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Das Vermaechtnis

Das Vermaechtnis

Titel: Das Vermaechtnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emily Bold
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die Anstrengungen der Reise mir nichts anhaben konnten. Als wäre ich in die Haut einer viel stärkeren Person geschlüpft und stünde nun nackt und schutzlos in der Dunkelheit meiner Kammer.
    Tatsächlich war mir bisher nicht aufgefallen, dass das letzte Tageslicht der Nacht gewichen war und ich nur noch die Schemen der wenigen Möbelstücke erahnen konnte. Ich griff mir das Betttuch und wickelte mich ein, ehe ich die Kerze auf dem Tisch mit dem Zunderstein entfachte.
    „Na also!“, gratulierte ich mir, als sich die kleine Flamme beim achten Anlauf endlich in den Docht fraß.
    Ich beobachtete eine Weile das Spiel des Lichts auf der Tischplatte, ehe ich mich erschöpft auf die strohgefüllte Matratze niederließ. Ich hätte gerne das Fenster geöffnet und die klare Luft des Hochlands in die stickige Kammer gelassen, aber das monotone Tropfen aus der Ecke mit dem Eimer zeigte, dass es immer noch regnete. Also zog ich mir stattdessen die Decke bis zum Kinn und überließ mich meinen Gedanken.
    Falls ich Payton in Burragh nicht finden würde, wollte ich zu Fingal gehen. Auch wenn ich nicht wusste, wie er zu mir stehen würde, ob ich Unterstützung erwarten konnte oder ob er in mir nur wieder die Gefangene der Stuarts sehen würde, eines war sicher: Er war ein Mann mit Ehre im Leib. Der Laird der McLeans würde mich zumindest anhören.
    Ich spürte, wie meine Augenlider schwer wurden und Traumbilder sich mit meinen Gedanken zu vermischen drohten, also blies ich die Kerze aus und wickelte mich fest in die Decke, denn ich fürchtete, dass ich nicht das einzige Geschöpf war, welches die strohgefüllte Matratze für sich beanspruchte. Es kribbelte verdächtig an meinen Füßen, aber meine Erschöpfung war zu groß, als dass mich Mäuse, Wanzen und sonstiges Getier abgeschreckt hätten.
    Ich träumte mich einfach an einen anderen Ort, und das Bild dieses Reiters entstand hinter meinen müden Augen. Ich fragte mich, ob er ebenfalls fror. Wie er wohl die Nacht verbrachte? Da war etwas, das mir vertraut vorkam, und mit diesem schwachen Gefühl, das die Einsamkeit vertrieb, ließ ich mich in den Schlaf gleiten.
     

    Das Pferd zwischen seinen Schenkeln glich einer rettenden Insel in sturmumtoster See. Payton klammerte sich in die nasse Mähne, als bewahrte ihn dies vor dem Ertrinken. Dabei wusste er nicht einmal, was ihm widerfahren war. Der Schmerz in seiner Brust schien ihn zu erdrücken und ihm den Atem zu nehmen, doch je weiter er Craig Liath Wood hinter sich ließ, um so leichter strömte die Luft wieder in seine Lunge.
    Vor ihm stürzte Regenwasser die Felsen herab, und der daraus entstandene Strom kreuzte seinen Weg. Überall verwandelte der Dauerregen die Ebenen in von Wasser durchzogene Landschollen, und Gräben, so breit wie Flüsse, fraßen sich in das Moor. Er lenkte sein Pferd an den herabstürzenden Quell und glitt aus dem Sattel.
    „ Bas mallaichte !“, keuchte er, obwohl der Schmerz allmählich abebbte. Noch konnte er sich kaum auf den Beinen halten, und so taumelte er bis zu den Felsen und schöpfte sich das eisige Wasser ins Gesicht.
    Sein Kopf pochte. Was war geschehen? Wo war dieser Schmerz plötzlich hergekommen? Und was hatte das zu bedeuten?
    Das kühle Nass beruhigte seine Kehle, die sich noch immer wie zugeschnürt anfühlte.
    Hatten vielleicht seine Gedanken an den Onkel des Stallburschens diese Schmerzattacke ausgelöst? Immerhin hätte er den Jungen am liebsten geschüttelt und angebrüllt. Dieser Onkel Ned aus Oath konnte sich verdammt noch mal glücklich schätzen, Gelenkschmerzen überhaupt zu fühlen – verglichen mit der grauen Tristesse seines gefühllosen Daseins.
    Payton fuhr sich mit den Händen durch sein regennasses Haar und schüttelte verständnislos den Kopf. Was hatte er mit dem Onkel dieses Burschen zu schaffen? Er überlegte, ob er zurückreiten und den Jungen befragen sollte, aber die Nachwirkungen der Schmerzen hielten ihn davon ab.
    Und dabei wuchs, trotz seiner Furcht vor diesen unmenschlichen Qualen, der starke Wunsch in ihm, endlich wieder zu fühlen. Nicht unbedingt Schmerzen, aber wenn es das Einzige sein sollte, was ihm an Gefühl vergönnt war, dann – bas mallaichte – würde er sie willkommen heißen – nur nicht sofort.
    Payton ließ sich auf einem der Felsen nieder und stützte seinen Kopf in die Arme. Mit geschlossenen Augen fühlte er dem Schmerz in seinem Körper nach. Fühlte, wie er nachließ, nicht länger jeden Atemzug beherrschte – und schließlich ganz

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