Das Vermaechtnis der Drachenreiter
Sie muss etwas ganz Besonderes sein, selbst unter den Elfen.«
Eragon war völlig seiner Meinung.
Murtagh starrte an die Decke. »Weißt du, es ist eigenartig«, sagte er, »aber ich finde diese Gefangenschaft regelrecht beruhigend. Zum ersten Mal in meinem Leben muss ich keine Angst haben. Ich weiß, eigentlich sollte ich mich fürchten ... und doch fühle ich mich mit einem Mal ganz entspannt. Endlich wieder richtig ausschlafen zu können, hilft natürlich auch.«
»Ich weiß, was du meinst«, sagte Eragon trocken. Er rückte auf eine weichere Stelle des Bettes. »Nasuada sagte, sie hätte dich besucht. Hatte sie etwas Interessantes zu berichten?«
Murtaghs Blick schweifte in die Ferne und er schüttelte den Kopf. »Nein, sie wollte mich nur kennen lernen. Sieht sie nicht aus wie eine Prinzessin? Und wie sie sich bewegt! Als sie zum ersten Mal durch die Tür kam, dachte ich, sie wäre eine der vornehmen Damen an Galbatorix’ Hof. Ich habe Grafen kennen gelernt, deren Gattinnen, verglichen mit ihr, eher in einen Schweinestall als an den Hof gepasst hätten.«
Eragon lauschte der Schwärmerei mit wachsender Sorge. Vielleicht hat es ja nichts zu bedeuten, sagte er sich. Vielleicht ziehe ich übereilte Schlüsse. Trotzdem wollte das ungute Gefühl nicht verschwinden. Um es abzuschütteln, fragte er: »Wie lange willst du noch hier bleiben, Murtagh? Du kannst dich doch nicht ewig verstecken. «
Der andere zuckte teilnahmslos mit den Schultern, aber seine Worte klangen wohl überlegt. »Im Augenblick bin ich ganz zufrieden, hier bleiben und mich ausruhen zu können. Ich habe keinen Grund, mir woanders Unterschlupf zu suchen oder mich von den Zwillingen malträtieren zu lassen. Bestimmt wird es mir hier irgendwann zu langweilig, aber im Augenblick ... fühle ich mich wohl.«
DIE SCHATTEN WERDEN LÄNGER
Saphira weckte Eragon mit einem nachdrücklichen Stupser und verpasste ihm dabei mit ihrem harten Kieferknochen einen blauen Fleck. »Au!«, rief er und fuhr aus dem Schlaf hoch. Bis auf das schwache Leuchten der gedämpften Laterne war es dunkel in der Höhle. Draußen im Drachenhort funkelte Isidar Mithrim in tausend verschiedenen Farben, illuminiert von dem Laternenring, der den gewaltigen Saphir umrahmte.
Ein aufgeregter Zwerg stand händeringend am Höhleneingang. »Du musst kommen, Argetlam! Große Gefahr - Ajihad lässt dich rufen. Die Zeit drängt!«
»Was ist denn los?«, fragte Eragon schlaftrunken.
Der Zwerg schüttelte bloß den Kopf, sodass sein Bart hin und her geschleudert wurde. »Komm! Carkna bragha! Schnell!«
Eragon schnallte Zar’roc um, nahm Pfeil und Bogen und sattelte Saphira. Das war’s dann wohl mit meiner Nachtruhe, beklagte sie sich und legte sich flach hin, damit er aufsteigen konnte. Er gähnte laut, als Saphira aus der Höhle herausflog.
Orik erwartete sie mit grimmiger Miene, als sie vor den Toren von Tronjheim landeten. »Kommt, die anderen warten schon.« Er führte sie durch den Stadtberg zu Ajihads Bibliothek. Unterwegs löcherte Eragon ihn mit Fragen, aber Orik brummte nur: »Ich weiß selbst nicht genug - warte, was Ajihad zu sagen hat.«
Die große Tür zum Gemach des Anführers der Varden wurde ihnen von einem der beiden Wachtposten geöffnet. Ajihad stand hinter seinem Schreibtisch und starrte auf eine Landkarte. Bei ihm waren Arya und ein Mann mit sehnigen Armen. Ajihad schaute auf. »Eragon, gut, dass du da bist. Das ist Jörmundur, mein oberster Befehlshaber. «
Eragon und Jörmundur begrüßten sich, dann richteten sie ihre Aufmerksamkeit wieder auf Ajihad. »Ich habe euch fünf wecken lassen, weil wir in großer Gefahr schweben. Vor etwa einer halben Stunde kam aus einem verlassenen Tunnel unter Tronjheim ein Zwerg angerannt. Er war blutüberströmt und redete wirres Zeug, aber er war noch so weit bei Sinnen, dass er uns vor einer riesigen Urgal-Armee warnen konnte, die höchstens noch einen Tagesmarsch entfernt ist.«
Stummes Entsetzen erfüllte den Raum. Dann fluchte Jörmundur lautstark und begann im gleichen Moment wie Orik, Fragen zu stellen. Arya schwieg. Ajihad hob die Hände. »Ruhe! Ich bin noch nicht fertig. Die Urgals rücken nicht von draußen an, sondern arbeiten sich unter der Erde vorwärts. Sie sind in den Tunneln ... Wir werden von unten angegriffen.«
In dem Durcheinander, das nun folgte, erhob Eragon schließlich die Stimme. »Warum wussten die Zwerge nicht früher davon? Wie haben die Urgals die Tunnel gefunden?«
»Wir haben
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