Das Vermaechtnis
Hause bringe.“
Sein Blut, der Stein und Licht rissen Payton McLean aus seiner Zeit. Sein letzter Gedanke, ehe das grelle Glühen ihn verbrannte, sein Blut zu purer Helligkeit machte und ihn in endlose Tiefe stürzte, galt der Frau, deren Leben untrennbar mit seinem verbunden war.
Kapitel 14
Craig Liath Wood, 1741
Ich saß in der Wirtsstube des Gasthofs und um meine Füße bildete sich eine Pfütze. Wasser tropfte aus dem Saum meines Kleides auf den Boden und auf die Bank, auf der ich saß. Eine Handvoll Männer lungerten an den Tischen herum und schielten gelegentlich zu mir herüber. Ich fiel beinahe vor Erschöpfung um, als James wenig später hereinkam. Mit einem Pfiff rief er die Schankmagd heran und bestellte zwei Humpen Ale und etwas von dem Wildbret, dessen Duft die Stube erfüllte.
„Mädel, du siehst elend aus“, stellte der Fuhrmann nüchtern fest und strich sich über den Bart. „Ich habe dem Wirt einige Münzen gegeben, damit er dir warmes Wasser und eine Kammer für die Nacht bereitet. William wollte das so.“
Ehe ich etwas erwidern konnte, kam das Brett mit dem Fleisch, und wir machten uns wie zwei Verhungernde darüber her. Es war saftig und scharf, mit Zwiebeln und Pfeffer gewürzt. Viel schmackhafter als alles, was ich je in der Vergangenheit gegessen hatte. Mit dem Brot wischten wir den Bratensaft auf und spülten alles mit großen Schlucken des dünnen Ales hinunter.
James rülpste und lehnte sich bequem zurück, als der letzte Bissen aufgegessen war.
„So muss das sein, aye?“
Ich grinste. Ich fühlte mich wie neugeboren und hätte James am liebsten dankbar umarmt, aber das wäre sicher unschicklich gewesen. Also ließ ich es bleiben.
„Aye, so muss das sein“, gab ich ihm stattdessen lachend zurück. „Was machst du jetzt, James?“
„Ich leg mich hier auf die Bank, und – wenn ich morgen die Rüben verkauft habe – geht es für mich zurück nach Auld a´chruinn. So nah an den McLean Ländereien gefällt es mir nicht, aye.“
„Weißt du denn, wie weit es noch bis Burragh ist?“
Ich hatte keine rechte Vorstellung davon, wie ich die Burg erreichen sollte.
„Zu Fuß wirst du wohl zwei Tage brauchen. Mit dem Pferd vielleicht einen. Aber ich meine noch immer, dass du dich besser von diesem heimtückischen Pack fernhalten solltest.“
„Ich weiß deine Sorge zu schätzen, James. Du bist ein guter Kerl, auch wenn du das niemanden wissen lassen willst.“ Ich küsste ihn auf die Wange und stand auf. „Grüß William und vor allem den kleinen Kyle von mir.“
Ich bat die Wirtin, mir mein Zimmer zu zeigen, und stieg hinter ihr die schmale Stiege hinauf. Die Bretter knarzten unter meinen Füßen, und es roch muffig. Trotzdem war ich mehr als froh über dieses Zugeständnis an Intimität. Ich stellte keine großen Ansprüche mehr, nachdem James und ich die letzte Nacht unter freiem Himmel im Nieselregen verbracht hatten. Die Kammer mit Bett und Tisch war spärlich eingerichtet, aber eine Waschschüssel mit dampfendem Wasser stand bereit, und ein Kohlebecken sollte die klamme Kälte vertreiben. Mein Blick fiel auf den Eimer in der Ecke, in den von der schrägen Decke Regenwasser herabtropfte.
Kaum hatte ich die Tür der kleinen Dachstube hinter mir verriegelt, schälte ich mich aus meinen nassen Kleidern. Ich kämpfte mit dem Rock, der so an mir klebte, dass ich ihn fast nicht herunterbekam, und meine ledernen Stiefel schienen mit meinen Füßen verwachsen zu sein. Als ich den Kampf gewonnen hatte, stieß ich einen Triumphschrei aus und breitete Kleid und Arisaid über den Hocker und schob sie zum Trocknen nahe an das Kohlebecken. Dann öffnete ich meinen verfilzten Zopf und fragte mich verzweifelt, wie ich dem ganzen Schmutz und der Kälte mit dem bisschen Wasser beikommen sollte.
„Scheiße!“, fluchte ich, und es war beruhigend, dass da in diesem triefnassen Geschöpf noch immer ich steckte.
Ich tauchte den Lappen ins Wasser und zuckte zurück. Heiß! Trotzdem streckte ich langsam meine Hände ganz in die Schüssel und genoss es, wie die Wärme meine Haut rot färbte und mir den Arm hinaufkroch. Es war herrlich. Ich drückte das Tuch aus und wusch mich. Je mehr ich von dem Reisedreck entfernte, desto mehr von mir kam zum Vorschein. Als ich am Ende mein frisch gewaschenes Haar auswrang, kam es mir vor, als hätte ich in den letzten Tagen unter einer Rüstung gesteckt. Ein Schutzanzug, der kaum etwas von mir preisgab, damit ich nicht verletzt werden konnte. Damit
Weitere Kostenlose Bücher