Das Vermaechtnis
nachdenklich zu. Er hatte überlegt, ob dies ein Fehler sein könnte, besonders da er sich daran erinnerte, wie er sich nach seiner Suche nach Erlösung bei den Fair-Hexen auf den Weg zurück nach Burragh gemacht hatte. Er würde also sicher bald auf der Burg eintreffen.
Wenn er ehrlich zu sich selbst war, dann war dies vielleicht sogar der Hauptgrund für seine Eile.
Er wusste, sein altes Ich hatte sich mit seiner Situation und dem Fluch abgefunden, aber ob dies auch so bliebe, wenn er Sam wieder zu Gesicht bekäme … Das wollte er lieber nicht herausfinden.
„Ich kann es nicht riskieren, mir selbst zu begegnen, Sean“, erklärte er stattdessen.
Der runzelte die Stirn.
„Aber du weißt nicht, was geschehen würde?“
Payton wusste keine Antwort. Er kannte die Regeln des Universums nicht, und seine Annahme stützte sich zu großen Teilen auf Science-Fiction und Marty McFlys Zeitreisetheorien.
„Ich weiß es nicht, aber ich will kein Risiko eingehen.“
Sean nickte.
„Ich finde ja nur, du … nein er … je nachdem … hat es verdient, die Braut zu sehen. Darum habe ich Tante Kendra gebeten, ein Bild von Sam zu malen. Gibst du mir dazu deinen Segen, bràthair ?“
Fingals Schwester Kendra hatte alle Familienmitglieder der McLeans porträtiert. Ihre Werke hingen an den Wänden des Wohntrakts und zeigten Blair, Sean und Payton schon als Kinder.
„Wir werden nicht mehr lange genug bleiben, dass Sam ihr Modell sitzen könnte“, gab Payton zu bedenken, denn die Sorge, Alasdair und Nathaira könnten ihr Wort brechen, war nicht einfach fortzuwischen.
„Du kennst doch Tante Kendra, sie vergisst kein Gesicht. Samantha wird ihr nicht Modell sitzen müssen, aber vielleicht kann sie dennoch ein klein wenig Ruhe gebrauchen. Denkst du nicht, das alles ist auch etwas zu viel für sie?“
Payton sah seinem Bruder ins Gesicht und erkannte dort Trauer. Wie schwer mochte es für Sean sein, zu wissen, wieder in die Gefühllosigkeit des Fluchs gestoßen zu werden, sobald Payton mit Sam zurückgehen würde.
„Na schön, ein Tag Pause für uns alle“, stimmte Payton zu. „Und nun, wo du kurzzeitig wieder fühlst, wirst du deinen Tag mit dem Küchenmädchen Lilian verbringen? Ich glaube, sie schmachtet dich schon eine ganze Weile an.“
Sean zögerte, ehe er kopfschüttelnd ablehnte.
„Wir hatten eine schöne Zeit, ehe der Fluch das beendet hat“, gab er zu und grinste. „Aber du hast gesagt, ich würde mich verlieben – in der Zukunft, aye?“
Payton hob die Augenbrauen.
„Stimmt, aber was hat das mit heute zu tun?“
Sean zuckte die Schultern.
„Wenn ich alles haben kann, dann will ich keine halben Sachen. Ich sehe doch, wie du dich fühlst, und … Payton, ich will nichts Geringeres mehr als das.“
Ehe Payton darauf etwas erwidern konnte, ging ein Raunen durch die wenigen Gäste, und alle Augen richteten sich auf das Paar, welches langsam über den blumengesäumten Weg auf ihn zukam.
Der Wein ließ mich beinahe schweben, so leicht fühlte ich mich, als ich neben Fingal McLean, dem Oberhaupt des Clans, durch die Nacht schritt. Mir war warm, und mein Herz schlug einen beschwingten Takt, der gut zu der märchenhaften Szene passte, auf die wir zugingen. Es fühlte sich an, als wäre alles nur ein Traum. Wir kamen an den Bänken vorbei, auf denen Nanny MacMillan, Sean und die anderen saßen, deren Gesichter vor Freude strahlten.
Fingals Hand auf meiner war wie ein Anker, da ich glaubte, ich würde gleich abheben. Dann sah ich ihn, den Mann, der mein Herz hielt. Er stand unter dem Baum, sein Lächeln ein Versprechen, sein Blick – wie eine zärtliche Berührung.
Fingal führte mich an Paytons Seite und legte meine Hand in die seines Sohnes.
„Gib auf dieses Mädchen acht, mo bailaich , denn sie ist unser aller Schicksal und Bestimmung, unser aller Rettung und Frieden.“
Payton streichelte meine Hand und sah seinen Vater an.
„Das werde ich, Vater. Denn Sam ist auch mein Schicksal und meine Bestimmung. Sie rettet mich jeden Tag und schenkt meinem Herzen Frieden.“
Ich musste schlucken. Verdammt, als brauchte ich jetzt solche Worte, wo mir das Herz ohnehin schon in die Hosentasche gerutscht war. Mit einem Kuss auf meine Wange übergab mich Fingal an seinen Sohn und zog sich zurück auf eine der Bänke.
Ich hob meinen Blick und sah grenzenlose Liebe in Paytons Augen. Wie der unbeschwerte Payton, der er einst vor dem Fluch gewesen war, ließ er mich bis auf den Grund seiner Seele blicken und
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