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Das Vermächtnis der Feen (German Edition)

Das Vermächtnis der Feen (German Edition)

Titel: Das Vermächtnis der Feen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Endres
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hörte es bis heute Abend wieder auf.
    Arthur war mittlerweile zurückgekommen. Er saß mit Moma und seinem Großonkel beim Tee, als Josie die Bibliothek betrat. Wolf lag an seinem Platz vor dem kalten Kamin, aus dem der dumpfe Geruch abgekühlter Torfasche in den Raum quoll.
    Unverkennbar darum bemüht, Zuversicht zu vermitteln, lächelte der Professor Josie zu. »Auch schon wach? Man kann euch junge Leute nur um die guten Nerven beneiden.«
    Josie grinste unsicher, und verzichtet darauf, ihn über ihre wahren Gefühle zu unterrichten. Sie ließ sich neben Arthur ins Sofa fallen. »Brian?« Sie schob fragend den Kopf vor.
    Arthur schüttelte bedrückt den Kopf. »Leider nichts, was einem Hoffnung macht. Der Chefarzt hat eigentlich nur bestätigt, was wir ohnehin schon wussten. – Es sieht …« Arthur schluckte. »Es sieht nicht so aus, als würde Brian jemals wieder auf eigenen Beinen stehen.«
    Josie sandte ihm einen betroffenen Blick.
    Moma rührte versunken in ihrer Teetasse. Sie wirkte noch immer sehr bedrückt und mitgenommen. »Ich hab sicher nicht halb so gut geschlafen wie Josie«, sagte sie. »Ich werde dieses aberwitzige Gefühl nicht los, Teil dieser ganzen Vorgänge zu sein. Und die Sache mit Edna und ihrem Drehbuch …« Sie presste die Hand auf die Stirn. »Meine Gedanken machen sich irgendwie selbstständig. Ich meine, wenn ich an einem Buch arbeite, arbeite ich natürlich mit meiner Fantasie. Womit sonst?« Sie sah hoch, als wollte sie sich vergewissern, ob die anderen ihr folgen konnten. »Aber diesmal werde ich mit Bildern und Szenarien überschwemmt, die sich kaum steuern lassen.«
    »Wenn du tatsächlich Einfluss auf die Geschichte hast, wäre das doch sehr nützlich«, sagte Josie. »Vielleicht hilft es uns bei der Mission. Was genau hast du gesehen? Erzähl!«
    Ihre Großmutter stellte die Tasse ab und machte eine abwehrende Geste. »Das werde ich nicht tun.«
    »Und warum nicht, Dorothy?«, mischte sich der Professor ins Gespräch.
    »Weil erschreckende, ja furchtbare Bilder darunter sind. Bilder, die sich auf keinen Fall manifestieren sollen – nicht dürfen. Bilder, von denen ich nicht weiß, ob sie nur meinen Ängsten entspringen. Es ist …« Sie zögerte, als suche sie nach Worten, sich verständlich zu machen. »Ich weiß nicht wieso, aber der Verlauf ist offen. Es ist doch so: Normalerweise treffe ich die Entscheidungen, in welche Richtung sich eine Handlung entwickelt. Ich lag heute den halben Tag im Bett und hab herumgegrübelt. Aber immer, wenn ich versucht hab, die Story zu steuern, entglitt sie mir. Sie lässt sich einfach nicht fassen – nicht zu Ende denken. Es ist wie eine Blockade.« Angegriffen lehnte sich Moma zurück.
    Keiner sagte etwas, nur Wolfs schwerer Hundeatem geisterte durch das nachdenkliche Schweigen.
    Schließlich setzte sich Aaron O’Reardon auf. »Vielleicht ist es ja Unsinn. Aber könnte es nicht sein, dass an der Geschichte noch andere fantasiebegabte Menschen mitwirken?« Er deutete mit einer Kopfbewegung auf Josie. »Deine Enkelin zum Beispiel – und wie stark zu vermuten ist, auch Edna und Amy, die weiß Gott wo stecken. Ich meine, in jeder von euch steckt doch das Erbe der Feen, ein Vermächtnis, das euch von anderen Menschen unterscheidet.« Er hielt kurz inne und fuhr dann mit einem versonnenen Blick auf seinen Neffen fort. »Womöglich sind auch Arthur und ich daran beteiligt. Und …«, er tätschelte Wolf, der den Kopf zu ihm hob, »nach allem, was Josie erzählt hat – auch er.« Mit einem Räuspern strich er sich über den Bart. »Nun, während du, Dorothy, zu deiner Imaginationskraft für gewöhnlich mühelos Zugang hast – was ja deine Begabung zum Bücherschreiben ausmacht –, ist dies bei uns O’Reardons wohl eher ein schlummerndes Talent aus unserer Bardenvergangenheit. Aber ich denke trotzdem, es ist noch heute da.«
    »Soll das heißen, wir gestalten selbst, was da vor sich geht?«, versicherte sich Arthur, der das Gespräch bisher stumm verfolgt hatte.
    Sein Großonkel nickte. »Ja, sieht ganz so aus, so unglaublich es auch erscheinen mag. Wir alle, wie wir hier sitzen, sind schicksalhaft miteinander verbunden. Diese Verbindung geht schon Hunderte von Jahren zurück, wirkt aber noch immer fort. Und so sind wir Teil der Geschichte und ebenso gestalten wir sie.«
    Josie wickelte versunken eine Haarsträhne um den Finger. »Bedenke stets des Wortes Macht, und nutze es nie unbedacht!«, murmelte sie.
    Alle blickten sie

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