Das Vermaechtnis
Zuhörerinnen die Frage.
„Tag des Mondes von unserem Gott Sin ,
Tag des Mars von unserem Gott Nergal ,
Tag des Merkurs von unserem Gott Nabu ,
Tag des Jupiters von unserem Gott Marduk ,
Tag der Venus von unserer Göttin Ischtar ,
Tag des Saturns von unserem Gott Ninurta und der
Tag der Sonne, von der Heimat unseres Gottes Schamasch .“
„Wunderbar, das sind genau unsere sieben Wochentage. Der große Tempelturm Ätämänanki , der aussieht wie ein Berg mit einem Tempel, hat sieben Stufen für alle sieben Götter der Planeten, die ihr eben genannt habt. Die sieben Planeten, die wir sehen können, und die uns sehen können.
Jetzt will ich aber langsam zum Ende kommen. Ich bin schon sehr unruhig, denn es sind viele Menschen auf dem Markt. Bei Unruhe merke ich sofort meine Ohren, denn die sind sehr empfindsam bei Lärm. Ihr habt es geschafft, was sehr selten vorkommt, dass ich diesen Lärm die ganze Zeit über gar nicht hörte. Es hat mir solch einen Spaß gemacht, euch all diese Dinge zu erzählen, dass ich alles um mich herum vergessen habe!“
„Du hast noch was vergessen, weiser Tanobakt “, sagt ein größeres Mädchen, das neben dem Mädchen mit der Zahnlücke sitzt. „Du hast uns gar nicht erzählt, dass die großen Drei auch im Himmel wohnen.“ Bei der Anrede mit weiser Tanobakt wird der alte Fellverkäufer und Viehhirte ganz rührselig. Das ist eine Anrede, die er sich immer gewünscht hatte! Auch, wenn er nur ein einfacher Mann ist, so interessierten ihn doch unermesslich viele Dinge, und wenn er sie an die Kinder weitergeben und sie damit begeistern kann, das ist einfach alles für ihn.
Natürlich erzählt er noch kurz von den großen Drei:
„36 Sterne am Himmel haben sich die großen Drei eingeteilt, in den Häusern, in denen sie am Himmel wohnen. Das Haus des Anu ist um die Linie der Himmelsmitte, das Haus des Enlil ist nördlich und das Haus des Ea südlich der Himmelsmitte. Und die zwölf Sternzeichen durchwandern die Häuser der großen drei.
Das alles ist vor allem für die Omenpriester sehr interessant, die den Stand des Himmels somit noch genauer beschreiben und festhalten können. Je präziser die Messungen sind, desto genauer können sie ihre Vorhersagen treffen, damit vor allem der König weiß, worauf er achten muss und welches Unheil er abwenden muss. Krankheiten, Seuchen, Unwetter, Überschwemmungen, Krieg, das alles ist dann die Arbeit der Beschwörungspriester, wenn er die Anweisung dazu gibt. König Nebukadnezar , mögen also Marduk und alle Götter sein Leben möglichst lange verlängern! Er tut alles im Sinne der Götter, denn sie sind uns wohlgesinnt und folglich geht es uns allen recht gut.“
Tanobakt will gerade aufstehen, als das kleine Mädchen mit der Zahnlücke noch vor ihm aufspringt:
„Aber wieso gibt es Frühling und Herbst, woher kommt das?“, will das Mädchen weiter wissen. Sie schaut ihn an mit einem ernsten, dabei aber sehr offenen und freundlichen Blick aus hübschen, tiefsehenden Augen. Und ergänzt noch mit einem: „Weiser Tanobakt .“ Da kann er nicht widerstehen.
„Na gut, das will ich euch noch erzählen, aber dann…“
„…Kannst du zu deinem Stand“, sagt der ältere Junge lächelnd. Alle setzen sich nun noch näher an ihn heran, denn sie wissen, es kommt nun wieder eine Geschichte der Götter aus alter Zeit.
„So will ich euch von Ischtars Gang in die Unterwelt erzählen, doch die lange Fassung werde ich euch ein anderes Mal erzählen, heute hört ihr eine kürzere Fassung, nur, damit ihr euch wieder erinnert:
Unserer große Königin Ischtar, die Göttin der Liebe, der Fruchtbarkeit und auch des Krieges, ihr stand vor einiger Zeit mit einem Mal der Sinn nach unten. Nach unten heißt, in die Unterwelt, weg von Himmel und Erde. Sie kleidete sich schön, mit kostbarem Gewand, funkelndem Schmuck und den Symbolen ihrer Herrschaft und ging zum Tor zur Unterwelt. Dort stand ein Wächter, der ihr den Eintritt verwehrte.
Ischtar forderte den Einlass zu ihrer Schwester Ereschkigal, Herrscherin der Unterwelt. Der Wächter holte sich die Erlaubnis von seiner Gebieterin. Doch um in die Unterwelt zu gelangen, musste auch die große Ischtar, wie jeder andere, gemäß der Gesetze der Unterwelt nun durch sieben Tore gehen. An jedem der Tore musste sie nach und nach ablegen: Zuerst ihre Krone, dann ihren Stab aus Lapis, die Juwelen von ihrem Halse, die Juwelen von ihren Brüsten, den Juwelengürtel, die Juwelen an Handgelenken und
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