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Das Vermaechtnis

Das Vermaechtnis

Titel: Das Vermaechtnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emily Bold
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vergeben …“, sie lachte hämisch, „… wenn er erst genug davon hat, dich dafür zu strafen, dass du durch deinen heimtückischen Mord an Ross und deine Flucht den Anstoß für das Massaker gegeben hast.“
    „Aber das ist nicht wahr!“
    Ich sprang auf, und die Wände des Turmes schienen mich zu erdrücken. Sie kamen immer näher, so aufgebracht war ich. Fingal hasste mich nicht! Er war ein Mann von Ehre.
    „Wer, außer dir und mir, weiß, was wirklich geschehen ist? Ich erinnere mich an das Blut an deinen Händen, die Klinge in der Brust dieses armen Schäfers – es war deine Hand, die den Dolch führte. Das ist es, was ich sah, was die Wachen auf den Zinnen von Galthair beobachteten und was so zu einer Wahrheit wurde, die zu leugnen sinnlos wäre, Samantha. Es mag sein, dass dir Payton glaubt, weil du ihn zwischen deine Schenkel gelassen hast, aber – falls Fingal dieses Vergnügen nicht ebenfalls zuteilwurde –, wird er wohl eher den Menschen vertrauen, die ihn sein Leben lang umgaben.“
    Es war ein Reflex.
    Ich zückte meinen Dolch und ging auf sie los.
    Ein Fehler, wie ich einen Augenblick später erkannte, als mein Hieb ins Leere ging und sie mich mit dem Stiefel in den Rücken trat, sodass ich bäuchlings auf die Steine krachte.
    Sie trat mir auf die Hand, bis ich die Waffe losließ.
    „Du kleine Närrin!“, fuhr sie mich an und stieß meinen Dolch beiseite.
    Ihr Anblick ließ mir das Blut in den Adern gefrieren. Meine Angst beflügelte meine Fantasie, und ich hielt sie für eine waschechte Ausgeburt der Hölle. Sie stand über mir wie die Braut des Teufels. Ihr Kleid sah im fahlen Mondlicht aus wie die schimmernde Haut einer Schlange, und ihre grünen Augen spien wütende Flammen. Selbst die Strähnen ihres pechschwarzen Haares schienen sich vor meinen Augen in lebendige Wesen zu verwandeln, während bläuliche Blitze über ihr den Himmel durchschnitten. – Ich war echt im Arsch!
    „Ich könnte dich zertreten wie ein Insekt. Dein jämmerliches Lebenslicht auspusten wie eine Kerze, und niemand würde je davon erfahren. Richtest du noch einmal eine Waffe auf mich, dann hast du dein Leben verspielt.“
    So, als stellte ich keine Gefahr für sie dar, ließ sie mich im Dreck liegen und setzte sich zurück auf den Felsen. Zitternd kam ich auf die Beine. Mein Dolch lag noch immer auf dem Boden, aber es schien Nathaira gleichgültig zu sein, ob ich ihn mir wiederholte oder nicht. Sie fürchtete weder mich noch die Klinge. Dennoch wagte ich es nicht, mich ihr, und damit meiner Waffe, zu nähern.
    „Worüber sprachen wir gerade? Richtig, du hast auf diese – nennen wir es unvernünftige Weise – Einwände gegen meine Vermutung, was den Beischlaf mit Fingal angeht, erhoben.“
    Oh, wie sehr ich sie hasste! Ich musste meine Hände zu Fäusten ballen, um nicht den gleichen Fehler noch einmal zu begehen.
    „Da also klar ist, dass dir in Burragh niemand freundlich gesonnen sein wird, solltest du dir meinen Vorschlag zumindest anhören.“
    Sie wartete, und ich hätte am liebsten geschrien. Widerwillig nickte ich, aber ich würde den Teufel tun, auch nur ein Wort dazu zu sagen!
    „Vernünftig. Ich schlage vor, du begleitest mich ins Grenzland. Cathal, Alasdair und einige andere treiben dort den Zehnten ein. Dort wird sich zeigen, auf welche Weise sich meine Vision erfüllt. Der Wind hat mir Liebe versprochen – und für gewöhnlich hält er sein Wort.“
    „Was habe ich davon?“, fragte ich. Der Moment des Waffenstillstands zwischen uns war vorüber. Wir waren wieder zu dem geworden, was wir immer sein würden: Feinde. Es war dumm gewesen, das auch nur für einen Augenblick zu vergessen.
    „Wenn ich bekomme, was ich will – dann bringe ich dich zu Sean McLean. Ich werde ihn von deiner Unschuld überzeugen und dich ziehen lassen.“
    Sean! Allein der Name eines Menschen, der mir so nahestand, trieb mir die Tränen in die Augen. In der Zukunft würde Sean wie ein Bruder für mich sein, aber was wäre er hier? Er war verflucht, genau wie sie alle, und ich konnte nur hoffen, dass er mich nicht dafür verantwortlich machte.
    „Ich helfe dir, wenn du mich zu Payton bringst“, verhandelte ich.
    „Payton ist weg. Weder weiß ich, wo er ist, noch interessiert es mich. Vielleicht weiß Sean mehr, aber das ist nicht mein Problem.“
    „Es ist dein Problem, wenn ich mich weigere, dir zu helfen! Du verlangst, dass ich dir vertraue und dorthin folge, wo es von Menschen nur so wimmelt, die mich als ihren

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