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Das Vermaechtnis

Das Vermaechtnis

Titel: Das Vermaechtnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emily Bold
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hätte er vielleicht bedauert, seit seinem letzten Mal mit Nathaira Stuart – lange bevor der Fluch ihn seiner Leidenschaft beraubt hatte – nicht mehr bei einer Frau gelegen zu haben. So aber war dies einfach etwas, auf das er verzichtete, wie er auch keinen Wert auf schmackhaftes Essen oder menschliche Nähe legte.
    Vielleicht, so überlegte er, würde er eines Tages fortgehen. Sein Eid an Cathal band ihn an den Clan der Stuarts, aber jedes Mal, wenn er nach Galthair kam und Nathaira gegenübertreten musste, fragte er sich, warum er sich das antat. Selbst ohne die Gefühle von Liebe oder Eifersucht, von Sehnsucht oder Verlangen war sie der wichtigste Mensch für ihn – und trotz allem unerreichbar. Sollte er eine Ewigkeit mit ansehen, wie sie ihr endloses Leben an Blairs Seite verbrachte?
    Der Wachmann bezog neben Alasdairs Pferd Posten, holte eine silberne Flasche aus seiner Tasche und nahm einen kräftigen Schluck. Mit der Hand am Schwertknauf ging Alasdair aus dem Lager. Er folgte ein Stück dem Flusslauf, bis am Ufer und im flachen Wasser wachsende Bäume und wie von den Göttern fallen gelassene Felsen den Fluss auf wenige Meter zu einem beinahe stillen Becken verengten.
    Obwohl die Nacht bereits hereingebrochen war, war es nicht völlig dunkel. Alles schien nur mit einem blauen Vorhang verschleiert oder wie durch die Hand eines Künstlers mit blauschwarzer Farbe versehen. Die Sichel des Mondes schien blass aus seinem weißen Hof, und nur im gurgelnden Seitenarm des Flusses glitzerten die Wogen, wohingegen in dem seichten Becken das Wasser eine glatte, glänzende Oberfläche hatte. Fast wie das Quecksilber, das Alasdair einst bei einem fahrenden Wunderheiler gesehen hatte.
    Der Mond und sein Gefolge aus Sternen spiegelten sich darin, als hätten sie ihren Platz am Himmel verlassen, um im Zauber dieser Nacht ein Bad in flüssigem Silber zu nehmen.
    Mit geschmeidigen Bewegungen legte der Nordmann sein Schwert nieder, löste den Riemen über seiner Brust und legte sein ledernes Wams ab. Er war kein Schotte, darum trug er kein Plaid mit den Farben der Stuarts. Einzig die silberne Schnalle an seinem Gürtel mit den zwei gekreuzten Schwertern zeigte seine Treue zu Cathal. Als er diese öffnete und den aus mehreren Bahnen Leder bestehenden Rock zu Boden fallen ließ, trug er nur noch seine Stiefel. Die folgten schließlich dem Rest seiner Kleidung, und Alasdair schritt in das seichte Becken.
     

    Ich war so genervt! Es gab keine Worte, die beschreiben konnten, wie sehr es mich nervte, seit nun mehr über einer Woche mit und ohne Pferd, auf einem Karren oder zu Fuß kreuz und quer durch Schottland zu ziehen, ohne meinem Ziel auch nur einen Schritt näher zu kommen. Ich wünschte, nie meine gemütliche Wohnung verlassen zu haben, nie das Bild und den Kirchenbucheintrag gefunden zu haben. Ich wünschte mich zurück in Paytons Arme!
    Wenn es stimmte, was Nathaira behauptete, dass ich nichts an dem Fluch ändern konnte, dann hatte ich all die Strapazen und Gefahren vollkommen umsonst auf mich genommen. Und, obwohl ich ihr keinen Meter weit traute, war ich jetzt auch noch auf sie angewiesen! Oh, ich hasste meine Situation und verfluchte – wieder einmal – meine Impulsivität, die mich erst zum Friedhof und damit zu Alasdair und diesem Mist geführt hatte.
    Ich konnte noch immer nicht glauben, dass ich tatsächlich meiner Feindin, der Frau, die so viel Unheil zu verantworten hatte, durch halb Schottland folgte. Nicht gerade freiwillig, aber was zählte das schon?
    Wir hatten nicht mehr viele Worte gewechselt, seit wir den Broch verlassen hatten. Es war alles gesagt. Sie hatte mir mit ihrem Blut einen Eid geleistet, mich zu töten, sollte ich nicht tun, was sie verlangte. Damit blieb mir wohl keine Wahl.
    Aber so sehr ich es auch hasste, ihr ausgeliefert zu sein, wünschte ich doch, endlich irgendwo anzukommen.
    Bei unserer letzten Rast hatten wir erfahren, dass Cathal morgen auf dem Marktplatz von Duncansborough Gericht halten würde. Seither trieb Nathaira die Pferde regelrecht an ihre Grenzen, denn sie hatte vor, die Stadt noch vor Einbruch der Nacht zu erreichen. Leider war diese inzwischen hereingebrochen, und wir kamen im bläulichen Zwielicht kaum mehr voran.
    „ Seas “, flüsterte sie und hob die Hand, damit ich anhielt. Sie legte ihren Finger auf die Lippen und horchte. Nun konnte auch ich etwas hören. Stimmen.
    Sie ließ sich aus dem Sattel gleiten und bedeutete mir, es ihr nachzutun, ehe sie ihr Pferd

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