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Das Vermaechtnis

Das Vermaechtnis

Titel: Das Vermaechtnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emily Bold
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Pitlochry gefahren bin.“
    „Dann greif zu, Sam.“
    Sie setzte sich, und wir plauderten über das schottische Wetter, unsere neue Wohnung und Roys aktuelles Schulprojekt, während wir das Shortbread verdrückten. Alison freute sich über die Serviette, die ich ihr mitgebracht hatte. Sie versprach, sie in Ehren zu halten. Schließlich, als die Tassen leer und auch die letzten Krümel vernascht waren, faltete sie die Hände auf ihrem Schoß und sah mich erwartungsvoll an.
    „Also, Sam, willst du mir nicht sagen, was los ist? Ich sehe doch, dass dich etwas bedrückt.“
    „Ich bin im Moment einfach vollkommen durch den Wind. Das vergangene Jahr war echt heftig. Vielleicht hilft es mir, wenn ich mit Roy darüber spreche.“
    Ich hoffte, Alison war nicht enttäuscht, weil ich mich lieber ihrem Mann anvertrauen wollte, aber ihr Lächeln beruhigte sogleich meine Sorge.
    „Ach, Sam! Wenn dir etwas auf der Seele brennt, dann musst du doch nicht hier sitzen und mir Gesellschaft leisten. Wenn du willst, kannst du ruhig hinüber zum Pfarrhaus gehen und mit Roy sprechen. Sicher sagt er zu einer Pause nicht Nein, wenn ich dir Verpflegung mitgebe.“
    Ich war erleichtert und konnte es nun nicht mehr erwarten, Roy mein Herz auszuschütten. Er würde mir bestimmt einen Weg zeigen, mein Leben wieder in den Griff zu bekommen. Mit einem Teller voll Alisons herrlichem Gebäck in der Hand lief ich das kurze Stück den Hügel hinauf.
    Das Pfarrhaus war ein schlichtes Gebäude am Ende der Straße. Die braune Verblendung des Mauerwerks hatte stellenweise einen neuen Anstrich mehr als nötig, und auch von den bogenförmigen Fenstern blätterte der weiße Lack ab. Die zwei Stufen vor der offen stehenden Eingangstür waren abgenutzt und an den Kanten schon angeschlagen.
    Unsicher trat ich ein und lauschte. Von Bau- oder Aufräumarbeiten war kaum noch etwas zu erkennen.
    „Hallo? Roy?“
    Nichts.
    Na toll, und jetzt? Ich warf einen Blick über die Schulter hinaus auf die Straße. Draußen war es ebenso still und verlassen wie hier. Unentschlossen sah ich mich um. Die knarzenden Bodendielen wiesen Fußabdrücke auf. Der Baustaub hatte sich anscheinend im ganzen Haus verteilt, und die Arbeiter hatten ihn von Raum zu Raum getragen. Selbst im durch die Fenster einfallenden Licht tanzte der Staub und bündelte dadurch die Strahlen zu einem greifbaren Regen aus Gold.
    Unwillkürlich trat ich näher. Zwischen den Fenstern zierten antike Porträts bereits die frisch gestrichenen Wände, auch wenn etliche weitere noch darauf warteten, ihren endgültigen Platz einzunehmen. Auf der gegenüberliegenden Seite erstreckte sich über die gesamte Wandbreite ein Bücherregal, welches eher schlecht als recht mit Folie abgedeckt war. Wie in einer Bibliothek zeigten kleine Schildchen mit Jahreszahlen an den Regalböden den Standort der einzelnen Werke. Am Boden türmten sich noch weitere Kirchenregister in Klappboxen und Pappschachteln. Nicht gerade die fachgerechte Aufbewahrung für alte Schriften.
    Ich stellte den Teller ab und zog wahllos eines der schweren Bücher heraus. Die Staubschicht auf dem Ledereinband zeigte, dass die Folie ihren Zweck kaum erfüllt hatte.
    Kirchenregister von 1822-1856
    Vorsichtig blätterte ich durch die ersten Seiten. Es schien, als verströmte die Luft zwischen den Blättern den Duft der Vergangenheit.
    Akribisch waren hier sämtliche Geburten, Hochzeiten und Begräbnisse datiert und niedergeschrieben. Ich staunte, wie oft der Name McDonald die Seiten füllte. Selbst Donald McDonalds kamen seitenweise vor, wurden geboren, verheiratet und begraben. Kopfschüttelnd fragte ich mich, wo da die Individualität geblieben sein mochte – oder die Übersichtlichkeit.
    Hatte seit dem Begräbnis von Erin McDonald am 18. Oktober 1822 – dem letzten Eintrag auf dieser Seite – noch einmal jemand diese Zeilen gelesen? Es war fast wie eine Zeitreise, sich vorzustellen, wie die Feder des Geistlichen im Angesicht der trauernden Familie Erins Namen in das Register setzte. Der Schmerz über den Verlust der Mutter, Ehefrau oder Tochter schien beinahe greifbar, und ich kam mir wie ein Eindringling vor.
    Ich stellte das Buch zurück und nahm mir einen Muffin. Sicher würde gleich einer der Arbeiter zurückkommen. Ich konnte gut noch ein paar Minuten warten, ehe ich meine Hoffnung auf ein klärendes Gespräch mit Roy aufgeben und mich auf den Rückweg machen würde.
    Die Schokolade schmolz butterweich auf meiner Zunge, und ich schlenderte

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