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Das Vermachtnis der Sternenbraut - Unter dem Weltenbaum 05

Das Vermachtnis der Sternenbraut - Unter dem Weltenbaum 05

Titel: Das Vermachtnis der Sternenbraut - Unter dem Weltenbaum 05 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglass Sara
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verlieren. Sie, stets die
unabhängigste von ihnen, hatte ihre Freiheit lange genug
genossen.
»Und ebenso steuern wir auf …«
»Genug, Ogden!« ermahnte Jack ihn. »Wir alle waren
uns von Anfang an darüber im klaren, was der Dienst an
der Prophezeiung uns aufbürden würde. Nach so langer
Zeit dürfte es nun überflüssig sein, uns noch einmal an
unser unabwendbares Schicksal zu erinnern. So bleibt für
uns nur, uns unseren letzten Pflichten zu stellen. Sobald
Axis nach Norden zieht, um sich Gorgrael zu stellen,
erwarten uns unsere letzten Aufgaben.«
Damit hatte er es ausgesprochen.
Yr nickte steif, und einen Augenblick später taten es
ihr die anderen nach.
»Faraday bewegt sich nach Osten«, meinte sie. »Axis
bereitet sich darauf vor, in Richtung Norden zu ziehen,
und Aschure … nun, wer weiß, was sie tun wird.«
Schweigend dachten die anderen über Aschure nach.
Das Auftauchen des Ringes der ersten Zauberin und die
von ihm getroffene Wahl erschütterte sogar Jack, der doch
soviel wußte. Zunächst hatte er angenommen, Aschure
habe den Wolfen und die Alaunt lediglich aufgrund ihrer
Abstammung angezogen … aber nun, da er den Ring an
ihrem Finger gesehen hatte, wußte er es besser.
Ebenso wie die erste Zauberin nur als Hüterin des
Ringes hatte dienen dürfen, so war auch Wolfstern
lediglich der Hüter des Wolfen und der Alaunt gewesen.
Und nun hatten alle drei zu ihrem angestammten Platz
heimgefunden.
Hatte der Prophet all das gewußt? Die Weissagung
selbst gab keinerlei Hinweise darauf … oder doch?
Durch das Erscheinen des Ringes hatte sich der Respekt, den die Wächter Aschure entgegenbrachten,
beträchtlich gesteigert – und ähnlich erging es ihnen mit
Axis. Der Reif sollte erst dann wiedererscheinen, wenn
der Kreis sich geschlossen hatte, und dazu schienen
sowohl die junge Frau als auch der Krieger einen
entscheidenden Beitrag geleistet zu haben.
»Wer weiß, welche Rolle sie im letzten Akt spielen
wird?« meinte Veremund. »Aber was auch immer
geschehen mag, laßt uns darauf hoffen, daß Gorgrael
niemals erfährt, wer sie wirklich ist.«
Wieder schwiegen alle, bis Yr schließlich erneut das
Wort ergriff und die Sprache wieder auf ihren eigenen
Kreis brachte.
»Da wir uns gegenwärtig in Karlon aufhalten, muß ich
als erste gehen.«
Der Schweinehirt nickte. Seine Miene wirkte ungewohnt weich und bekümmert. »Jawohl, Yr. Ihr werdet
die erste sein.«
Die Augen der Katzenfrau füllten sich mit Tränen.
»Und jetzt, da der Moment gekommen ist, fühle ich, daß
mein Herz voll Bedauern ist.«
Keiner der anderen tadelte Yr wegen ihrer Worte.
Jeder einzelne von ihnen empfand das gleiche, und
keiner hätte gezögert, es ebenso auszusprechen. Aber sie
würden niemals zulassen, daß ihr Bedauern sie daran
hinderte, ihren letzten Dienst an der Prophezeiung und
am Sternenmann zu erfüllen. Nicht, nachdem sie so weit
gekommen waren.
»Voll allergrößten Bedauerns.«
4 D IE
E
ISFESTUNG
    Über Stunden – oder waren es Tage? – saß Timozel
Knie an Knie mit Freund in dem winzigen Boot, das
leicht und mühelos über unruhige graue Wellen und
stille, eisig grüne Wasser glitt. Freund gab weiterhin
vor, zu rudern, aber der Jüngling bezweifelte nicht, daß
hier ein Zauber wirkte. Wer vermochte schon Stunde
um Stunde – oder gar Tag um Tag? – zu rudern, ohne zu
ermüden?
    Freund hatte kein Wort gesprochen, seit er aus der
Trüben Bucht gerudert war. Aber Timozel spürte mit
Bestimmtheit, daß Freund unter den Schatten seiner alles
verhüllenden Kapuze grinste. Wie ein Wahnsinniger
grinste. Der Jüngling verbrachte den größten Teil der
Zeit damit, in alle möglichen Richtungen zu starren, nur
nicht auf das Dunkle unter der schwarzen, unheimlichen
Kopfbedeckung seines Gegenübers.
    Erst nach geraumer Zeit hatte Timozel wahrgenommen, daß ihr Kahn durch grüne, glasklare Wasser glitt. Er
entdeckte große Eisberge, zunächst nur zwei oder drei,
die aus den eisigen Wellen in den Himmel emporragten.
Bald darauf steuerte der Fremde ihr winziges Gefährt
durch einen wahren Wald von riesigen Eisgebilden. Im
Süden erstreckte sich knirschendes Packeis, dahinter lag
ein stiller, ruhiger Strand. Der Jüngling drehte sich auf
seiner Bank herum, um ängstlich in diese oder jene
Richtung zu spähen. Timozel fuhr jedesmal zusammen,
wenn aus den eisigen Schluchten ein dumpfer Donner zu
ihnen herübergrollte.
    »Freund?« fragte er, als er das Schweigen keinen
Moment

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