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Das Vermachtnis der Sternenbraut - Unter dem Weltenbaum 05

Das Vermachtnis der Sternenbraut - Unter dem Weltenbaum 05

Titel: Das Vermachtnis der Sternenbraut - Unter dem Weltenbaum 05 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglass Sara
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müssen. Mit
einem Mal empfanden beide Frauen die Nacht als nicht
mehr ganz so angenehm warm.
    »Um der Wahrheit die Ehre zu geben, sie ist sogar
meine Freundin. Aber warum fragt Ihr?«
»Die junge Frau hat einige Monate bei uns gelebt.«
»Ich höre aus Eurer Stimme heraus, daß Ihr sie nicht
sonderlich schätzt«, bemerkte Faraday.
Barsarbe legte sich ihre Antwort sorgfältig zurecht,
denn immerhin hatte die Baumfreundin erklärt, daß
Aschure ihre Freundin sei. »Diese junge Frau war die
erste Ebenenbewohnerin, na gut, abgesehen von Rivkah,
die wir Awaren näher kennenlernten. Ihr Verhalten …
bestürzte uns … Die Gewalt, die ihr ständiger Begleiter
zu sein scheint, beunruhigte uns zutiefst.«
Faraday drehte sich zu der Magierin um und sah ihr
ernst ins Gesicht. »Aschure wurde genau so ein Opfer der
Gewalt wie Euer Volk.«
Barsarbe schüttelte sich. Ihr war es einfach unmöglich,
die junge Frau als Opfer von Gewalt anzusehen, trotz der
Narben auf ihrem Rücken. »Verzeiht bitte, Baumfreundin,
aber aus irgendwelchen Gründen war es mir nie möglich,
freundliche Gefühle für sie zu hegen …« Die Magierin
schwieg kurz. »Was ist denn aus ihr geworden?«
Die Edle sah sie immer noch aus ihren grünen Augen
ernst an. »Ich fürchte, was ich Euch jetzt mitteile, wird
Euch nicht gefallen … Sie hat Axis geheiratet und ihm
drei Kinder geschenkt.«
Barsarbe fuhr zurück, als hätte sie einen Dämon gesehen. »Aber das stand doch Euch zu!« zischte die
Waldläuferin. »Wie konnte Aschure sich zwischen Euch
… Wie konnte er Euch das antun?« Sie senkte angewidert den Blick. »Wie konnte der Sternenmann Euch nur
so betrügen? Das war bestimmt allein ihr Werk! Dahinter
steckte Aschure!«
»Magierin«, entgegnete Faraday streng, um dem
Ausbruch der Awarin ein Ende zu machen, »niemandem
kann die Schuld für das zugemessen werden, was sich in
der letzten Zeit ereignet hat. Niemandem ist ein Vorwurf
zu machen, und keiner hat das Recht, schlecht über diese
beiden zu denken. Ich fühle Bedauern, ja, gewiß, und
auch eine gehörige Traurigkeit, aber ich weise niemandem Schuld zu. Barsarbe, glaubt mir, Aschure hat keinen
Eurer Vorwürfe verdient.«
Aber so leicht ließ die Magierin sich nicht beschwichtigen: »In der zweiten Strophe der Prophezeiung steht
aber doch eindeutig, daß Ihr …«
»Nein, da hat man die Weissagung wohl falsch verstanden«, erwiderte die Edle hart. »Ja, ich habe ›selig
umfangen des Nachts den Mann, der den Gemahl
erschlug‹, aber ich habe ihn nicht geheiratet. Und
Aschure … nun, sie hat eine schlimme Kindheit hinter
sich. Wie Axis ist sie eine halbe Ikarierin, sogar eine
Zauberin, und vermutlich steckt noch viel mehr in ihr,
nur waren all ihre Fähigkeiten und Gaben lange tief in ihr
vergraben. Die junge Frau befehligt mehr Zaubermacht
als ich oder selbst Axis. Die Gehörnten und die Mutter
haben sie bei sich aufgenommen, nicht allein wegen ihrer
Zauberkräfte, sondern um ihrer selbst willen. Versucht
doch bitte, das auch zu tun.«
Die Magierin wandte sich halb von ihr ab, und Faraday sah, wie ein Muskel ihrer Wange zuckte.
»Aschure ist doch meine Freundin«, fügte die Edle
leise und bekümmert hinzu.
Barsarbe wußte mit einem Mal, warum sie die junge
Frau so sehr haßte: Das lag nicht allein an der Gewalt,
die Aschure wie ein Schatten folgte – und das wäre für
sich genommen schon scheußlich genug gewesen –,
sondern vielmehr in dem bei der ersten Begegnung nur
erahnten und jetzt bestätigten Wissen, daß die Baumfreundin sie liebte. Die Magierin konnte sich nicht mit
dem besonderen Band zwischen diesen beiden Frauen
abfinden, wehrte sich dagegen. Baumfreundin gehörte
den Awaren und niemand anderem!
»Ich gehöre keinem!« fauchte Faraday sie an. »Und
ich suche mir selbst meine Freunde aus. Axis braucht
Aschure, ich brauche sie, und die Mutter möge verhüten,
Barsarbe, daß Ihr Euch eines Tages in der Lage wiederfindet, sie ebenfalls zu brauchen!«
»Nein, ich vermag einfach nicht zu glauben, daß der
Sternenmann Euch um ihretwillen fallengelassen hat«,
entgegnete die Waldläuferin. »Vielleicht sollten die
Awaren ihren Schwur überdenken, sich hinter ihn zu
stellen.«
Faraday mußte an sich halten, um nicht vor Wut zu
explodieren. Sie konnte einfach nicht verstehen, warum
Barsarbe so sehr haßte und dann auch noch alles bewußt
falsch verstand. Kein Wunder, sagte sie sich düster, daß
auch Gorgrael so unmäßig haßt. Das scheint an

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