Das Vermaechtnis
eins – die ich durchlebte, ohne dir je begegnet zu sein, war grausam, ging aber vorüber – bis heute. Und nun beginnt die Veränderung.“
Er hob nun die Hand und reckte mir zwei Finger entgegen.
„In Vergangenheit zwei – die anscheinend irgendeine Parallele zum Heute hat, bin ich dir vor Vanoras Fluch begegnet und habe die Liebe kennengelernt. Habe mich in dich verliebt … und dich dann verloren. Ich weiß nicht, ob es mir bestimmt war, dir zu jener Zeit zu begegnen, aber es hat mich auf jeden Fall verändert. Und es veränderte auch die Art und Weise, mit der ich danach mit dem Fluch umging.“
Er schüttelte den Kopf, als könne er selbst nicht verstehen, was er versuchte, mir begreiflich zu machen.
„In meinen neuen Erinnerungen, in diesem Film, den ich nicht anhalten kann – und in dem ich vollkommen machtlos gegenüber den Dingen bin, die ich erlebe – sehe ich jetzt, wie ‚tot‘ ich danach wirklich war. Wie ‚tot‘ und verzweifelt, weil du, Sam, in mein Leben getreten warst. Weil du mir erst gezeigt hast, was Liebe ist. Darum konnte ich den Fluch in dieser zweiten, veränderten Vergangenheit nicht mehr einfach ertragen! Ich wusste plötzlich, wie lange die Unendlichkeit wirklich dauern würde und wie lange ich so würde leben müssen. Dich zu kennen – und dich doch nicht bei mir zu haben … es zerstörte mich nach und nach. Und in dieser zweiten Vergangenheit tut es das irgendwie noch immer“
Trotz der Sonnenstrahlen fröstelte ich und hätte mich gerne enger an Payton geschmiegt, aber der Schmerz in seinen Augen hielt mich davon ab.
„Payton, ich …“
Er kniff die Lippen zusammen, als würde er versuchen, die Worte, die nun kommen würden, zurückzuhalten.
„Nein, hör mir zu. Es zerstört mich, Sam … während ich hilflos dabei zusehen muss.“
Payton zuckte mit den Schultern und griff nach meinen Händen. Ich sah Scham in seinem Gesicht.
„Sam, mo luaidh , ich weiß nicht, wie ich es sagen soll, aber in dieser zweiten Vergangenheit … da verliere ich den Glauben an uns.“
Payton schwieg, und ich wartete, dass er weitersprach, aber sein Blick ging in den Himmel, als suche er dort nach Antworten. Gerade, als ich etwas erwidern wollte, sah er mich eindringlich an, aber seine Mine war verschlossen. Als sperre er mich absichtlich aus.
„Ich habe den Glauben an uns verloren, Sam. Ich wünschte, ich könnte aufhören, mich daran zu erinnern. Könnte einfach mit dir hier glücklich sein, aber das geht nicht. Mit jeder neue Erinnerung an einen Tag der Leere, der ungeweinten Tränen und verlorenen Hoffnung, spüre ich, wie die Zweifel in mir wuchsen. Sie wurden immer mehr. Ich konnte den Fluch keinen Tag länger mehr ertragen, Sam!“
Ich schluckte, und meine Kehle war wie zugeschnürt.
„Und was bedeutet das, Payton?“, fragte ich, und seine Furcht riss mich mit in einen bodenlosen Abgrund.
„Mein damaliges Ich … also ich habe mich wohl gefragt …“, er zögerte, „…, wie du mich diesem grausamen Schicksal überlassen konntest, wenn du mich wirklich geliebt hast. Und ich glaube … ich glaube ... ich habe darüber das Vertrauen in dich und unsere Liebe verloren, auch wenn ich heute denke, dass du nichts hättest tun können, um mich zu retten.“
Seine Worte kamen schnell, als wollte er dieses Geständnis hinter sich bringen. Er schämte sich dafür, das konnte ich sehen, trotzdem traf mich der Schmerz wie ein Vorschlaghammer. Es reichte anscheinend nicht, dass ich selbst jeden Tag mein Handeln bereute! Nein, nun musste ich feststellen, dass auch der Mann, für dessen Leben ich alles riskiert hatte, das Vertrauen in mich verloren hatte! Scheiße! Welch eine Ironie des Schicksals! Was blieb uns denn jetzt noch? War dies das Ende unserer Liebe?
„Und nun?“, fragte ich, obwohl ich am liebsten vor der Antwort davongelaufen wäre.
„Ich weiß es nicht, Sam. Ich habe Angst, aufzuwachen und festzustellen, dass mein vergangenes Handeln am Ende unsere Liebe zerstört. Versteh mich nicht falsch, dich zu verletzen, ist das Letzte, was ich möchte. Dich zu enttäuschen, nicht meine Absicht. Aber du hast ein Recht zu wissen, was in mir vorgeht.“
Payton seufzte und sah hilflos aus. Etwas, was ich von ihm nicht gewohnt war.
„Ich habe dir einen Eid geschworen und muss nun, zur Untätigkeit verdammt, zusehen, wie ich dabei bin, ihn zu brechen!“
„Was meinst du damit?“
„Ich schwor, dich ewig zu lieben und mit der Hoffnung zu sterben, mich deiner Liebe immer
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