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Das Vermaechtnis

Das Vermaechtnis

Titel: Das Vermaechtnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angela Scherer-Kern
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Ich habe gehört, dass sie überlegen, einen längeren Zeitraum zu nehmen, der noch besser passt. Vielleicht sieben oder acht Jahre. Das werden wir dann von unserem König erfahren. Er entscheidet darüber, wann der Monat eingesetzt wird. Der König wiederum berät sich mit seinen Sternenpriestern. Natürlich auch den Orakelpriestern, denn die bestimmen letztendlich, wann was am besten ist. Sie kennen sich im Lesen der Zeichen aus. Im Palast sind die besten Orakelpriester des Landes.“
    „ Marduk hat doch das Jahr auch in zwölf Sternbilder eingeteilt. Verändern sich die denn gar nicht?“
    „Nein, diese Sternbilder sind immer gleich. Dann gibt es noch viele andere Sterne, die sich bewegen. Diese festen Sterne hat man zu Sternbildern zusammengefügt, wie zum Beispiel der himmlische Stier , die Zwillinge , die Torhüter des Himmels , der Skorpion mit seinem schneidenden Stachel, der Schütze , dem feurigen Verteidiger und mächtigen Helfer in Not und Krieg oder der Wassermann , der vom Himmel aus den Lauf aller Quellen bestimmt.
    So kann man sie besser wiedererkennen. Außerdem können die Sternenbeobachter viel besser aufschreiben, wo sich die bewegenden Himmelskörper gerade befinden. Sonne, Mond, und die Bewegung der Planeten unserer Götter werden genau aufgeschrieben. Die Sonne überdeckt im Laufe eines Jahres nacheinander jedes dieser Sternbilder.“
    „Mein Vater beobachtet die Sterne immer. Ich sehe ihn sehr selten, weil er nachts immer Sterne beobachten muss. Er hat mit gesagt, die wichtigsten Planeten außer der Erde seien Sonne, Mond und der Planet der Ischtar . Ischtar würde sich genau so verändern wie der Mond und würde auch immer anders erscheinen. Aber genauso regelmäßig, dass man ausrechnen kann, wann sie wieder so aussieht. Er hätte jetzt endlich auch die vier Monde des Jupiter entdeckt, die Hunde des Herren Marduk , so sagt er.“
    Schnell setzt sich der dünne, zarte Junge wieder hin, weil ihm auf einmal bewusst wird, dass alle ihn anschauen.
    „Ja, du hast vollkommen recht – die Sternenkundigen müssen natürlich nachts arbeiten, auf den Dächern der Tempel. Nicht nur die Sternenpriester, auch die Orakelpriester studieren den Himmel. Ihnen sind die Sternenbilder ebenso wichtig. Sie alle wünschen sich immer, dass Marduk ihnen ihr Leben unendlich verlängere, denn die Bewegungen des Himmels sind oft nur sehr langsam. Für ihre Aufzeichnungen wäre es wichtig, wenn sie viel länger als ein Menschenleben leben würden, und immer weiter daran arbeiten könnten.
    Daher bleibt ihnen oft nur zu hoffen, dass all ihre Listen immer genau weitergeführt werden, dass die folgenden Sternen- und Orakelpriester irgendwann noch genauer in der Zukunft lesen können. Denn die Götter kommen vom Himmel. Alles, was im Himmel an Zeichen zu finden ist, gilt als Zeichen der Götter und hat Auswirkungen auf unsere Erde. Wie ihr alle wisst, steuern und beherrschen sie alles, was im Himmel ist und alles, was auf der Erde ist, auch die Unterwelt, auch das Meer und die Luft. Sie kontrollieren alles bis hin zu uns und dem, was wir tun.
    Die zwölf Sternbilder sind immer fest, immer in der gleichen Reihenfolge und scheinen sich wie eine Himmelskette ganz langsam um uns zu bewegen. Sie haben herausgefunden, Sternenbeobachter haben herausgefunden, dass es etwa 72 Jahre dauert, die sich diese Himmelskette um ein Grad bewegt. Der Morgenerstaufgang eines Sternes erfolgt nach jeweils 72 Jahren rund einen Tag später .
    Daher denken sie, dass sich das ganze Himmelsgewölbe rückwärts bewegt. Wenn man weiter rechnen würde, und 360 Grad hat ein ganzer Kreis, dann wären sie nach etwa 26.000 Jahren wieder an der gleichen Stelle wie heute.
    Die Sternenbeobachter glauben, dass sich alles im Himmel irgendwie in eine Art Kreis bewegt. Der Planet der großen Göttin Ischtar braucht 583,91 Tage, bis er wieder am gleichen Platz im Himmel steht. Acht Jahre wurde sie am Himmel beobachtet und zeigte sich in dieser Zeit genau fünfmal als Morgenstern und fünfmal als Abendstern, um dann wieder am gleichen Himmelspunkt zu stehen. Sie beginnt dann den Kreislauf, der dem eines fünfzackigen Sternes gleicht, wieder von neuem. Wir nennen es den Kreislauf der Ischtar . Alles steht geschrieben auf unzähligen Tontafeln, die meisten davon leider in der zerstörten Bibliothek von Assurbanipal ! Es sollen dort auch die vielen hundert Jahre alten Ischtar -Tafeln des Ammi-Saduqa gewesen sein. Daten von 21 gemessenen Jahren über die

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