Das Vermaechtnis
Annunaki ?“
„Die Annunaki waren die Götter, die vom Himmel herabgestiegen kamen und Menschengestalt annahmen, um mit uns zu leben und uns von ihrem Wissen etwas mitzuteilen, auf dass wir danach leben.“
„Haben die Menschen die Götter denn genau gesehen?“
„Wir können die Götter doch auch sehen“, antwortet Tanobakt lächelnd.
„Aber ich meine doch, dass sie sie sehen konnten, so wie wir uns jetzt sehen können. Dass sie sich bewegten, die Götter, so wie wir. In der Geschichte von Marduk haben sie sich doch viel bewegt, haben gekämpft. Aus einem Gott ist wieder ein anderer entstanden. Sie müssen sehr, sehr groß gewesen sein, wenn aus ihnen die Erde geformt wurde.“
„Ich stelle mir vor, dass die Menschen früher die Götter gesehen haben, die ihre Könige waren und denen sie dienten. Aber alles dauerte damals für uns unvorstellbar lange. Bis es soweit war, haben sich die Götter auch verändert. Viele neue sind dazu gekommen.
Manchmal denke ich, dass die Götter damals wie wir Menschen waren, denn sie haben sich viel gestritten, haben getötet, haben sich wieder verbündet, haben gegessen und Feste gefeiert, haben sich verliebt und Kinder geboren. Dann sind sie aber auch wieder ganz anders, weil sie natürlich so viel größer waren und sich frei bewegen konnten. Sie konnten andere Gestalten annehmen. Gestalten der Erde und des Himmels. Außerdem wussten sie sehr viel mehr als wir.
Die Sternenpriester beobachten Tag und Nacht den Himmel und schreiben alles auf, was sie sehen. Sie wissen noch mehr als wir, die wir darüber fast nichts wissen, dass selbst sie so unermesslich wenig wissen von dem, was im Himmel ist. Aber die Götter, die wissen das, denn sie kommen von dorther. Der wichtigste Unterschied ist, so meine ich, sie konnten als Gott in einen Menschen fahren und dadurch hier leben und konnten aber auch, wenn sie wollten zurück in den Himmel auffahren, um zu ihren Heimatplaneten zurückzugehen. Im Himmel, auf der Erde, in der Unterwelt, überall konnten sie erscheinen, wann sie wollten und in welcher Form sie wollten. Das können wir nicht, wir sind entweder auf der Erde und leben als Mensch oder in der Unterwelt. Dort sind wir einfach nur tot, denn dort ist unser Leben zu Ende.
Die Götter lebten aber überall und lange. Jetzt sind sie für uns unsichtbar geworden, doch wir können sie über die Statuen sehen. Manche können sogar hören, was sie sprechen“, versucht Tanobakt den Kindern zu erklären. Es hat sich wieder eine größere Traube um ihn gebildet, denn neugierige Marktbesucher bleiben stehen und lauschen gespannt, was geredet wird.
„Dann hat der Mann dort hinten einen ganz mächtigen Stand“, meint ein kleiner Junge und zeigt mit dem Finger in die Richtung von Chois Stand. Doch die Sicht ist versperrt durch das quirlige Marktleben, das jetzt wieder einsetzt.
„Du meinst bestimmt Choi , der Mann, der die vielen Götterstatuen verkauft. Ja, da hast du vollkommen recht. Doch so richtig gottlebendig werden die wunderschönen Statuen auch erst, wenn man vor ihnen betet und mit ihnen redet. Und die großen Götter aus den kostbaren Stoffen, Edelsteinen und Gold, mit diesen können nur die Priester sprechen und unter den Priestern auch nur der Hohepriester oder die Hohepriesterin, die höchsten Personen, die in einem Tempel den Göttern dienen.
Selbst der König fragt nach dem Rat der Priester, die daraufhin die Götter befragen oder den entsprechenden Gott befragen. Doch meistens fragt Nebukadnezar , möge Marduk sein Leben verlängern, natürlich nach dem Wunsch Marduks , denn Marduk ist unser Stadtgott von Babylon , er bestimmt die Geschicke unserer Stadt.“
„Stimmt das, großer Tanobakt , dass auch die Könige vor ganz langer Zeit sehr alt geworden sind?“ fragte ein kleines Mädchen mit einer großen Zahnlücke oben.
„Ja das ist wohl so, so steht es geschrieben in den alten Königslisten.“
„Wie alt sind sie denn geworden?“, will das Mädchen noch genauer wissen und spuckt dabei ein bisschen durch ihre Zahnlücke. Tanobakt lächelt.
„Oh, sie sind unvorstellbar alt geworden – in den alten Königslisten wurde auch nur die Zeit, wie lange sie auf der Erde regierten, genannt, aber nicht wie alt sie insgesamt wurden. Das war dann noch älter als wir uns das vorstellen können. Ich will euch ein paar Beispiele nennen, damit ihr euch das ein bisschen besser vorstellen könnt:
Ich sage euch die Länge der Zeit in Sar und in Jahren, denn bekanntlich
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