schienen nur füreinander da zu
sein, und ihren Eltern begegneten sie entweder mit
Mißtrauen oder mit Gleichgültigkeit.
Axis hatte Aschures erneute Schwangerschaft erst spät
bemerkt, weil er niemals die Regungen des Blutes der
heranwachsenden Kinder gespürt hatte. Bis zu der
traumatischen Erfahrung vor vier Tagen, ging ihm jetzt
durch den Sinn, waren die Zwillinge so sehr ineinander
vertieft gewesen, daß ihr Sonnenfliegerblut nicht über
den Mutterbauch hinaus wahrzunehmen war.
Er fragte sich nun nicht zum ersten Mal, welche Art
von Nachwuchs er wohl gezeugt haben mochte.
Als Kinder solch mächtiger Eltern würden die Zwillinge selbst zu Zauberern heranwachsen – sogar im
Mutterleib bewiesen sie bereits ihre erwachenden Kräfte.
Aschure seufzte. Seit ihrer Erweckung weigerten sich die
Zwillinge, ihrem Vater zuzuhören, der sich fünfmal
anschickte, sie zu unterrichten.
Blockierten sie jetzt auf irgendeine Weise Aschures
Kräfte?
Axis und Aschure schauten zuerst einander, dann
Sternenströmer an, um ihn an ihren Gedanken teilhaben
zu lassen. Sie hatten ihm von den Schwierigkeiten mit
den Zwillingen erzählt, und als er versuchte, mit den
Kindern in Verbindung zu treten, hatte Sternenströmer
unfaßbarerweise damit mehr Erfolg als die Eltern gehabt.
Während sie mit Caelum schwanger ging, hatte Aschure
nicht zugelassen, daß Sternenströmer sie berührte. Ihr
war jedoch bewußt, daß er ganz gewiß derjenige
Zauberer sein würde, der den überwiegenden Teil der
Ausbildung der ungeborenen Zwillinge übernahm.
Jetzt schüttelte Axis’ Vater den Kopf. »Nein, ich
glaube nicht, daß sie dazu in der Lage sind. Zwar reifen
in ihnen sicher gewaltige Kräfte heran, aber zur Zeit sind
sie dafür wohl doch nicht stark genug. Und warum
sollten sie Eure Kräfte überhaupt blockieren wollen?
Nein, Aschure. Wenn Ihr in Eure Kräfte nicht im Lauf
der Zeit auf natürliche, ungezwungene Weise hineinwachst, dann ist Wolfstern die einzige Person, die Euch
unterrichten kann.«
3 D IE
W
ÄCHTER
    Einige Stockwerke tiefer saßen die Wächter im Kreis
zusammen und hielten sich an den Händen. In tiefem
Schweigen suchten sie sich zu erinnern.
    Damals, in einer angenehmen Nacht vor ungefähr
dreitausend Jahren, versammelten sich die Charoniten in
dem Gelaß unterhalb des Brunnens, der zu der Höhle an
den Ufern des Nordra führte.
    Die beiden von der allerersten Zauberin abstammenden Völker, die Charoniten und die Ikarier, hatten sich
vor etwa zwölftausend Jahren getrennt. Da die Vogelmenschen den offenen Himmel liebten und zu den
Sternen beteten, entwickelten sie Flügel, um ihre
Sehnsüchte zu stillen. Die viel mehr nach innen
gerichteten Charoniten hingegen gaben den Tiefen den
Vorzug vor den Höhen. Mit der Zeit entdeckten sie die
Unterwelt und die Wasserwege, die sie ausbauten. Zwar
studierten auch die Charoniten weiterhin die Sterne –
und vor allem ihre Kanäle spiegelten die Musik des
Sternentanzes wider –, aber sie zogen sich mehr und
mehr zurück, bis sogar die meisten Ikarier sie für
Fabelwesen hielten.
    Alle zwanzig Jahre gaben die Charoniten ihrem Verlangen nach, wieder einmal die Sterne am Firmament zu
sehen, den sanften Wind der

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