Das Vermaechtnis
Krankheiten, fremde Krankheiten, fremdes Ungeziefer, fremde Tiere, gar nicht lecker.“
Sie spuckt wieder auf den Boden, die anderen tun es ihr intuitiv gleich. „Ein Tier, es frisst alles auf, zerstört alles, wo es ist. Sie bauen Sperren, um das Tier zu fangen. Es stinkt, dieses Tier, weil es alles frisst. Die Menschen, wie große Wellen überfluten sie unser Land, mächtiger als Kanaloa und Lono zusammen! Unsere eigenen Männer geben den fremden Männern unsere Frauen, damit die fremden Männer mit den fremden Krankheiten Spaß mit ihnen haben und leckeres Essen und andere Stoffe dafür geben. Unsere Frauen werden krank und ihre Männer dann auch. Sie sterben, so viele, so viele sterben! – Oh Lono ! – Steh uns bei! – Wo bist du? – Ich sehe dich nicht mehr!!!!“
Sie bricht in sich zusammen.
„Schützen die Ali’i uns nicht? Die Kahunas , können sie die Krankheiten nicht abwehren?“, fragt schnell der Kahuna , damit sie in ihrer Verbindung mit den Göttern bleibt.
„Zu viele neue Krankheiten, die Kahunas kennen sie nicht. Sie sterben selbst. Unsere Vögel, die Hälfte stirbt. Viele durch kleine nalos , die fliegen und stechen. Kleine vierbeinige schnelle Tiere mit einem schrecklichen Gebiss, die sich auf ihren großen Kanus versteckt haben. Sie fressen alles, was sie finden und – sie bringen Krankheiten. Die sonderbaren Fremden mögen sie auch nicht, versuchen sie zu bekämpfen. Ach, was sehe ich – es ist so nutzlos, was sie tun – ein neuer Fresser kommt dazu, der liebt die Vogeleier und die jungen Küken. Der eine frisst tags und der andere nachts. Oh, was denken diese Menschen nur! Und alles finden unsere Nachfahren verlockend an den Fremden. Weil sie ihnen so vieles versprechen, verrät das Volk die Ali’i , die sie all die Jahre klein gehalten haben, an die Fremden. Sie verraten ihnen die Pläne der Ali’i , dass sie sich verschwören wollen gegen die Ideen der Neuen. Dafür schaffen die Neuen die kapus ab und das Volk glaubt, dann wieder frei leben zu können. Alles Betrug! Die Fremden besitzen großes mana . Sie hüllen unser Volk in einen Nebelschleier, dass es nicht mehr richtig sehen, fühlen, denken kann und handelt, als wäre es von seinen Sinnen verlassen. Sie sind von ihren Sinnen verlassen! Sie merken nicht, dass das mana übergegangen ist von unseren Göttern in den Ali’i auf die schönen Kleider der Fremden, auf ihre Stoffe und ihre neuen Dinge, die härter sind als Stein und viel schärfer. Was soll das für ein mana sein? Es ist doch nur ein scheinbares mana ! Aber das sehen sie nicht. Sie können ihre Häuser nicht voll genug davon bekommen, von all diesen neuen Dingen – gierig sind sie, alle Menschen, allesamt!“
‘Alana spuckt verächtlich in den Sand.
„Recht hat sie!“, sagt Lo’ulan , Elieano’os Mutter. Und alle spucken in den Sand.
„Sie jagen anderen Göttern nach und lassen sich von ihnen blenden. Aha! Da kommen neue, fremde Kahuna und sie sagen, es gibt nur einen Gott. Seht, seht! Die meisten folgen ihnen, weil sie seine Versprechungen und Sachen haben wollen, die sie verwirrt haben und locken.“
‘Alana schüttelt den Kopf und sagt fast ungläubig:
„Oho, da ist doch tatsächlich einer der Ali’i , der es schafft, dass alle Inseln sich wieder einig sind, wie in alten Zeiten. Die Kriege untereinander hören auf. Er ist stark. Alle Inseln sind ein Königreich, das macht uns wieder stärker. Vorher waren alle schwächer, weil jeder König einer Insel stärker sein wollte und sich durch die anderen bereichern wollte, vor allem durch die Dinge der Fremden. Der neue Ali’i schafft es, sie zu vereinen. Wie gut. Ich will mich dort ausruhen. Wie lange hat das dauern müssen, bis endlich wieder Ruhe ist für unsere wenigen Nachfahren…“
‘Alana stützt sich ermattet auf ihren Stock. Doch der Kahuna will noch mehr wissen von den Zeiten, die auf sie zukommen würden:
„Der neue Gott, wie ist er? Ist er gut zu unserem Volk?“
‘Alana spricht immer noch sehr ruhig. „Zu ruhig“, wie Alēi’na leise bemerkt.
„Der neue Gott, er kann nichts dafür, was geschieht. Er ist gut, er meint es gut mit den Menschen. Er will, dass Frieden ist unter den Menschen. Dass sie einander lieben und Gutes tun. Dass sie im Guten miteinander leben. Das will er. Er ist ein guter Gott. Was sehe ich – unser Volk lernt neue Zeichen, Zeichen, die sie wiedererkennen und lesen können. Mit diesen Zeichen können sie sich unterhalten. Sie malen diese Zeichen auf
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