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Das Vermaechtnis

Das Vermaechtnis

Titel: Das Vermaechtnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angela Scherer-Kern
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Kranken oder Verletzten zu heilen. Wenn ich als Beschwörer gute Kenntnisse in der Kunde der Sterne und der Heilpflanzen habe, zusätzlich zum Deuten aller möglichen Zeichen, dann kann ich sicher in einigen Fällen auch allein Heilung bewirken.
    Mein Vater nimmt sich viel Zeit, redet viel mit den Menschen und gibt ihnen Beistand, wieder und wieder. Das könnte ich nicht mein Leben lang. Nun, wenn mein Vater einen Kranken heilt, und wenn er seinen Bauch oder an einer anderen Stelle den Körper dazu öffnen muss, dann wird er gut bezahlt. Doch wehe, wenn er einen Fehler macht! Beinahe wurden ihm die Hände abgehauen, da ein Mann starb, den er öffnen musste. Dies wäre eine minimale Chance gewesen, ihn am Leben zu erhalten. Egal, welches Risiko das für meinen Vater war, er wollte es für den Mann versuchen. So ist er, mein Vater. Wie gut, dass er bei dem König als guter Arzt bekannt ist und der König seine Hände von seiner Schuld freisprach.
    Einmal musste er einen Sklaven ersetzen nach dem Kurs des Tages. Der Sklave war von einem hohen Gerüst gefallen. Mein Vater sagte, es lag daran, dass er sterben musste, dass er nicht in den Körper sehen konnte, denn er konnte nicht seine ganzen Knochenbrüche ertasten. So stach ihn wohl eine Rippe in die Lunge und er starb. Mehr musste mein Vater glücklicherweise noch nicht bezahlen. Tiere hat er auch schon geheilt. Er arbeitet mit guten Beschwörern zusammen und auch die Götter stehen ihm bei.“
    „Vielleicht wäre für dich auch interessant, wie man die unterschiedlichsten Heilmittel herstellt, aus Kräutern, darüber hatten wir schon gesprochen, aber auch aus Tieren oder Steinen. Alle Zusammensetzungen kannst du dann genauestens aufschreiben“, schlägt Elieanor-Adda-Guppi dem jungen begeisterungsfähigen Mann vor.
    „Ja, das wäre wahrhaftig auch interessant – es gibt so vieles, das gelernt werden kann. Im Tempel haben sie Sklaven, die die neuen Heilmittelmischungen ausprobieren müssen, bevor sie an andere weitergegeben werden können.“
    „Ich habe mich schon oft gefragt, wieso das sein muss, es sind schließlich auch Menschen. Die meisten von ihnen hatten einfach Pech in ihrem Leben. Nur weil sie es sich nicht leisten können, durch Beschwörer das Unheil von sich abzuwenden, müssen sie immer wieder herhalten für grausame Versuche, als hätten sie nicht schon der Strafe genug!“
    Elieanor-Adda-Guppi ist sichtlich verärgert. Der junge Schreiber ist dadurch etwas verwirrt, ordnet aber schnell seine Gedanken und sagt:
    „Ja, man kann es so und so sehen. Ich habe bislang noch niemanden gehört, der sich darüber Gedanken macht. Wohl keiner außer den Sklaven selbst.“
    „Ich habe viele Heilmittel an mir selbst ausprobiert und auch immer alles aufgeschrieben, damit jeder es nachlesen kann und der gleiche Versuch nicht noch einmal gemacht werden muss. Gerade bei den Pflanzen, die einem schnell ins Reich der Toten ziehen können, ist es schon auch sehr gefährlich. Ich beginne mit ganz geringen Mengen, Spuren, Ahnungen…“
    „Aber dass die Pflanzen den Tod, Verwirrung oder körperliches Leid bringen können, wie die Tollkirsche, Bilsenkraut, Mohn oder Mandragora, jenes wissen wir doch auch durch die Versuche mit den Sklaven. Das ist doch wiederum gut für uns.“
    „Ja, das ist richtig, leider.“ Elieanor-Adda-Guppi merkt, dass das Thema schwierig ist und versucht, das Gespräch wieder umzuleiten.
    „Mit Tollkirsche habe ich einmal einem Mann helfen können, der an einem immer wiederkehrenden starken Hustenreiz litt, natürlich verbunden mit den entsprechenden Götterbefragungen und Beschwörungen und Ritualen.
    Ein anderes Mal wurde ein Mann, der fast wieder frei von Husten war, da er sich nicht schonte, wie ich es ihm verordnet hatte, noch stärker krank und von einer Entzündung der Lunge gepackt. Es sind schon viele Menschen daran gestorben, doch ich hatte bis jetzt Glück und konnte sie heilen.“
    Der junge Mann hängt an ihren Worten.
    „Wie hast du es geschafft, große Elieanor-Adda-Guppi ?“, will er genauer wissen.
    „Ich legte heiße Leinensäckchen auf und wickelte ihn in Tücher, die wiederholt in heißes Wasser oder Fenchelsud eingetaucht werden mussten. An zweiter Stelle meiner Anweisungen stand Ruhe.“
    Er nickt.
    „Du weißt auch, dass du, wenn du ein Kraut zu Heilzwecken pflückst, ein kleines Dankesopfer darbringst, vielleicht etwas Brot. Besonders bei den Bäumen ist das zu beachten, sie sind etwas sehr Besonderes. Hier sitzen

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