Das Vermaechtnis der Drachenreiter
schwiegen. Eragon dachte an die Grabstätte, die er erschaffen hatte, und an Brom, der darin lag. Er hatte noch deutlich vor Augen, wie der Sandstein sich über dem Leichnam des alten Mannes geschlossen hatte. »Wenigstens haben wir ihm ein anständiges Begräbnis verschafft«, flüsterte er.
Seine Finger fuhr achtlos durch den Sand, schufen in der Erde Furchen und Erhebungen. Zwischen zwei Erhebungen entstand ein Miniatur-Tal, daher häufte er drumherum Berge auf. Mit dem Fingernagel zog er einen Flusslauf durch das Tal und höhlte ihn aus, da er ihm zu flach erschien. Er fügte noch einige Einzelheiten hinzu, bis er sah, dass er eine passable Nachahmung des Palancar-Tals zuwege gebracht hatte. Heimweh stieg in ihm auf und er strich mit der Hand über den Sand und ließ die winzige Landschaft wieder verschwinden.
Ich möchte nicht darüber reden, wehrte er verstimmt Saphiras Fragen ab. Er verschränkte die Arme und starrte zu Boden. Unwillkürlich wanderte sein Blick zu der Stelle, wo er noch eben den Erdboden ausgehöhlt hatte. Er stutzte. Obwohl der Boden trocken war, schimmerte der von ihm gezogene »Flusslauf« vor Nässe. Neugierig geworden, grub er etwas tiefer und stieß einige Zoll unter der Oberfläche auf eine feuchte Erdschicht. »Sieh dir das an!«, rief er aufgeregt.
Saphira senkte die Nase auf seine Entdeckung hinab. Wie soll uns das weiterhelfen? Das Wasser in der Wüste steckt so tief im Boden, dass wir wochenlang graben müssten, um darauf zu stoßen.
Ja, sagte Eragon vergnügt, aber solange es da ist, kann ich es an die Oberfläche holen. Schau her! Er vertiefte das Erdloch, dann rief er seine magischen Kräfte. Statt den Sand in Wasser zu verwandeln, ließ er einfach die bereits in der Erde vorhandene Feuchtigkeit aufsteigen. Mit leisem Plätschern sprudelte Wasser in das Loch. Er lächelte und trank daraus. Das Wasser war kalt und sauber und eignete sich ausgezeichnet zum Trinken. Siehst du! Wir haben alles, was wir brauchen.
Saphira beschnüffelte den Tümpel. Ja, hier. Aber in der Wüste? Vielleicht ist dort gar nicht genug Wasser im Boden, das man hervorholen kann.
Doch, ganz bestimmt, versicherte ihr Eragon. Ich muss es nur aufsteigen lassen und das ist nicht weiter schwer. Solange ich es ganz langsam mache, reichen meine Kräfte. Selbst wenn ich das Wasser aus extremer Tiefe holen muss, ist es kein Problem. Schon gar nicht, wenn du mir hilfst.
Saphira sah ihn skeptisch an. Bist du sicher? Überlege dir deine Antwort genau, denn unser aller Leben hängt davon ab.
Eragon zögerte kurz, dann sagte er bestimmt: Ich bin sicher.
Dann geh zu Murtagh und sag es ihm. Und dann leg dich schlafen. Ich übernehme die Wache.
Aber du warst auch die ganze Nacht auf den Beinen, widersprach er. Du solltest dich ausruhen.
Es geht schon - ich bin stärker, als du glaubst, sagte sie sanft. Ihre Schuppen raschelten, als sie sich mit wachsamem Blick nach Norden wandte, in Richtung ihrer Verfolger. Eragon umarmte sie und sie summte zufrieden. Geh jetzt.
Er verharrte noch einen Augenblick, dann ließ er sie widerwillig los und kehrte zu Murtagh zurück, der ihn sogleich fragte: »Und? Können wir durch die Wüste ziehen?«
»Ja, können wir«, antwortete Eragon. Er ließ sich auf seine Decken fallen und erklärte ihm, was er herausgefunden hatte. Als er fertig war, wandte Eragon sich zu der Elfe um. Ihr Gesicht war das Letzte, was er sah, bevor er einschlief.
DER RAMIR
Am nächsten Morgen zwangen sie sich, bereits in den grauen Stunden vor Sonnenaufgang aufzustehen. Eragon bibberte in der Kälte. »Wie sollen wir die Elfe transportieren? Auf Saphiras Rücken kann sie nicht viel länger reiten, ohne dass sie sich die Haut wund scheuert. In den Klauen kann Saphira sie nicht tragen - es macht sie schneller müde und die Landung ist zu gefährlich. Ein Zugschlitten würde auf dem unebenen Gelände schnell zu Bruch gehen, und ich möchte nicht, dass die Pferde durch die Last einer weiteren Person langsamer werden.«
Murtagh dachte über das Problem nach, während er Tornac sattelte. »Wenn du Saphira reiten würdest, könnten wir die Elfe auf Schneefeuer festbinden, aber sie würde sich auch dort wund scheuern. «
Ich habe die Lösung, sagte Saphira unvermittelt. Warum bindet ihr mir die Elfe nicht an den Bauch? Ich könnte mich ungehindert bewegen und bei mir ist sie sicherer als irgendwo sonst. Gefährlich wird es nur, wenn die Soldaten mit Pfeilen auf mich schießen, aber dann steige ich eben
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