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Das Vermaechtnis

Das Vermaechtnis

Titel: Das Vermaechtnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angela Scherer-Kern
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wir haben einen großen Nutzen von ihnen. Nicht nur die süßen Früchte sind es, die wir pflücken. Der ganze Baum wird von kundigen Menschen verarbeitet. Fette und Öle gewinnen wir daraus, Fasern, Baumaterial, Wein, Essig, Honig, Mehl, Brennmaterial und Futter für die Tiere.
    Sie schaffen es sogar – mit einer gewissen Beeinflussung durch des Menschen Hand – den Ertrag um einiges zu steigern. Gut für die Menschen und gut für die Götter, um deren Versorgung wir uns täglich kümmern müssen. Schwer ist es, die Götter mit Speise und Trank zu versorgen, während das Volk hungert, dennoch, hungrige und durstige Götter wenden sich ganz von uns ab, daher ist ihr Wohl auch zum Wohl aller. In diesen Zeiten ist es glücklicherweise kein Problem mehr. Ich bin sehr zuversichtlich, auch wenn die Zeichen manches Mal anderes scheinen.
    Schau hier, dieser Garten ist unser ganzer Stolz, unser Gewürzgarten mit allen pflanzlichen Duftstoffen, die es zurzeit im Lande Sumer und Akkad zu finden gibt: Majoran und Thymian, Kardamom und Koriander, der scharfe und so gesunde Ingwer, Senf und Safran, Kümmel und die wohlriechende und schmeckende Minze. Die Kräuter haben wir jeweils an den Rand der Beete gepflanzt, vor allem dort, wo sich die Bänke befinden neben all den betörend duftenden Blüten.
    In den Beeten ist dann das Gemüse, sodass wir uns einer vielseitigen Ernährung erfreuen können. Soviel ich weiß, geht es dem Volk ebenso gut. Viele haben kleine Nutzgärten vor der Stadt, wenn ihr Grundstück nicht den Platz dafür hat. Hier vorn sind Salat, Kresse, Mangold, hier Kohlrabi, Gurken, Lauch und Zwiebeln und, ganz wichtig, der Knoblauch. Hierneben sind noch Klee und Stängelklee. Die große Göttin hatte ihre schützende Hand über diesen Garten gehalten, denn er blieb von der Verwüstung des Tempels unberührt.“
    Sie sind in der Zwischenzeit ein wenig über die Pfade um die gepflegten Beete gegangen.
    „Ich höre Harfenklänge, es scheinen Priesterinnen das Harfespiel zu üben. Du weißt, ich liebe es, dazusitzen und den musischen Klängen zu lauschen. Das ist für mich der Himmel auf Erden. Der Garten ist wundervoll angelegt, ein Idyll für die Sinne. Ich werde es genießen, hier sein zu dürfen. Lass dir Zeit mit deinen Besprechungen. Ich weiche nicht von diesem Ort, bis ich dich wiedersehe, edle Encheduanna-Kyr . Nun bin ich bei dir und ich schätze mich sehr glücklich, in deiner Nähe verweilen zu dürfen. Jeden Atemzug werde ich in meiner Erinnerung speichern. Ich weiß, hier werde ich all die Kräfte sammeln, die ich für meinen weiteren Weg brauche.“
    Er lächelt etwas müde, aber mit Augen voll erfüllter Sehnsucht, so liebevoll, dass ihr ein kurzer Schmerz durch den Körper zieht. Sie schiebt ihre Gedanken rasch beiseite und geht mit Ro-Sur-Ana den Säulengang entlang zur Küche.
    Die Küche ist ein recht großer Raum mit Regalen und vielen hängenden Krügen, Töpfen und Kräutern. Ein Herd mit erhöhten Kochstellen aus Lehmziegeln ist vor einem größeren oberen Fenster. Das Feuer ist jedoch nicht entzündet. Dennoch riecht es schon würzig und nach frisch gebackenem Brot. Ro-Sur-Ana schließt die Augen und atmet tief ein. Sie war recht ruhig auf ihrem Weg hierher, aber ihre Augen wanderten hin und her, um alles mitzubekommen. Es wird bestimmt nicht lange dauern, bis sie ihre Scheu verliert und ihre Fragen wie nie endendes Wasser aus einer Quelle herausströmen werden.
    „Magst du den Geruch?“, fragt Encheduanna-Kyr sie.
    „Oh ja, sehr, allein der Duft des Gartens! Viele Gerüche, die ich nicht kenne, aber die wunderbar sind. Die Düfte allein sind schon mehr, als ich mir in meinen Träumen vorgestellt habe! Alles ist so schön!“, schwärmt sie voller Leidenschaft.
    „Du wirst jede Pflanze, die hier wächst, kennenlernen. Ah, Hanash-Kera ist draußen , die größte Köchin im Tempel, lass uns zu ihr gehen.“
    Sie gehen durch die Küche und durch eine hintere Tür, die zu einem weiteren Innenhof führt. Hanash-Kera ist damit beschäftigt, Fladenbrote zu backen. Gerade legt sie ein frisch geformtes Brot in die Asche der offenen Feuerstelle draußen. Auch an der Außenseite des Tonofens backen frische Brote. Die Stelle ist auch überdacht, wie die Säulengänge, nur direkt über der Feuerstelle ist ein Abzugsloch.
    „Wir grüßen dich, Hanash-Kera, größte Köchin im Tempel. Heute habe ich eine neue Priesterschülerin mit großem Hunger mitgebracht. Hast du etwas für unsere Ro-Sur-Ana ? Und

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