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Das Vermaechtnis

Das Vermaechtnis

Titel: Das Vermaechtnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angela Scherer-Kern
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Schiff gestohlen hat, gehört es einem Gotte oder gehört es einem Palaste, so gibt er das Dreißigfache davon; gehört es einem Untergebenen, so ersetzt er das Zehnfache davon; wenn der Dieb nichts zu geben hat, so wird er getötet “ [26] , meldet sich wieder Burgon zu Wort.
    „Wenn ich diesen Kerl zu Fassen gekriegt hätte, oho! Er musste einen riesigen Dämon im Hirn gehabt haben, der ihn verwirrt und ihn zu solch einer Kette von Übel verleitet hatte.“ Burgon hat sich wütend nach vorn gebeugt und richtet sich nun wieder auf.
    „Entschuldige, Jaskula …“ Sie lächelt ihn freundlich, fast dankbar an.
    „Die Ernte dieses Mannes war schlecht im letzten Jahr, denn er hatte den Damm um sein Feld nicht kontrolliert. Das war sehr unachtsam! So kam es zu einer Überschwemmung. Es reichte gerade noch dafür, dass er seine Abgaben abliefern konnte, doch für ihn selbst und seine Frau blieb nicht viel übrig. Deshalb nahm er sich einfach, was er nicht bezahlen konnte. Er sagte auch noch, das hätte er doch sowieso bekommen, denn bald hätte er nichts mehr gehabt, und die Stadt hätte ihm dann Essen geben müssen. So sind Nebukadnezars Gesetze für die Armen, und das ist auch gut so. Aber dieser Mann konnte nicht warten und raubte vor der rechtmäßigen Zeit, zu welcher man ihm geholfen hätte. So kam die Strafe – das Dreißigfache, wie du gesagt hast, Burgon , so ist das Gesetz, nicht wahr?“
    „Ja, das Gesetz, das jeder auf der schwarzen Doritstele nachlesen kann, das schon vor vielen Jahren der große König Hammurabi hat darin einmeißeln lassen. Er wollte, dass jeder Bürger die Gesetze vor Augen hat und nachlesen kann und weiß, was passiert, wenn er gegen sie verstieß. Und so ist es noch immer“, erklärt Burgon voll in seinem Element. Er ist eh schon viel größer als alle, das sind die Äthiopier, deshalb sind sie gute Wächter und Soldaten. Er scheint noch größer zu wachsen, als würde sich ein Adler aufrichten, so sieht er aus in seinen Bewegungen und seiner leichten Hakennase und seinem scharfen Blick.
    „Ja, das Dreißigfache sollte er zurückzahlen. Da er das natürlich nicht konnte, sollte er getötet werden.“
    „Warum hat man das nicht getan? Das wäre doch das Beste gewesen, dann wäre all das nicht passiert, was noch passiert ist!“ Tanobakt ist fassungslos.
    „ Ja, guter Tanobakt , da hast du Recht. Wahrscheinlich wäre dann mein guter Mann auch noch am Leben. Aber man konnte nicht wissen, wie alles zusammenhing und zu was ein Mensch fähig ist. Auch ich wusste es zu diesem Zeitpunkt noch nicht. Ich hörte von ihm das erste Mal, als mein Mann mir von ihm erzählte, dass dieser wahrscheinlich sein geliehenes Geld an uns nicht zurückzahlen konnte. Dieser Mann hatte eine hohe Summe von meinem Mann geliehen. Ich weiß heute noch nicht, warum mein Mann dieses Geschäft mit ihm abschlossen hatte. Dieser Mann hätte sein ganzes Leben in der Schuld meines Mannes gestanden. Er hätte sich wohl nie wieder davon befreien können.“
    „Dreißig Rinder – das kann einem Mann nur mit Zauberei glücken und einer dreifachen Ernte im Jahr – über mehrere Jahre. Er hat wohl schon mit Zauberei gearbeitet, als er deinen Mann um des Geldes wegen fragte“, überlegt Elieanor-Adda-Guppi .
    „Ja, es muss so gewesen sein. Mein Mann meinte fest überzeugt, es sei doch auch für sie beide gut: für meinen Mann wegen der langen Zinslaufzeit und für ihn, denn er könnte ein großes Geschäft aufbauen, so hatte er es meinem Mann erzählt. Mein Mann gab ihm das Geld. Dann fand mein Mann heraus, dass dieser Mann ein Rind des Palastes gestohlen hatte und dem Palast nun das Zwanzigfache zurückbezahlen musste. Dieser Mann hatte es sogar geschafft, das Gericht zu überzeugen, dass er, wenn man ihm einen Monat Zeit geben würde, seine Schuld gegenüber dem Palast zahlen könne. Da er ein armer Mann war und seine bedauernswerte Frau ein Kind von ihm erwartete, gab das Gericht ihm eine Chance und verringerte sogar seine Schuld um ein Drittel. Hört, hört, um ein Drittel! Das ging nur mit böser Zauberei und mit dem Geld meines Mannes, dessen bin ich mir nun sicher. Dann ging es los mit den Krankheiten.“
    „Das ist eindeutig Schadenszauberei, unter Todesstrafe verboten, aber es ist sehr schwer nachzuweisen…“, meint Elieanor-Adda-Guppi .
    „Ja, es war nicht er selbst, doch ein Freund von ihm, der des Schadenszaubers mächtig war. Der Mann kam, kaum dass er sich von der Schuld gegenüber dem Palast

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