Das Vermaechtnis
Menschen mit den göttlichen Anteilen würde ich mich stärker fühlen als andere und natürlich als etwas Besonderes.
Und wenn wir wiederum davon ausgehen, dass es die Götter waren, die selbst noch in andauernden Streitigkeiten lebten und sich dann mit den Menschen mischten, dann ist es doch kein Wunder, dass die Streitigkeiten auch auf der Erde so weitergingen. Bedenkt die Irritationen bei der Selbsteinschätzung durch die Vermischungen: Menschen und Götter, Göttermenschen, Menschengötter, wie und zu welchen Anteilen auch immer.
Alle jedenfalls könnten doch aus ihren Fehlern, sich stets und ständig zu bekriegen, ein für alle Mal und für die Zukunft lernen…
Choi-Hippokrates Der Mensch besitzt, so wie ich die Mythen verstehe, den Verstand erst, seit die Götter sich mit ihm vermischt haben. Das bedeutet, dass der Mensch zuvor ein einfaches Wesen war. Nannte man sie nicht sogar Barbaren, unzivilisierte Wesen? Als alles um den Menschen herum in absoluter Fülle war und er sich um nichts kümmern musste, war die Welt noch in Ordnung, in ihrer wahrhaft göttlichen Ordnung!
Jaskularias Da war kein Nachdenken nötig. Aber es folgten harte Prüfungen, als er anfangen musste, um sein Überleben zu kämpfen. Nur die wenigsten bestanden diese, sodass es mit dem Menschen immer ärger wurde. Da kamen die Instinkte wahrhafter Barbaren durch. Er verhielt sich fast wie ein Tier, das sein Revier verteidigen und für das Überleben des Rudels kämpfen muss.
Dann kamen die Götter vom Himmel zur Erde, um Ruhe und Vernunft ins Menschengeschlecht zu bringen. Frauen vereinigten sich mit Göttern und mittels des Verstandes wollten die neuen Halbgötter weiter um die Macht kämpfen. Bisweilen mussten sie sogar härter kämpfen, um gegen Eifersucht und Neid aus den eigenen Reihen der Götter zu bestehen. Welch ein Chaos…
Choi-Hippokrates Jetzt endlich gibt es einige Menschen, die den Verstand im Menschen erkannt haben. Vor allem die große Kraft, die dem Verstand anheim wohnt, das Gute oder das Schlechte zu erkennen und sich für das Gute oder Schlechte zu entscheiden, durch die Vernunft.
Man kann es auch so sehen, dass die Barbaren durch die Götter zu Menschen wurden.
Jaskularias Ja, das klingt einleuchtend. Der Mensch kann sich jederzeit entscheiden, ob er eher dem einen oder dem anderen zugewandt lebt. Wobei ich glaube, dass es auch unter den Barbaren wie unter den Göttern Unterschiede gegeben hat. Es gibt eben friedliebendere Wesen, ob Gott, Barbar, Mensch, Tier oder solche, die auf Kämpfe aus sind. Ein Barbar ist zwar unzivilisiert, was aber nicht gleichbedeutend ist mit geistiger Unwissenheit. Die friedliebenden Barbaren besaßen in meinen Augen mehr geistige Reife als die kriegssüchtigen wohlzivilisierten und ach so gebildeten Athener !
Für die Athener ist ja auch jeder Nicht- Athener ein Barbar. Sie nennen sich das Maß aller Dinge.
Egal wie, Götter wie Menschen erlangen erst durch Erfahrungen und Erkenntnisse geistige Reife. Die Götter sind den Menschen an Jahren voraus.
Choi-Hippokrates Das ist das, was die Götter des Lichts sagen. Durch die Vereinigung mit den Menschen ist ihr Verstand gleichzeitig ihr Vermächtnis. Mittels des Verstandes kann der Mensch durch das Lernen, eben diesen Verstand zum Guten einzusetzen, wieder eine reine Verbindung zu den Göttern aufnehmen und nach dem Tode zu den Göttern zurückgehen.
Letztendlich scheint es mir so, als würden die Götter eine lange Reise durch die menschlichen Körper unternehmen, um Erfahrungen auf dieser Ebene zu sammeln. Vielleicht ist die Erde für die Götter eine große Bühne mit Schauspielern in den unterschiedlichsten Rollen. Ein wunderbares Theater…
(Alle nicken und lachen.)
Gimraios Es wäre schöner, wenn man im Leben mal eben so die Rolle wechseln könnte.
Jaskularias Nun, gerade das ist ja das Spannende. Wie schafft es ein Gott in dem Körper eines Sklaven zu einem guten Leben zu kommen oder gar zu Weisheit? Welcher Anteil ist stärker, der menschliche oder der göttliche? Oder anders gefragt, wie viele Leben braucht eine Seele, um zu einem glücklichen Leben zu gelangen?
Choi-Hippokrates So hoffe auch ich, dass sich dieser Kreislauf, wie du ihn eben beschrieben hast, tatsächlich irgendwann wieder gütig schließen wird, eben in einem Goldenen Zeitalter oder wenigstens einem ähnlichen. Trotz der derzeit andauernden und ermüdenden Kriege und dem auch ansonsten recht ungesunden Leben vieler Bürger.
Jaskularias Der Verstand
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