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Das Vermachtnis der Sternenbraut - Unter dem Weltenbaum 05

Das Vermachtnis der Sternenbraut - Unter dem Weltenbaum 05

Titel: Das Vermachtnis der Sternenbraut - Unter dem Weltenbaum 05 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglass Sara
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Ikarier
diese Höhen die Minarettberge. Die uralten Städte lagen
zwar weitgehend noch nicht wieder frei, aber Faraday
verstand schon, warum man diesem Gebirge einen
solchen Namen gegeben hatte. Jeden Tag wurde ein
neuer Spitzturm von dem Zauber befreit, der ihn so lange
verborgen gehalten hatte. Und abends ragten dann immer
mehr Minarette in den Himmel hinein.
    Wie auch schon beim Krallenturm hatten die Vogelmenschen auch hier die meisten Anlagen inmitten der Berge
errichtet. Faraday erfuhr zu ihrem großen Erstaunen, daß
die gesamten Höhen von luftigen Gängen und Kammern
durchzogen waren. Aber die alten Ikarier hatten sich nicht
allein auf das Berginnere beschränkt. Endlose Arkadengänge wanden sich um die Berge herum. Sanfte Terrassen
boten einen hervorragenden Ausblick auf Skarabost und
Arkness. Plattformen und Balkone bedeckten die Hänge,
von denen sich die Vogelmenschen in die thermischen
Winde abstoßen oder nach einem Flug zu den Sternen
wieder landen konnten. Und dazu die Minarette selbst,
schlanke Türme aus rosafarbenem, goldenem oder blauem
Stein, die hundert Meter oder mehr in den Himmel ragten.
    Und um all diese Wunder aus Terrassen, Balkonen
und Türmen würde sich bald schon das Bardenmeer
wiegen. Die Vogelmenschen zeigten der Edlen, wo sie
die Schößlinge einsetzen sollte.
    »Einst erhoben sich Minarette mitten im Herzen der
großen Wälder«, erklärten sie Faraday, »die Tencendor
überzogen. Die großen Türme schoben sich durch die
Dächer aus Laub, um die Sonne zu begrüßen. Und in
absehbarer Zeit werden sie das wieder tun. Dies ist der
Ort, an dem Awaren und Ikarier Seite an Seite zusammenlebten und wo die Mutter und die Sternengötter wandelten
und sangen. Auch das wird bald wieder geschehen.«
    An dem Tag, an dem Faraday und die Bäuerin Renkin
den Gipfel bestiegen, der dicht am Farnbruchsee lag,
drehte Faraday sich um und schaute zurück.
    »Mutter, ich wünsche mir, daß ich eines Tages dieses
Land in all seiner neuen Schönheit schauen darf«,
flüsterte sie, und die Bäuerin sah sie besorgt an.
    »Aber das werdet Ihr, Herrin«, sprach Frau Renkin.
»Warum solltet Ihr nicht?«
Doch die Edle lächelte sie nur traurig an, nahm ihren
Arm und drehte sie zum Farnbruchsee.
»Sehet, die Mutter.«
Unter ihnen leuchtete das Gewässer leicht im Nachmittagslicht, und es erschien ihr nicht ganz so schön wie
in den Zeiten, in denen es in voller Energie erstrahlte,
aber dennoch bestaunenswert. Faraday hatte die Hänge
bis hinauf zum Gipfel bepflanzt, und jetzt würde sie die
andere Seite bis hinunter zum Ufer mit Setzlingen
versehen, um so die Reste des alten Waldes an der
Biegung des Sees mit dem Bardenmeer zu vereinen.
Die Bäuerin spürte, daß Faraday sich mit einem Mal
verkrampfte, und wieder betrachtete sie Faraday voller
Sorge. »Was ist mit Euch, Herrin?«
»Nichts!« lachte die Edle. »Schaut doch nur.«
Frau Renkin blinzelte. Einige dunkle Schatten lösten
sich aus den Bäumen und zeigten auf sie und Faraday.
»Die Awaren!« jauchzte Faraday, und ihre Finger
schlossen sich vor Aufregung immer fester um den Arm
der Bäuerin.
Sie fragte sich schon seit langem, ob die Waldläufer
sich nun, da die Macht des Seneschalls gebrochen war,
weiter in den Süden wagen würden. Oder ob sie es
vorzogen, in Awarinheim zu warten, bis die Baumfreundin mit ihrem Bardenmeer zu ihnen vorgedrungen sei.
Doch hier kamen sie, mindestens ein halbes Dutzend,
und winkten ihr zu, und Faraday konnte sich vor Freude
kaum fassen. Natürlich hätte es ihr nichts ausgemacht, das
Jultidenfest allein mit Frau Renkin am Farnbruchsee zu
begehen. Aber nun, da auch Waldläufer daran teilnehmen
würden, stand eine ganz besondere Nacht bevor.
Bislang hatte die Edle von den Awaren lediglich
Ramu und Schra kennengelernt, und auch sie nur kurz.
Jetzt würde die Baumfreundin endlich mehr über dieses
Volk der Waldläufer erfahren.
Aber sie mußte ihre Freude auf das Fest auf später
verschieben, denn die Nachmittagsaussaat lag noch vor
ihr. Und sie wollte mit ihrem Frohsinn nicht die Begeisterung der kleinen Bäumchen stören, die heute endlich
aus ihrem Töpfchen durften und in die Erde Tencendors
eingesetzt werden würden. Der Jubel der heutigen
Schößlinge ließ sich fast mit Händen greifen, kam ihnen
doch die Ehre zu, in der Nähe der Mutter, am Ufer ihres
Sees, aufwachsen zu dürfen. Damit hätte Faraday dann
einen Großteil der ursprünglichen Wälder

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