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Das Vermaechtnis der Drachenreiter

Das Vermaechtnis der Drachenreiter

Titel: Das Vermaechtnis der Drachenreiter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Paolini
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einen Moment lang mit unergründlicher Miene an, dann schaute er an die Decke und schloss die Augen. Seine Schultern wurden sonderbar steif, während seine Lippen sich lautlos bewegten. Tiefe Falten zerfurchten die bleiche Haut über seinen Augen, und seine Finger krallten sich krampfartig zusammen, als würde er einen unsichtbaren Gegner erwürgen. Ein paar Minuten lang stand er so da, in ein lautloses Gespräch versunken.
    Als er die Augen wieder aufschlug, ignorierte er Orik und herrschte die Krieger an: »Verschwindet, sofort!« Während die Männer den Raum verließen, sagte er mit kühler Stimme zu Eragon: »Da ich meine Prüfung nicht zu Ende führen konnte, werden du und dein Freund über Nacht hier bleiben. Sollte er versuchen zu fliehen, wird er getötet.« Mit diesen Worten machte er auf dem Absatz kehrt  und marschierte hinaus. Sein fahler Schädel schimmerte im Schein der Laternen.
    »Dank dir«, flüsterte Eragon Orik zu.
    Der Zwerg grunzte. »Ich lasse euch etwas zu essen bringen.« Er murmelte einige unverständliche Worte und ging dann kopfschüttelnd hinaus. Draußen wurde der Riegel wieder vor die Tür geschoben.
    Eragon setzte sich erschöpft hin. Der Gewaltmarsch und die Aufregungen des Tages hatten ihn in einen sonderbaren, traumartigen Zustand versetzt. Seine Augenlider waren schwer. Saphira ließ sich neben ihm nieder. Wir müssen vorsichtig sein. Offenbar haben wir hier genauso viele Feinde wie im Königreich. Er nickte bloß, zu müde zum Reden.
    Murtagh lehnte sich mit leerem Blick an die Wand und rutschte dann auf den glänzenden Fußboden herab. Er drückte den Ärmel auf die Schnittwunde an seiner Kehle, um die Blutung zu stillen. »Alles in Ordnung?«, fragte Eragon. Murtagh nickte träge. »Hat er etwas aus dir herausgeholt?«
    »Nein.«
    »Wie konntest du ihn aus deinem Geist fern halten? Er ist so stark.«
    »Ich wurde ... gut ausgebildet.« Ein bitterer Ton schwang in seiner Stimme mit.
    Stille umfing sie. Eragons Blick wanderte zu einer der Laternen, die in den Ecken hingen. Seine Gedanken schweiften umher, bis er plötzlich sagte: »Ich habe ihnen nicht verraten, wer du bist.«
    Murtagh sah erleichtert aus. Er neigte den Kopf. »Danke, dass du es für dich behalten hast.«
    »Sie haben dich nicht erkannt.«
    »Nein.«
    »Und du behauptest immer noch, du bist Morzans Sohn?«
    »Ja«, seufzte er.
    Eragon wollte etwas erwidern, hielt aber inne, als er spürte, dass eine warme Flüssigkeit auf seine Hand tropfte. Er betrachtete sie  und sah mit Schrecken, dass es Blut war. Es tropfte von Saphiras Flügel. Ich habe ganz vergessen, dass du verletzt bist!, rief er und stemmte sich mühsam hoch.
    Sei vorsichtig. Wenn man müde ist, unterlaufen einem leicht Fehler.
    Ich weiß. Saphira breitete einen ihrer Flügel auf dem Boden aus. Murtagh sah zu, wie Eragon mit der Hand über die warme blaue Membranhaut strich und »Waíse heill« sagte, wenn er eine Wunde fand. Glücklicherweise waren die Verletzungen leicht zu schließen, selbst die an ihrer Nase.
    Als er fertig war, sackte Eragon schwer atmend gegen Saphira. Er spürte ihren beruhigenden Herzschlag.
    »Hoffentlich bringen sie uns bald etwas zu essen«, sagte Murtagh.
    Eragon zuckte mit den Schultern; er war zu müde, um hungrig zu sein. Er verschränkte die Arme, vermisste Zar’rocs Gewicht an seiner Seite. »Warum bist du hier?«
    »Wie bitte?«
    »Wenn du wirklich Morzans Sohn bist, würde Galbatorix dich doch nicht einfach so in Alagaësia herumspazieren lassen. Wie ist es dir gelungen, die Ra’zac aufzuspüren? Warum hat man nie etwas davon gehört, dass einer der Abtrünnigen einen Sohn hatte? Und was tust du hier?« Am Ende schraubte sich seine Stimme fast zu einem Brüllen hoch.
    Murtagh fuhr sich mit den Händen übers Gesicht. »Das ist eine lange Geschichte.«
    »Du weichst aus«, sagte Eragon.
    »Es ist zu spät zum Reden.«
    »Morgen haben wir dafür wahrscheinlich keine Zeit.«
    Murtagh schlang die Arme um seine Beine und legte das Kinn auf die Knie, schaukelte vor und zurück und starrte auf den Boden. »Es ist keine ... «, sagte er, brach dann aber noch einmal ab. »Ich möchte nicht unterbrochen werden - also mach es dir bequem. Meine Geschichte dauert eine Weile.« Eragon lehnte sich zurück und nickte. Saphira beobachtete die beiden aufmerksam.
    Murtaghs erster Satz kam ein wenig stockend, aber während er sprach, wurde seine Stimme kräftiger und selbstbewusster. »Soweit ich weiß, bin ich das einzige Kind der

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