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Das Vermaechtnis

Das Vermaechtnis

Titel: Das Vermaechtnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angela Scherer-Kern
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sich Richtung Wasser, zum Euphrat .
     
    Tanobakt ist mittlerweile schon bei Tafel vier von allen sieben Tafeln.
    Er hatte schon erzählt, dass Ea, der Weisheitsgott, seinem Vater Anschar von den Kampfesvorbereitungen berichtet hatte, die Tiâmat gegen sie alle traf und dass Anschar sehr wütend war und Ea beauftragte, selbst das Unheil abzuwenden, da er es auch ausgelöst hatte. Ea war also losgezogen, um mit starken Beschwörungen Tiâmat zu besänftigen, doch vergeblich. Anschar schickte ebenso seinen Sohn Anu, damit dieser Tiâmat besänftigte, doch auch dieser war ohne Erfolg wieder umgekehrt. Dann kam der mit großen Kräften ausgestattete Herr Marduk, der Sohn des Ea und der Damkina, der vor Anschar trat und den Göttern seine Hilfe anbot. Bel Marduk nannte vor ihnen seine Bedingungen. So sollte eine Versammlung der Götter einberufen werden. Die ratlosen Götter hatten von der großen Bedrohung gehört und vernahmen nun, was Bel Marduk von ihnen für seine Tat als Rächer erwartete. Bel Marduk wollte statt der Götter von nun an mit seinem Wort das Schicksal bestimmen. Seine Befehle sollten über allen gelten und ihnen durfte nicht widersprochen werden.
    Das war eine hohe Forderung und die Götter beriefen eine Versammlung ein, um über dies zu beraten.
    Bevor sie seinen Forderungen zustimmten, unterzogen sie ihn noch einem Test: Sie hatten ein Sternbild in ihrer Mitte entstehen lassen, das Marduk durch sein Wort auslöschen und wieder erstehen lassen sollte. Als er dies ohne Anstrengung geschafft hatte, hatten sie ihn als König mit allen Rechten über alle Götter anerkannt. Wer auf ihn vertraute, dessen Leben sollte er verschonen. Doch der Gott, der ihm Böses wollte, den sollte er vernichten.
    Sie rüsteten ihn aus mit einer unwiderstehlichen Waffe und schickten ihn in den Kampf gegen Tiâmat…
     
    Während Elieanor-Adda-Guppi sich mit dem Wasser des Euphrat reinigt, um dann langsam auf Umwegen durch ruhige Gassen Babylons wieder zurückzugehen, trägt Tanobakt scheinbar unbeirrt den Aufstieg des Bel Marduk weiter vor. Die Zuhörer haben den Zwischenfall gänzlich vergessen.
    Tanobakt erzählt also nun, wie Marduk sich mit seinen Waffen aufrüstete: Er nahm seinen Pfeil und Bogen, seine Keule, positionierte Blitze, füllte sich mit frischen Feuerzungen. Die vier Winde stellte er auf, um das Netz zu bewachen, mit dem er Tiâmat einfangen wollte. Er schickte die sieben Winde aus, um Tiâmat aufzuwirbeln. Ausgerüstet mit den Kräften des Streits, der Schlacht, des Kampfes, eines unzerstörbaren Panzermantels und einem allesblendenden Helm sandte er die Sturmflut voraus und folgte mit seinen vier Rossen.
    So forderte er Tiâmat zum Kampf. Sie stürzten unter lautem Tosen aufeinander und Marduk bezwang ihren großen Körper. Er fing sie in seinem großen Netz und erschlug sie und nahm all ihr Gefolge gefangen. Er entriss Kingu die unrechtmäßigen Schicksalstafeln und nahm sie an sich.
    Als die Götter seinen Triumph sahen, jubelten sie und brachten ihm Geschenke dar. Doch Marduk sah sich den toten Körper von Tiâmat an und wollte noch etwas Kunstvolles daraus errichten. Und so formte er aus einer Hälfte das Himmelsgewölbe und errichtete in seiner Mitte den Palast Enscharra, in dem Anu, Enlil und Ea wohnen konnten. Alle Götter erhielten als Sterne in Sternenbildern einen schönen Platz am Himmel. Er setzte das Jahr mit seinen zwölf Monaten fest. Jeder Monat erhielt drei Sterne. Auch für Nibiru fand er einen angemessenen Ort. Nanna machte er zum Licht der Nacht, damit auch über ihn die Zeit bestimmt werden konnte. Er sollte alle sieben Tage sein Aussehen ändern – am Anfang des Monats sollte er an seinen Hörnern erglänzen und nach und nach wachsen. Am siebten Tage sollte er zur Hälfte zu sehen sein und sieben Tage weiter in Opposition zu Schamasch stehen, um als Vollmond in der Nacht zu erstrahlen. Dann sollte er sich wieder Schamasch nähern, um über den Halbmond wieder zum Neumond zu werden. Er ordnete also Tag und Nacht.
    Er sammelte das Wasser und hielt mit einem Wind alles in sanfter Bewegung. Aus Tiâmats Kopf formte er die Gebirge und aus ihren Augen ergossen sich Euphrat und Tigris. Aus ihrer Brust wurden fruchtbare Hügel. Und so gestaltete er bis alles vollbracht war. Dann schwang er sein Netz um sein Werk und trennte Himmel und Erde, die durch die Verknüpfungen des Netzes auf Ewig aneinander gebunden sein sollten.
    Die Schicksalstafeln gab er Anu zurück und vor Ea, seinen Vater,

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