Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Vermaechtnis

Das Vermaechtnis

Titel: Das Vermaechtnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emily Bold
Vom Netzwerk:
leiden!“
    Sean lachte hart.
    „Schmerzen, Payton? Und was meinst du, würden wir geben, um Schmerzen zu empfinden?“
    Sean hatte nun ebenfalls seine Stimme erhoben, und seine Augen funkelten böse. „Alles, Bruder. Ich würde alles dafür geben! Und du auch!“
    Payton fuhr sich durch die Haare und schüttelte den Kopf. Zu gut erinnerte er sich daran, dass die Qualen in Sams Nähe wie eine Droge auf ihn gewirkt hatten. Immer und immer wieder war er ihr gefolgt, um sich von der Pein berauschen zu lassen. Sean hatte recht. Er hätte damals alles gegeben, um nur noch einmal die Hitze in seinem Blut zu fühlen, das Brennen auf seiner Haut.
    Er trat zurück und atmete geräuschvoll aus.
    „Himmel, Sean!“, rief er verzweifelt. „Was soll ich nur tun? Ich weiß, was für ein Mann ich damals war – und wie mich der Fluch verändert hat. Was, wenn Sam den Payton, der ich war, mir vorzieht?“
    Sean legte ihm die Hand auf die Schulter und führte ihn aus der Halle über den Hof.
    „Du wirst damit leben müssen, Bruder!“
    Sean lächelte. „Du liebst sie doch – dann vertraue ihr auch.“
    Damit reichte ihm Sean die Zügel, schlug ihm ein letztes Mal brüderlich auf die Schulter und ging in Richtung Küche davon. Payton wusste, sein Bruder würde Sam nun ihren Wunsch erfüllen, und vielleicht war es wirklich besser, Distanz zwischen sich und seine Vergangenheit zu bringen. Er schwang sich in den Sattel und preschte durch das Burgtor.
    „ A Dhia, mo cobhair !“, erflehte er Gottes Beistand. Er kam sich so hilflos vor, als er sich seinen neuen Erinnerungen überließ.

Kapitel 30

    Burg Burrag, 1741
     
    Es war ein milder Abend, aber ich zitterte. Hier oben, auf dem Dach des Wohnturms, der, von hohen Zinnen umrahmt, den höchsten Punkt der Burg bildete, war es zugig. Aber nicht deshalb schauderte ich.
    „Es ist mir der liebste Ort auf dieser Burg. Hier kann ich nachdenken, allein sein. Es kommen nicht viele Menschen hier herauf.“
    „Hast du mich deshalb hierher gebracht? Um mit mir … allein zu sein?“
    Payton grinste verlegen, als hätte ich ihn mit der Hand im Bonbonglas erwischt.
    „Auch“, gestand er und kam näher.
    Ich blinzelte die Erinnerung fort und wischte mir die Hände am Kleid ab. Sie waren feucht vor Aufregung, und ich musste ständig schlucken, obwohl mein Mund ganz trocken war.
    Ich hatte gedacht, Paytons Vergebung hätte mich von meiner Schuld befreit, aber nun dem Payton zu begegnen, der von Vergebung nichts wusste und den Albtraum des Fluches jeden Tag erleben musste, weckte meine Schuldgefühle aufs Neue.
    Doch für Zweifel war es zu spät. Ich hörte Schritte auf den Stufen und hielt die Luft an.
    Wie in Zeitlupe sah ich ihn durch die schmale Luke steigen. Sah sein schmerzverzerrtes Gesicht, seine Augen, seine Lippen und die halbmondförmige Narbe an seinem Kinn. Der Wind fuhr ihm durch die Haare und ließ ihn zu dem wilden Highlander werden, den ich so sehr liebte. Und dann richtete er sich auf, strich sich die langen Strähnen aus dem Gesicht – und bemerkte mich.
    Zusammen mit seinem ungläubigen Blinzeln und seinem Keuchen fand die Zeit wieder ihre normale Geschwindigkeit.
    Er litt, ich konnte es deutlich sehen. Ich trat zu ihm, aber er riss abwehrend die Hände nach oben.
    „ Seas !“, rief er und trat einen Schritt zurück. „Bleib, wo du bist!“
    Er stützte sich auf die Zinnen und keuchte. Sein Blick hielt mich gefangen, und er schüttelte fassungslos den Kopf.
    „Payton“, flüsterte ich, aus Angst, selbst meine Worte könnten ihm Schmerzen bereiten. Ich war so dumm! Natürlich litt er Schmerzen! Er war verflucht – und ich seine Bestimmung.
    „Sam … warte, ich …“ Er atmete mehrfach ein und aus, ehe er sich langsam fasste. „… Ifrinn !“
    „Payton, ich … bitte entschuldige. Ich habe nicht nachgedacht und …“
    „Bitte, Sam.“ Er hatte die Hände zu Fäusten geballt, und sein Atem kam gepresst. „Gib mir einen Moment, dann …“
    Er lächelte. „… dann sterbe ich entweder, oder ich überlebe – aber, solange das nicht ganz klar ist …“
    Ich musste lachen. Das Glück, in seiner Nähe zu sein, war so groß, dass es wie aus mir herausbrach. Ich lachte Tränen und ließ mich, wie schon bei unserer ersten Begegnung am Glenfinnan Monument , mit dem Rücken an den Steinen zu Boden gleiten.
    „Ich liebe dich, Payton McLean – wie kannst du da nur ans Sterben denken?“
    Er setzte sich mir am anderen Ende des Turms gegenüber und grinste mich schief

Weitere Kostenlose Bücher