Das Vermaechtnis der Drachenreiter
hinauf.
Das ist zu gefährlich.
Du machst dir zu viele Sorgen. Lass mir doch ein bisschen Spaß.
Eragon zog die Handschuhe aus und fing an zu klettern. Er genoss die körperliche Herausforderung. Da seine Hände an vielen Stellen Halt fanden, war der Aufstieg nicht allzu schwer. Bald war er hoch über den Bäumen angelangt, die rund um die Klippe wuchsen. Auf halbem Wege machte er eine Pause und schöpfte Atem.
Als er sich nach dem nächsten Felsspalt streckte, war sein Arm nicht lang genug. Er tastete nach einer anderen Mulde oder Vertiefung im Fels. Es gab keine. Er versuchte, wieder hinabzusteigen, aber jetzt erreichte sein Fuß nicht mehr den Felsvorsprung, auf dem er zuletzt gestanden hatte. Er saß fest. Saphira schaute ihm interessiert zu. Er gab auf und sagte: Ich könnte Hilfe gebrauchen .
Das ist deine Schuld.
Ja, ich weiß! Hilfst du mir jetzt runter oder nicht?
Ohne mich würdest du jetzt ziemlich in der Klemme stecken.
Eragon rollte die Augen. Das musst du mir nicht sagen.
Du hast Recht. Wie kann ein einfacher Drache einem Mann wie dir sagen, was er tun soll? Genau genommen sollte alle Welt dich dafür bewundern, dass du die einzige Sackgasse an der Felswand gefunden hast. Wärst du ein Stück nach links oder rechts gegangen, wäre dir der Aufstieg gelungen. Sie schaute über den Klippenrand zu ihm hinab, ein schelmisches Glitzern in den Augen.
Ist ja gut! Ich habe einen Fehler gemacht! Kannst du mich jetzt bitte hier herunterholen?, flehte er. Sie zog den Kopf zurück über die Klippe. Nach einem Moment rief er: »Saphira?« Über ihm waren nur noch die Bäume, die sich im Wind wiegten. »Saphira! Komm zurück!«
Mit einem lauten Plumps ließ Saphira sich von der Klippe fallen und hielt sich flügelschlagend in der Luft. Sie schwebte wie eine riesige Fledermaus zu Eragon herab und packte mit den Klauen sein Wams, wobei sie ihn in den Rücken pikte. Er ließ die Felswand los, als sie ihn in die Lüfte hob. Nach kurzem Flug setzte sie ihn behutsam oben auf der Klippe ab und zog die Klauen aus dem Stoff.
Dummkopf, sagte Saphira sanft.
Eragon überhörte die Bemerkung und schaute sich um. Die Klippe bot einen herrlichen Ausblick auf die Umgebung, besonders auf die schäumende See, und zugleich schützte sie vor unerwünschten Blicken. Hier oben konnten nur die Vögel Saphira sehen. Es war ein ideales Versteck.
Ist Broms Freund vertrauenswürdig?, fragte sie ihn.
Ich weiß nicht. Eragon berichtete ihr, was sich im Laufe des Tages zugetragen hatte. Wir sind umgeben von Mächten, derer wir uns nicht bewusst sind. Manchmal frage ich mich, ob wir jemals die wahren Motive der Leute kennen werden. Alle scheinen Geheimnisse zu haben.
So ist die Welt eben. Lass Zweifel und Misstrauen beiseite und schau den Leuten ins Herz. Brom ist ein guter Mensch. Er will uns nichts Böses. Von ihm haben wir nichts zu befürchten.
Hoffentlich, sagte er und starrte auf seine Hände.
Die Ra’zac mithilfe des geschriebenen Wortes zu suchen, ist eine seltsame Art, die Fährte der Feinde zu verfolgen, bemerkte sie. Wäre es nicht möglich, diese Schriften mithilfe magischer Kräfte einzusehen, ohne dass man sich in die Festung begeben müsste?
Ich bin mir nicht sicher. Man müsste das Wort für sehen mit Ferne kombinieren - oder vielleicht Licht und Ferne. Wie auch immer, es scheint schwer zu sein. Ich werde Brom fragen.
Das wäre klug. Sie verfielen in behagliches Schweigen.
Weißt du, wir werden wohl noch eine Weile in der Stadt bleiben.
Saphiras Antwort hatte einen scharfen Klang. Und wie üblich muss ich draußen warten.
Mir gefällt das auch nicht. Aber bald sind wir wieder unterwegs und werden fliegen.
Möge dieser Tag rasch kommen.
Eragon lächelte und umarmte sie. Dann fiel ihm auf, wie schnell es dunkel wurde. Ich muss los, sonst lassen sie mich nicht mehr durch das Stadttor. Geh morgen auf die Jagd. Ich werde dich am Abend besuchen.
Sie breitete die Flügel aus. Komm, ich bringe dich nach unten. Er stieg auf ihren geschuppten Rücken und hielt sich fest, als sie von der Klippe abhob, über die Bäume hinwegschwebte und auf einer Anhöhe landete. Eragon bedankte sich und rannte nach Teirm zurück.
Als er in Sichtweite des Fallgitters kam, fingen die Wachen gerade an, es herunterzulassen. Er rief ihnen zu, dass sie warten sollten, stürzte auf das Tor zu und schlüpfte, Sekunden bevor das Gitter zufiel, hindurch. »Nächstes Mal brichst du dir den Hals, Junge«, schimpfte einer der
Weitere Kostenlose Bücher