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Das Vermaechtnis

Das Vermaechtnis

Titel: Das Vermaechtnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emily Bold
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Feind sehen, und bekomme nichts dafür!“
    Nathaira erhob sich und mit ihr der Sturm. Dicke Tropfen fielen schwer wie Steine zu Boden, und der Wind heulte durch die Ritzen der meterdicken Mauern.
    „Dein Leben, Samantha. Ich schenke dir dein Leben. Tue, was ich verlange, dann bringe ich dich zu Sean. Weigere dich, dann stirbst du.“
    Sie bückte sich nach meinem Dolch, zog sich die Klinge über die Handfläche und hinterließ eine blutige Spur, die schon verheilt war, ehe sie mir die rot glänzende Waffe reichte.
    „Darauf mein Wort“, murmelte sie, als sich meine Hand um den Stahl schloss.

Kapitel 17
     

    Duncansborough, Grenzland, 1741
     
    Alasdair Buchanans Satteltaschen waren voll. Die drei Fuhrwerke hinter ihm zum Bersten beladen mit den Pachteinnahmen für Cathal Stuart. Hühner in geflochtenen Körben, gepökeltes Fleisch in Fässern und Säcke mit Rüben, Zwiebeln, Hafer und Mehl. Im Vergleich zu den Waren und dem Vieh, mit welchen die Kätner ihren Zehnten beglichen, erschien ihm aber die Börse mit den Münzen beinahe lächerlich.
    Fünf bewaffnete Männer eskortierten die Wagen, während er vorneweg gen Norden ritt. Cathal und der Rest seiner Männer würden noch einige Tage länger in den Grenzorten verweilen und Gericht halten. Da nur wenige Kätner und Bauern es sich erlauben konnten, ihre Arbeit ruhen zu lassen, um nach Galthair zu kommen, wurden Unstimmigkeiten und Klagen nur verhandelt, wenn der Laird es auf sich nahm, zu ihnen zu kommen. Einmal im Jahr, wenn die Steuern erhoben wurden, bot sich diese Gelegenheit und beanspruchte Cathals Aufmerksamkeit wohl noch für einige Tage.
    Alasdair würde derweil die Pachteinnahmen sicher nach Galthair bringen, da das Getreide drohte, bei Regen auf dem Karren zu faulen.
    Er war froh, der Gesellschaft der anderen entkommen zu sein, denn er war nicht gerade erpicht, eine weitere Nacht in der stickigen Enge einer Bauernkate oder auf den harten Bänken eines Gasthofs zu verbringen. Vielleicht lag es an seinen nordischen Wurzeln, aber er brauchte Raum für sich und klare Luft. Eine Nacht in der Kälte und Nässe des Hochlands war ihm lieber, als den schnarchenden Bewohner dieser armseligen Hütten zuzuhören, während er versuchte, auf deren roh gezimmerten Bänken Schlaf zu finden.
    Darum hatte er seine Männer auch in einem Bogen um Duncansborough herumgeführt. Ihr Murren hatte ihn die ganze letzte Stunde begleitet, denn immerhin gab es dort sowohl einen guten Gasthof als auch ein billiges Bordell. Vielleicht hätte er Mitgefühl mit der Truppe gehabt, wenn er selbst noch etwas empfunden hätte, aber da der Fluch ihm die Lust an fleischlichen Freuden ebenso geraubt hatte wie die Heiterkeit eines ordentlichen Rausches, bot ihm die Stadt nichts. Seine Männer konnten ihre Lanzen auch beim nächsten Mal zum Einsatz bringen und sich für heute mit dem Wein aus dem Weinschlauch begnügen. Das war mehr, als er von sich behaupten konnte.
    Er stellte sich im Steigbügel auf und hob die Hand, damit die Knechte die Fuhrwerke anhielten, über deren lautes Geratter keiner ein Wort verstanden hätte.
    „Wir errichten hier unser Nachtlager. Stellt die Wagen hier zusammen und macht die Pferde im Kreis darum fest, damit wir mitbekommen, wenn sich jemand nähert.“
    Mit einer Gruppe junger Eschen im Rücken, die Wagenburg mit den Pferden und dem Fluss, der ihnen von der Seite Schutz bot, war dieser Platz beinahe perfekt. Zumindest, wenn man wegen der Fuhrwerke die Straßen nicht verlassen konnte.
    „Niall, mach ein Feuer und nimm dir Hafer, Speck und Zwiebeln. Mach was Gutes draus, die Männer wollen wenigstens ihren Hunger stillen, und vielleicht hilft ihnen ein voller Wanst darüber hinweg, dass ihre Eier schmerzen. Höre ich aber noch jemanden klagen, können wir das Problem auch anders lösen.“
    Die Männer sahen mürrisch zu Boden, denn niemand würde es wagen, dem Wikinger einen feindseligen Blick zuzuwerfen. Ein jeder von ihnen hatte den Hünen schon kämpfen sehen – und siegen. Dieser Mann war niemand, dem man zum Feind haben mochte.
    Als der Geruch von röstenden Zwiebeln über die Lichtung zog, erhob sich Alasdair von dem nahe dem Feuer gelegenen Baumstamm und wies einen der Bewaffneten an, die Satteltaschen mit dem Gold besonders im Auge zu behalten.
    Nun, da er klargemacht hatte, dass er von Huren nichts mehr hören wollte, gingen die Männer dazu über, sich mit derben Scherzen und zotigen Liedern zu entschädigen. Würde er Bedauern empfinden,

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