Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Vermaechtnis

Das Vermaechtnis

Titel: Das Vermaechtnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angela Scherer-Kern
Vom Netzwerk:
sind 1 Sar so viel wie 3.600 Jahre.
    Also regierte Alulim  28.800 Jahre oder 8 Sar , Alagar 36.000 Jahre oder 10 Sar , Enmengalanna 43.200 Jahre oder 12 Sar , Enmenluanna  28.800 Jahre oder 8 Sar , Dumuzi 36.000 Jahre oder 10 Sar und so weiter. Ihr seht, dass sie sehr, sehr lange regierten und natürlich noch viel, viel älter wurden.“
    „Ja“, sagen viele fast zeitgleich ganz ergriffen ob der großen Zahlen, die sich manche der jüngeren Kinder noch gar nicht vorstellen können. „Das können nur Götter gewesen sein, die Götter, die vom Himmel kamen!“
    „Ja, ihr habt Recht, so denke ich auch. Ich hatte einmal mit Salana-Daniel , dem Propheten, darüber gesprochen. Er sagte ebenfalls, dass auch ihre Könige, die vor der Sintflut regiert hätten, sehr viel länger regierten und älter geworden waren, allerdings nicht ganz so alt, wie in unseren Listen geschrieben steht. Also war es nicht nur in unserem Lande so, sondern wohl überall auf der Erde.“
    „Warum war das so? Warum ist das nicht mehr so?“
    Das Mädchen steht nun mittlerweile direkt vor ihm, um keines seiner Worte zu verpassen.
    „Wie ihr schon gesagt habt, denken auch wir, dass die Götter die Könige waren, denn Götter können bekanntlich sehr, sehr alt werden. Aber wir sind auch nicht ganz sicher, ob die Bezeichnung Jahr genauso lang war wie unser Jahr heute oder ob sie es anders gerechnet haben. Vielleicht rechnen Götter nach anderen Zahlenlisten wie wir. Vielleicht haben sie andere Zahlenlisten von ihren Planeten, oder wie auch immer.
    Oder vielleicht war für sie ein Jahr so lang wie eine Mondphase oder vielleicht war für sie ein Jahr so lang wie von einem wichtigen Ereignis zum anderen. Jedenfalls, wenn es so war, wie auch wir rechnen, waren sie wirklich unvorstellbar alt.
    Dann kam die große Sintflut und veränderte alles. Ab da gab es Gottkönige, Menschen-Könige, die von den Göttern eingesetzt wurden. Der erste hieß Etana , er war der, der die Länder festigte, der die Stadt Kisch begründete. Die Könige müssen jedes Jahr überprüft werden, ob sie im Sinne der Götter regiert haben und sie ein weiteres Jahr das Land regieren dürfen. Dieser Prüfung hat sich unser König Nebukadnezar auch vor ein paar Tagen während des Neujahrsfestes unterziehen müssen. Wir freuen uns alle sehr, dass er sie bestanden hat und auch Tränen geflossen sind bei der entscheidenden Ohrfeige. Ein gutes Omen für ein weiteres gutes Jahr in Wohlstand für unser Babylon !“
    Alle nicken zustimmend.
    „Warum das jetzt anders ist mit den Göttern und dem Alter der Könige und der Menschen – das kann doch wiederum nur am Zorn der Götter gelegen haben. Entweder der Zorn der Götter über die Menschen oder die Götter waren sich untereinander nicht einig und führten Krieg gegeneinander. Die Folge jedenfalls war, dass auf der Erde fast alles zerstört wurde. Nachdem die Sintflut zurückgegangen war, so wissen wir, war es Ziusudra , den wir auch als Utnapischtim kennen, der dank des Gottes Ea, damals hieß er, meine ich, Enki, mit seiner Familie überlebt hatte, sodass sich die Menschen neu entwickeln konnten. Er und seine Frau waren die letzten Unsterblichen, die letzten Menschen, die zu Göttern wurden.
    Der weise Prophet Salana-Daniel sagte mir, dass auch er von den zehn Urvätern berichten kann, die alle sehr lange lebten, bis hin zu Noah, der etwa 600 Jahre alt war, als er die Arche baute, damit er die Sintflut überleben konnte.
    Heutzutage schaffen es bei uns nur die wirklich gesunden Menschen ein hohes Alter von über einhundert Jahren zu erreichen. Die meisten sterben sehr viel früher, besonders, wenn sie schwer arbeiten müssen. Alt wird man bekanntlich nur, wenn man sein Leben lang den Göttern dient und sich nichts zu Schulden kommen lässt, sodass man keine Strafe ertragen muss. Lebt man im Sinne der Götter, dann wird man alt, tut man es nicht, stirbt man früher, wie auch immer. Aber ihr seid noch jung und habt viel zu lernen und viel Zeit, die Götter zu ehren.“
    Tanobakt lächelt die Kinder ermutigend an. Er will gerade einen abschließenden Satz sagen und sich erheben, als sein Blick wieder auf das kleine Mädchen mit der Zahnlücke vor ihm fällt.
    Sie nickt bedeutungsvoll mit dem Kopf, als Zeichen, dass sie sich die ungeheure Größe und das ungeheure Alter der Götter sehr gut vorstellen konnte, doch plötzlich durchzuckt sie ein neuer Gedanke:
    „Ich verstehe da noch etwas nicht. Ich habe schon meinen Vater und meine

Weitere Kostenlose Bücher