Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Vermaechtnis

Das Vermaechtnis

Titel: Das Vermaechtnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emily Bold
Vom Netzwerk:
zeigte all seine Gefühle. Seine Ängste, seine Hoffnungen und die Schuld, die uns zwar immer begleiten würde, aber uns nicht mehr verletzten konnte.
    „ Mo luaidh, tha gràdh agam ort “, versicherte er mir seine Liebe und gab dem Vikar damit das Zeichen, zu beginnen.
    Der Vikar sprach wohl, denn seine Lippen bewegten sich. Aber ich konnte seinen Worten nicht folgen. Für mich gab es nur diesen Moment unter freiem Himmel im Schein der Kerzen und der Gewissheit, dass sich alles so fügte, wie es meine Bestimmung war.
    Ich wurde mir allem erst wieder bewusst, als Payton den Sgian dhu feierlich aus der Scheide an seinem Gürtel zog. Verwundert sah ich die Gravur, die das Motto meiner Ahnen zeigte. Es war mein eigener Dolch, der den Eid mit unserem Blut besiegeln sollte – und ich war nur zu gerne bereit, meines für den Mann an meiner Seite zu geben.
    Behutsam ritzte er meinen Handballen, bis ein roter Tropfen hervorquoll, tunkte die Klinge dann in den Kelch, den der Vikar bereithielt. Er lächelte, als er mir seine Hand und meinen Dolch darbot, das Gleiche bei ihm zu tun. Mir wurde schwindelig, als ich Payton den kalten Stahl ins Fleisch drückte, und der rote Wein sich mit seinem Blut vermischte.
    Entsinne dich derer, von denen du abstammst – in jenem Moment, schien der Geist des abwesenden Payton ebenfalls bei uns zu sein, und das Motto unser aller Motto zu werden. Ich zitterte, als ich die Klinge in den Wein gab, und der Vikar kam mir zu Hilfe. Er legte meine Hand in Paytons und umschlang sie mit einem weißen Leinenband.
    „Im Blute verbunden, sprecht nun den Eid, der euer Leben eint.“
    Payton drückte meine Hand.
    „Mein Leben für dich.“ Er trank aus dem Kelch, den der Vikar ihm reichte, um den Bund zu besiegeln.
    Ich blinzelte die Träne weg, die sich aus meinem Augenwinkel stahl. Es gab nur Payton und mich. Nicht den Vikar und nicht die Gäste.
    In unseren Händen vermischte sich unser Blut, wie das Schicksal unsere Leben miteinander vereint hatte.
    „Mein Leben für dich“, wiederholte ich seine Worte und leistete mit einem Schluck aus dem Kelch meinen Schwur. Der metallene Hauch in der Süße des Weins schmeckte nach Wahrheit.
    „Stelle dich deinem Schicksal“, hatte Vanora einst in meiner ersten Vision verlangt. Es hatte mich Blut, Schweiß und Tränen gekostet, aber ich hatte meine Aufgabe erfüllt – und nun war ich hier und hielt die Liebe meines Lebens bei der Hand, für immer verbunden durch unser Blut und ein heiliges Versprechen.
     

    Sean standen Tränen in den Augen. Die Gefühle, die auf ihn niederprasselten, waren zu viel für ihn. Ein Jahr lang hatte er nichts empfunden, da kam dieser emotionale Orkan mit zerstörerischer Gewalt und riss ihn von den Füßen.
    Sein Vater weinte vor Glück, und Nanny MacMillan, die wie eine Mutter für ihn und seine Brüder war, schnäuzte sich gerührt in ihr Taschentuch, während er selbst eisern dagegen ankämpfte, ihrem Beispiel zu folgen. Es fühlte sich an wie ein Rausch, und er fürchtete den Moment, in dem dieser enden würde.
    Sein Blick lag auf Sam und seinem Bruder, der eben die Arme nach seiner Braut ausstreckte, um sie vor aller Augen zu küssen. Ihr Glück spülte in großen Wellen über alle, die sich hier versammelt hatten. Als die beschauliche Anzahl Gäste das frisch vermählte Paar auf ihrem Weg über den blütengeschmückten Weg zurück zur Burg begleiteten, blieb Sean noch lange unter den Bäumen zurück, während nach und nach alle Laternen erloschen.
    Seine Gedanken kreisten unaufhörlich um den Gefallen, den Sam von ihm erbeten hatte. Konnte er das tun? Oder sollte er es nicht sogar? Aber was würde Payton sagen, wenn er davon erfahren würde?
    Die Sache gefiel ihm nicht, und doch drängte alles in ihm, zu tun, was Sam wollte.
    „ Bas mallaichte !“, fluchte er und schüttelte über sich selbst den Kopf. „Weiber!“
    Er erhob sich und lauschte auf die Geräusche der Nacht. Frieden breitete sich in ihm aus, und das war so anders als die emotionale Kälte, die seine Seele sonst bewölkte, dass er den Drang verspürte zu lachen.
    Sam würde ihn in vielen Jahren aus dieser Kälte befreien, hatte Payton gesagt. Da war es nur recht und billig, ihr diesen einen Wunsch zu erfüllen.
     

    Glücklich ließ ich mich von Payton durch die dunklen Gänge von Burragh führen, während unten in der Halle noch immer in kleinem Kreis unsere Vermählung gefeiert wurde. Fingal hatte Nanny MacMillan soeben einen saftigen Kuss gegeben und

Weitere Kostenlose Bücher