Das Vermaechtnis
schon den ganzen Nachmittag beisammen und redeten. Ich wusste, wie sehr Payton das schlechte Verhältnis zu seinem Vater geschmerzt hatte, darum wollte ich die beiden in ihrer innigen Unterhaltung nicht stören. Ihnen blieb nur dieser eine Tag, also begab ich mich in die Küche und leistete Nanny MacMillan Gesellschaft.
Sie war wohl eine der wenigen, die ahnte, was hier eigentlich vorging. Auch wenn ihr irgendetwas davon komisch vorkam, so ließ sie es sich dennoch nicht anmerken. Also tat ich ebenfalls so, als sei es das Natürlichste auf der Welt, Proviant für einen Sohn zusammenzupacken, der zurück in seine eigene Zeit musste und dafür das Hochland durchqueren würde, um den Gedenkstein der fünf Schwestern zu erreichen.
Nanny MacMillan packte uns solche Mengen ein, dass ich schon fürchtete, ein Fuhrwerk zu benötigen, um das viele Brot, das Fleisch, den Wein und die kleinen Kuchen zu transportieren.
Ich versicherte ihr gerade lachend, für die zwei Tage, die wir unterwegs sein würden, keine Möhren und Zwiebeln zu benötigen, als mein Ehemann mit besorgtem Gesicht zur Tür hereinkam.
Alarmiert sprang ich auf und eilte an seine Seite.
„Was ist los? Alasdair und Nathaira?“, riet ich, denn ich konnte mir nichts anderes vorstellen, das Payton derart aus der Fassung bringen würde.
Mein Magen verkrampfte sich, als er mich fest an sich zog.
„Nein, Sam.“ Er atmete tief ein und presste die Worte gequält hervor. „ Ich … ich bin zurück.“
Es war gut, dass er mich hielt, denn die Wucht, mit der seine Worte in mein Herz drangen, hätte mich sonst zu Fall gebracht.
Payton , schrie eine Stimme in mir, denn ich wusste, es war noch nicht vorbei. Als ich ihn von mir schob, zitterte ich und sah ihn von unten herauf an. Ich schämte mich für meine nächsten Worte, aber ich hatte keine Wahl. Ich musste tun, was meine Schuld von mir verlangte. Die Träne, die heiß meine Wange hinabrann, spürte ich in meiner Zerrissenheit nicht.
„Du musst gehen, Payton“, flüsterte ich, und meine Stimme klang rau vor Schmerz. Wie sollte er verstehen, was ich ihm sagen wollte?
„Du hast recht. Wie müssen gehen. Wir wissen nicht, was geschieht, sollte ich mir selbst begegnen …“
„Nein, Payton.“ Ich bekam kaum Luft, und mein Herz raste. „Du musst gehen … aber ich werde nicht mitkommen.“
Ich fühlte mich, als hätte ich damit eine Mauer zwischen uns errichtet. Payton sagte kein Wort, sah mich nur an. Ungläubig.
„Ich liebe dich, Payton, aber ich kann nicht mit dir kommen.“
Sean sah in den Himmel. Er wusste nicht, wie oft er in den letzten Stunden geflucht hatte. Seine frisch gebackene Schwägerin verflucht hatte. Wann hatten Weiber jemals gute Ideen gehabt?, fragte er sich und bereute es, in seiner Gefühlsduselei ihrer Bitte nachgegeben zu haben. Das würde doch nur Ärger geben!
Es war bereits Abend. Vielleicht, so hoffte er, kam er zu spät. Payton war ohnehin nicht in bester Stimmung. Er sah blass aus, seit sie durch das Burgtor geritten waren, und Schweißperlen glänzten auf seiner Stirn.
„Geht es dir gut?“, fragte er, als sein Bruder sich stöhnend auf die Stufen sinken ließ, die zur Brustwehr hinaufführten.
„ Ifrinn ! Ich weiß nicht, was mit mir los ist, Sean. Es fühlt sich an, als stünde ich in Flammen.“
Sean presste die Lippen zusammen und warf einen Blick Richtung Wohnturm.
Er kam wohl doch nicht zu spät, wenn es Payton so schlecht ging.
„Warte hier, ich bin gleich zurück“, versprach er und eilte davon, mit dem Gefühl, einen gewaltigen Fehler gemacht zu haben.
„Du kannst … nicht mit mir kommen?“
Payton schwankte sichtbar zwischen Unverständnis und Wut, und ich konnte es ihm nicht verübeln. „Was zur Hölle meinst du damit?“
„Oh Gott, Payton, bitte versteh doch!“
Ich wollte ihn nicht verletzen.
„Ich kann nicht mit dir gehen. Du bist zurückgekommen, weil ich Sean angefleht habe, dich zu mir zu bringen, Payton. Du bist zurückgekommen, weil das zwischen uns … so nicht bleiben kann.“
Ich weinte inzwischen, weil ich so sehr hoffte, er würde mich verstehen.
„Ich bin hergekommen, Payton, um dich zu retten. Den Payton, der noch immer unter dem schrecklichen Fluch leidet! Um alles wiedergutzumachen … und bin gescheitert! Ich kann dich ... ihn nicht diesem Schicksal überlassen, ohne ihm zumindest zu sagen, wie sehr ich das bedauere.“
Paytons Augen waren wieder zu unergründlichen Seen im Nebel geworden. Er sperrte mich
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