Das Vermaechtnis der Drachenreiter
fertig waren, flog sie los, während er und Brom auf den Pferden weiterzogen. Nach einer Weile sagte Eragon zu Brom: »Ich muss mit dir reden. Das wollte ich eigentlich schon in Teirm, aber ich beschloss, damit zu warten, bis wir die Stadt verlassen haben.«
»Worüber?«, fragte Brom.
Eragon zögerte. »Es gibt vieles, was ich nicht verstehe. Zum Beispiel, wer deine ›Freunde‹ sind und warum du dich in Carvahall versteckt hast. Ich vertraue dir voll und ganz - sonst wäre ich nicht mehr mit dir unterwegs -, aber ich muss mehr über dich erfahren und wissen, was du tust. Was hast du in Gil’ead gefunden, und was ist die Tuatha du Orothrim, auf die du mich zu bringen gedenkst? Ich finde, nach allem, was geschehen ist, habe ich eine Erklärung verdient.«
»Du hast uns belauscht.«
»Nur einmal«, sagte Eragon.
»Wie ich sehe, muss ich dir noch anständige Manieren beibringen«, sagte Brom und zupfte mürrisch an seinem Bart. »Wie kommst du darauf, dass dich diese Dinge etwas angehen?«
»Ich weiß nicht«, sagte Eragon achselzuckend. »Ich finde es eben sonderbar, dass du dich in Carvahall versteckt hast, ich Saphiras Ei fand und du so ungeheuer viel über Drachen weißt. Je länger ich darüber nachdenke, desto weniger kann ich an einen Zufall glauben. Es gab noch andere Hinweise, die ich ignoriert habe, aber rückblickend sind sie sehr offensichtlich. Zum Beispiel, dass du überhaupt von den Ra’zac gewusst hast und dass sie vor dir geflohen sind. Und allmählich beginne ich, mich zu fragen, ob du nicht auch etwas mit dem Auftauchen von Saphiras Ei zu tun gehabt hattest. Es gibt vieles, was du uns nicht erzählt hast, und Saphira und ich können es uns nicht leisten, etwas unbeachtet zu lassen, das gefährlich sein könnte.«
Dunkle Furchen erschienen auf Broms Stirn, als er Schneefeuer anhielt. »Du willst nicht länger warten?«, fragte er. Eragon schüttelte den Kopf. Brom seufzte. »Das wäre alles kein Problem, wenn du nicht so argwöhnisch wärst, aber ich schätze, wenn du anders wärst, würde ich meine Zeit mit dir vergeuden.« Eragon war sich nicht sicher, ob er das als Kompliment auffassen sollte. Brom zündete seine Pfeife an und blies eine Rauchwolke in die Luft. »Ich werde es dir erzählen«, sagte er, »aber du musst verstehen, dass ich dir nicht alles offenbaren kann.« Eragon begann zu protestieren, aber Brom schnitt ihm das Wort ab. »Gewisse Dinge halte ich nicht zurück, weil ich etwas zu verbergen habe, sondern weil ich keine Geheimnisse preisgeben kann, die nicht die meinen sind. Es gibt andere Geschichten, die mit meiner verbunden sind. Wenn du den Rest erfahren möchtest, musst du mit den anderen Beteiligten reden. «
»Gut, dann erzähl mir, was du kannst«, sagte Eragon.
»Bist du sicher?«, fragte Brom. »Es gibt gute Gründe für meine Geheimniskrämerei. Ich habe versucht, dich zu schützen, indem ich Mächte von dir fern halte, die dich zerreißen würden. Wenn du einmal von ihnen und ihren Absichten erfahren hast, kannst du nie wieder ein ruhiges Leben führen. Du wirst dich entscheiden müssen, auf welcher Seite du stehst, und du wirst für deine Entscheidung kämpfen müssen. Möchtest du es wirklich wissen?«
»Ich kann mein Leben nicht in Unwissenheit verbringen«, sagte Eragon leise.
»Na schön ... also: In Alagaësia herrscht Krieg zwischen den Varden und dem Imperium. Die Auseinandersetzung ist viel weitreichender, als es die gelegentlichen bewaffneten Zusammenstöße ahnen lassen. In Wahrheit geht es um einen Machtkampf von titanischen Ausmaßen ... in dessen Zentrum du stehst.«
»Ich?«, sagte Eragon ungläubig. »Das ist unmöglich. Ich habe mit keiner der beiden Seiten etwas zu tun.«
»Noch nicht«, sagte Brom, »aber deine bloße Existenz ist der Grund für ihre Schlachten. Die Varden und das Imperium kämpfen nicht darum, das Land oder seine Einwohner zu beherrschen. Ihr Ziel ist es vielmehr, die Kontrolle über die nächste Generation der Drachenreiter zu erlangen, deren erster Vertreter du bist. Wer diese Reiter in seiner Gewalt hat, wird der unumstrittene Herrscher über Alagaësia sein.«
Eragon versuchte, Broms Erklärungen zu verstehen. Es schien ihm unbegreiflich, dass so viele Leute an ihm und Saphira interessiert sein sollten. Niemand außer Brom hatte ihn bisher für so wichtig gehalten. Die Vorstellung, dass das Imperium und die Varden um ihn kämpfen sollten, erschien ihm zu weit hergeholt, als dass er sie hätte vollständig
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