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Das Vermaechtnis

Das Vermaechtnis

Titel: Das Vermaechtnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angela Scherer-Kern
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leisten! Das ging nur mit Wegen, die wir nicht sahen.
    Endlich, als mein Mann ihn ablehnte und einen anderen kommen ließ, hatte mein Mann zwei Monate Ruhe, keine Beschwerden. Er war so froh, denn er dachte, alles sei überwunden. Doch dann fing alles von vorn wieder an, bis er eines Tages tot neben der Tür lag.“
    „Welch ein Unglück! Ließ man dich wenigstens danach in Ruhe und eure Söhne? Wende dich an den Palast um Schutz. Wenn du weißt, wer das gewesen war. Das kannst du ihnen sagen, dann geht die Sache vors Gericht und dir wird Recht gesprochen und dieser Mensch bekommt seine gerechte Strafe“, rät ihr Elieanor-Adda-Guppi , die um dieses gut Bescheid weiß. Doch Tanobakt widerspricht ihr:
    „Das würde ich nicht, denn sie wird noch mehr den Zorn der Götter auf sich laden, wenn sie sich in die Geschäfte ihres Mannes einmischt. Sie ist nun bestraft genug, dass sie ihr Leben meistern muss ohne einen Mann an ihrer Seite. Wer nimmt schon eine Frau mit zwei Kindern, um sie zu füttern. Ihr Vater ist tot, so kann sie nicht in sein Haus zurück, sondern muss allein sehen, wie sie klarkommt in Babylon . Auch wenn du noch nicht alt bist, gute Jaskula , und ein hübsches Aussehen hast, wird sich so schnell keiner finden.“ Tanobakt hasst Streit, erst recht vor Gericht. Er selbst geht diesem überall aus dem Weg. Selbst bei Ushlaran hat er es nicht geschafft, sich auf das Recht des Älteren zu berufen.
    Jaskula spricht weiter mit trauriger gedämpfter Stimme:
    „Ich habe bereits reagiert, weil ich dazu gezwungen war. Zwei Dinge geschahen, die mich fast verzweifeln ließen. Doch als dieser Mann meinen Sohn aus unserem Haus raubte, kurz nach dem Tod meines Mannes, begann ich, wie eine Löwin zu kämpfen. Ich entwickelte nie geahnte Kräfte.
    Gut so, denn es sollte noch schlimmer kommen: Er klagte mich an, ich hätte meinen Mann töten lassen wegen eines anderen Mannes. Ich war schockiert, auch das noch, mein Sohn, ich… Er hasste uns so tief, dass er uns alle der Reihe nach vernichten wollte.
    Doch ich wusste, mich traf keine Schuld! Ich ging zu Gericht und schwor vor den Göttern meine Unschuld. Es wurde lange geprüft. Ich sollte gepfählt werden für diese Tat, die ich nicht begangen hatte, dazu noch die große Angst um meinen Sohn. Meinen zweiten Sohn hatte ich noch am gleichen Abend in die Familie einer Freundin gegeben, im Dunkeln, als kein Mensch mehr auf den Straßen ging. Ich hatte ihm verboten, auf die Straße zu gehen.“
    „Das klingt gleich nach zwei Gesetzen des großen Königs Hammurabi :
    Nach Gesetz Nummer 14: Wenn ein Bürger den kleinen Sohn eines Bürgers gestohlen hat, so wird er getötet. [24]
    Und nach Gesetz Nummer 153: Wenn die Ehefrau eines Bürgers um eines anderen Mannes willen ihren Ehemann umbringen lässt, so wird man sie pfählen [25] . Da du noch unter uns bist und auch deine beiden Söhne, kann ich diese Gesetze auch unbeschwert vortragen. Doch ich kann nicht verhindern meine Fäuste zu ballen, während ich zuhöre.“ Burgon der große äthiopische Wächter hat sich zu ihnen gesellt, denn wenn es um Recht und Gesetz geht, ist er genau der Richtige und stets zur Stelle. Dieses Thema zieht ihn an wie eine schöne Blüte die Biene. Er kennt jedes der Gesetze des großen Königs Hammurabi , auch wenn sie nicht immer genaue Anwendung finden, dienen sie wenigstens der Abschreckung und Orientierung.
    Burgon ist zwar Wächter und sehr streng, aber er ist gern gesehen bei den Händlern. Allein seine Anwesenheit sorgt meist für einen friedlichen Markttag. Auch Gimra , die etwas untersetzte Töpferin mit langen welligen mittelbraunen Haaren von nebenan, steht plötzlich bei ihnen. Ein seltener Anblick, denn sie arbeitet normaler Weise ohne Unterlass an ihrer Töpferdrehscheibe, immer. Jaskula lächelt beiden zu, atmet einmal tief ein und fährt unbeirrt fort:
    „ Burgon , wie Recht du hast. In diesem Sinne sollte es auch kommen. Doch zuvor sei noch dies erwähnt, denn das war noch nicht alles. Ich will noch erklären, wie alles seinen Anfang nahm.
    Vor einem Jahr etwa fand man heraus, dass dieser Mann ein Rind gestohlen hatte, das dem Palast gehörte. Er wusste wohl nicht, wessen Weidegrund er betreten hatte. So sollte es ihn umso härter treffen. Ein Nachbar hatte gesehen, dass er plötzlich ein Rind hatte, wo er doch nicht einmal einen Sack Getreide kaufen konnte.“
    „Oho, das klingt ganz nach Gesetz Nr. 8: Wenn ein Bürger ein Rind, ein Schaf, einen Esel, ein Schwein oder ein

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