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Das Vermächtnis

Das Vermächtnis

Titel: Das Vermächtnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathryn Lasky
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waren es die Dämonen, die von ungläubigem Staunen gepackt wurden. Wieso konnte sich diese schwer verwundete Eule überhaupt wieder in die Lüfte schwingen? Wieso flog sie so unbeirrt durch das gelbe Licht, als wäre es nur das Rosarot der aufgehenden Sonne? Und was trug sie da in den Zehen? War das etwa der Dolch des ermordeten H’rath?
    Siv hielt geradewegs auf Penryck zu.
    „Was soll das?“, rief Fürst Arrin fassungslos.
    Das wirst du gleich sehen! Siv stach mit dem Dolch nach dem Hägsdämon. Penryck wich aus. Siv folgte ihm, doch da vernahm sie ein Geräusch. Sie drehte sich um. Fürst Arrin war dicht hinter ihr. Sein Gefieder war inzwischen so struppig, dass die Luft pfeifend hindurchfuhr. Siv ging sofort in den Sinkflug. Sie hielt Ausschau nach einer eisfreien Stelle, entdeckte aber keine. Der ganze Fjord war eine geschlossene, silbrig schimmernde Fläche. Siv flog trotzdem dicht über dem Eis. Vielleicht ließen sich die Dämonen ja davon abschrecken, dass irgendwo noch offenes Wasser sein mochte. Die mörderischen Bestien kamen immer näher. Siv spürte ihren verletzten Flügel wieder. Er pochte schmerzhaft. Nein, ich lasse mich nicht ablenken! Die Schmerzen sind unwichtig. Ich muss am Leben bleiben – für mein Königreich, für meinen Sohn, für die ganze Eulenheit!
    Doch als sie nach oben schaute, wurde ihr flau im Magen. Vor dem Mond zeichneten sich die Umrisse von drei riesengroßen Dämonen ab. Siv war umzingelt!
    Ich weiß nicht, was ich getan hätte, wenn ich das alles gewusst hätte. So aber war ich ganz von dem Geschehen gefangen genommen, das sich vor meinen Augen abspielte. Es ist immer ein kleines Wunder, wenn ein Küken schlüpft. Aber dieses Küken schlüpfte unter so widrigen Umständen, dass das Wunder umso größer war.
    Von dem kleinen Loch in der Schale breitete sich ein langer Riss aus. Das Ei erbebte heftig. Es knackte so laut, dass es in der Nisthöhle widerzuhallen schien. Dann brach die Schale auseinander und ein feuchter, federloser Klumpen purzelte heraus.
    Zur gleichen Zeit stand Siv mit erhobenem Dolch auf der Eisfläche und sah den Angreifern entgegen.
    Fürst Arrin landete vor ihr. „Das ist nicht Euer Ernst, Herrin.“
    „Das ist mein voller Ernst. Zurück!“
    „Aber meine Liebe …“
    „Ich bin nicht Eure Liebe!“
    „Schon gut, schon gut … Ich habe doch nur Euer Wohl und das Eures Kindes im Sinn. Schließt Euch unserem Bündnis an, Herrin. Werdet Königin der Hägsdämonen! Hier sind schon Eure Untertanen.“ Er wies mit dem Flügel auf die Dämonen, die immer näher kamen.
    „Niemals!“
    „Als Dämonenkönigin hättet Ihr unvorstellbare Macht. Dass Ihr eine würdige Herrscherin wärt, habt Ihr bereits bewiesen. Euer Mut hat uns in Staunen versetzt, stimmt’s, Penryck?“
    „Ganz recht“, erwiderte der Hägsdämon. Er musterte Siv prüfend. „Wie hast du es geschafft, dich gegen unser Fyngrott zu wehren?“
    Siv ging nicht darauf ein. Sie wollen mich nur ablenken, dachte sie . Aber ganz gleich, was sie mir vorschlagen, lieber sterbe ich!
    „Ist Euer Küken übrigens inzwischen geschlüpft?“, wollte der Fürst wissen.
    Auch diese Frage beantwortete Siv nicht. Sie blieb stumm und reglos, als wäre sie selbst aus Eis. Die Ablenkungsversuche ihrer Gegner erreichten sie nicht. Sie fürchtete den Tod nicht mehr. Sie fürchtete nur noch eines: dass die Dämonen herausfinden könnten, wo ihr Ei in Wirklichkeit war. Das hätte ihren Sohn in höchste Gefahr gebracht, denn sie spürte jetzt ganz deutlich, dass er in ebendiesem Augenblick schlüpfte. Viele Flugstunden trennten ihn von Siv, aber trotz der großen Entfernung fühlte sie sich ihm zutiefst verbunden.
    Zum Glück hatte ich mir beim Bau des Schneddenfyrrs so viele Federn ausgezupft. Das frisch geschlüpfte Küken hatte es weich und warm. Mit dem übergroßen Kopf und den noch geschlossenen Glupschaugen sah es drollig aus. Sein Kopf war so schwer, dass es ihn kaum halten konnte. Trotzdem versuchte es sich hochzurappeln, kippte aber gleich wieder um.
    „Willkommen, kleiner Hoole“, sagte ich leise. Das Küken legte den Kopf schief, als hätte es mich gehört. „Willkommen auf der Welt.“
    Der Wind legte sich, die Bäume knarrten nicht mehr und sogar die Sterne schienen den Atem anzuhalten. Es war, als hätte die ganze Welt begriffen, dass etwas Großes geschehen war. Noch war das Küken winzig klein, aber bald würde es die Geschicke der ganzen Eulenwelt lenken.
    Auf einem entlegenen Fjord im

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