Das Vermaechtnis
allein genügt meiner Meinung nach allerdings nicht. Es ist die Liebe in Verbindung mit der Vernunft, die die Hoffnung trägt und alles in einem guten Licht erscheinen lässt.
Gimraios Das klingt alles schön und gut, Vernunft und dazu noch die Liebe… Geschätzter Choi-Hippokrates, ist es nicht so, dass du als Arzt gerade des reinen Verstandes wegen jedem Menschen, der von dir geheilt werden möchte, auch eine ihm helfende Antwort geben solltest? Wenn wir jetzt noch die Liebe hinzuziehen, dann ist dies in der Praxis doch eher hinderlich als förderlich.
Jaskularias Wie kann Liebe bei der Heilung hinderlich sein?
Gimraios Choi-Hippokrates hat es selbst erfahren. Als Arzt hattest du im Peloponnesischen Krieg Menschen nicht behandelt, die unsere Gegner damals waren. Da setzte sich die Vernunft durch, die den Staat als oberste Instanz sieht. Nehmen wir die Liebe hinzu, dann dürftest du als Arzt doch keinen Unterschied machen, ob Freund oder Feind. Die Liebe hätte dich also gehindert, so zu handeln wie du es tatest und das wäre politisch ein Fehler gewesen.
Choi-Hippokrates Du hast Recht, Gimraios, das ist etwas, worüber ich oft bis tief in die Nacht hinein nachgedacht habe. Habe ich richtig oder falsch gehandelt? War es recht oder unrecht. Ich weiß, es wird mir ein ewiger Zwiespalt sein, doch ich habe für mich beschlossen, das Vaterland noch über alles zu stellen, auch über mich als Menschen und damit meinen Verstand, meine Vernunft und meinen Beruf. Die Liebe gilt allein meinem Vaterland, dann kommen die Menschen.
So konnte ich nicht anders handeln. Meine Vernunft ist nicht neutral. Meine Liebe auch nicht. Auch wenn es mich darum manchmal schier zerreißt.
Gimraios Wie im Sport so gibt es gerade in Kriegszeiten Regeln. Wenn man diese missachtet, kann es einem das eigene Leben kosten. Da ist für Liebe kein Platz.
Jaskularias Vielleicht bringt dich, Choi-Hippokrates, die Liebe irgendwann einmal zu dem Punkt, diese über alles zu stellen, dann fällt jede Entscheidung leichter. Sie wird dem Menschen und den Göttern gerechter und nicht einem künstlichen System, das meist nicht lange Bestand hat und doch nur auf Bereicherung der eigenen Macht aus ist.
Gimraios Wenn aber Krieg herrscht, dann hilft die Liebe nichts, dann gibt es nur Freund oder Feind, und den gilt es zu vernichten. Da ist es schlichtweg unmöglich, von Liebe zu reden.
Jaskularias Wenn die Liebe als Gesetz über allem steht, werden keine Kriege mehr entstehen. Dann gibt es keinen äußeren Konflikt mehr und folglich auch keinen inneren Konflikt. Dann könnten sich die Menschen tatsächlich wieder in ein neues Goldenes Zeitalter bewegen.
Choi-Hippokrates Bei den Göttern, das sind Worte, über die es sich lohnt, weiter nachzudenken, Jaskularias!
Gimraios Die Liebe über das Vaterland…Mir ist das wahrhaft zu fremd, solches kann ich mir höchstens in einem sonderbaren Traum vorstellen. Wenn dieser gedeutet werden würde, kämen wahrscheinlich heftige Störungen bis hin zu Verwirrtheit dabei heraus.
Jaskularias Es gab auf Kreta einst eine alte Kultur, aus welcher die Minoer entstanden sind, so erzählen die alten Geschichten und Mythen. Hier, so heißt es, soll es wohl einmal eine Zeit ähnlich des Goldenen Zeitalters gegeben haben. Über tausend Jahre soll es dort keinen Krieg gegeben haben! Was gibt es schöneres, als in immerwährendem Frieden zu leben!
Was hören wir von den Minoern ? Eine wunderbare Zeit für Künstler jeden Handwerks. Wundervolle Goldarbeiten, Silberarbeiten, Bronzearbeiten, sehr fein gearbeitete Siegel, Steinarbeiten, Keramiken, kunstvolle Freskenmalereien mit Tieren und Blumen, wunderschöne Malereien. Einfach alles soll bemalt gewesen sein, mit den schönsten Farben, vor allem mit Tieren, oft Stieren und mythische Tieren…
Gimraios Da kann ich dir nur beipflichten – auch besonders schöne Töpferware! Ich hatte soeben auf der Agora an einem Stand mit einem Händler gesprochen, der eine wunderschöne Vase im minoischen Stil hatte. Ich war wie verzaubert, als ich sie sah. Er versprach mir, das nächste Mal, wenn er auf Kreta ist, sich nach derartiger Keramik weiter umzusehen. Er lud mich ein, doch selbst mit ihm zu kommen, sodass ich mich dort ungestört auf die Suche machen könne. Er sagte, er wisse von einigen Stätten, wo man sicher noch fündig werden könne. Sie wurden wohl nach den Erdbeben nie wieder aufgebaut und verbürgen noch wahre Schätze.
Natürlich werde ich das tun! Ich kann jetzt schon an
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