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Das Vermaechtnis

Das Vermaechtnis

Titel: Das Vermaechtnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angela Scherer-Kern
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nicht da, unsere Brautleute auch nicht – was hältst du davon, wenn ich dir schon einmal die Schritte für den Willkommens- hula zeige, zusammen mit den Worten, die ich dazu singe. Es wäre schön, wenn wir wenigstens einen Trommler hätten. So könnten wir gleich…“
     
     
    „Ach, hier steckt ihr beiden! Ich hatte euch schon überall gesucht! Der Schatten der Bäume hat euch anscheinend für kurze Zeit verschluckt. Ein Glück, nicht wirklich. Störe ich euch beide beim Gespräch unter Frauen?“ Kahuna -Koī , der schlanke, große Heiler mit fransigen grauen Haaren, der weiseste Mann des Dorfes, steht vor ihnen und lächelt sein strahlend weißes Lächeln aus einem Gesicht voller Wissensfalten. Für Alēi’na hat er die Ausstrahlung eines echten Königs, so, wie sie sich einen wahrhaften König vorstellt. Seine Haltung ist fein und edel und in seinen Augen steht das Wissen all seiner Vorfahren. Sein Wesen hat die Güte eines Gottes. Aber das behält sie für sich.
    Sie liebt diese beiden so unterschiedlichen Menschen so sehr und ist sofort erfüllt von dieser warmen Dankbarkeit und merkt, dass es genau diese Kraft ist, um die es geht. Die es zu bewahren und zu schützen gilt, egal was kommt!
    „Nein, du störst doch nicht – wir wollten zwar gerade mit dem Willkommenstanz beginnen, aber das hat auch noch etwas Zeit. Du kannst dich gern zu uns setzen, du bist überall und immer willkommen“, sagt Uhala’an freundlich lächelnd und zeigt auf den Sand neben sich.
    „Außerdem muss ich jetzt endlich wissen, wie es weiter ging, als ihr mich aus dem Meer gefischt habt. Noch lebe ich nicht wieder. Da kannst du, lieber weiser Lehrer, gleich weitererzählen, denn die erste Zeit nach dem Meer war ich bei dir! Aber zuerst müsst ihr mich noch aus dem Wasser tragen. Wie war das?“, erinnert Alēi’na sich an den Anfang ihres Gespräches und wird wieder eifrig.
    „Hast du etwas Zeit, dich zu uns zu gesellen oder warten wichtigere Aufgaben auf dich? Weshalb hast du uns gesucht?“ Uhala’an blickt extra nicht zu Alēi’na , die ein leicht mürrisches Gesicht macht.
    „Die Aufgaben können warten, sie hatten mich den ganzen frühen Morgen. Heute möchte ich unserer Alēi’na- Feuerfischfrau etwas mehr über unsere Götter erzählen und von der Seele unseres Volkes. Aber gerne erzähle ich auch von dem Fang der Feuerfischfrau. Ich bin schließlich Kanaloa , dem Gott der Meere, sehr dankbar, denn ich erhoffe in dir eine weise Hüterein unserer Weisheit, auf dass du sie eines Tages einmal an Schüler weitergibst, die dir die Götter schenken werden, wie sie mir dich geschenkt haben!“ Das ist genau seine Art. Er kommt immer gleich zum Thema, ohne viele Ranken. Sie, Schülerin des Kahunas ! Alēi’na glaubt sich im Traum, eben noch dachte sie, hula -Lehrerin des Dorfes zu werden! Dann diese tiefe Traurigkeit, die aus ihr heraus explodierte. Jetzt diese Worte des Kahunas , von denen sie nicht einmal zu träumen gewagt hätte! Welch ein Tag! In der Tat ein besonderer Tag! Wie sollte dieser weitergehen…
    „Aber – aber warum auch ich? Dann hättest du zwei Schüler, da ist doch noch der Mann von Pu’kon , Nainoa, von den beiden, die jetzt zusammen auf dem Berg sind, und die wir bald zurück erwarten? Und ich, ich bin dazu noch eine Fremde?“, stottert sie fast.
    „Für Nainoa entschied ich mich, kaum dass ich ihn sah. Ich sah es an seinen Augen, die etwas anschauten und gleich sahen, was sich dahinter verbarg, von klein auf. Als sich anbahnte, dass er und Pu’kon ein Paar werden würden, freute sich meine Seele, doch sie wusste noch nicht warum. Dann geschah es, dass die beiden zusammen am Meer standen und ich sie beobachtete, wie sie redeten und immerzu in die Weite deuteten. Es schlich sich eine Ahnung ein. In dem Moment erhob sich aus den Fluten des Meeres ein Adler, umkreiste sie mit einem lauten Ruf und flog davon, immer geradeaus. Immer geradeaus über das Meer, bis er nicht mehr zu sehen war. Da verstand ich. Er zeigte ihnen die Richtung. Die Götter hatten dieses Paar auserwählt, hinauszuziehen. Unsere Insel wird nicht ewig so sein und so ist es wichtig, dass unser Geist weitergetragen wird, auch zu einem anderem Land.“
    Während der Kahuna das sagt, schauen sich die beiden Frauen an. Das war genau die Sorge, über die sie eben noch sprachen und einen Augenschlag später steht der Kahuna vor ihnen und hat eine Lösung für diese Sorgen.
    „Damit der Geist unseres Volkes fortbestehen kann, nicht

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