Das Vermächtnis der Feen (German Edition)
ihr gutmütiges Mondgesicht. »Worauf du dich verlassen kannst! Sei also lieber nicht so frech!«
Zurück nach Springwood Manor fuhren Josie und der Professor allein. Arthur war noch bei seiner Mutter geblieben, die darauf wartete, noch einmal mit den Ärzten sprechen zu können.
»Ryan ist ein verdammter Sturkopf!«, zischte der alte Herr, als er den Wagen anließ. »Ich hab eine Mordswut im Bauch! Aber in einem Krankenzimmer soll man sich nun mal nicht streiten! Außerdem hat es ja sowieso keinen Sinn.« Er stellte das Radio an und warf Josie einen fragenden Blick zu. »Stört’s dich? Channel One – irische Musik.«
Josie schüttelte den Kopf.
»Gut«, sagte der alte Herr und trat aufs Gas. »Hilft mir vielleicht, etwas von meinem Groll runterzukommen.«
Umschwebt von den hellen Farbtönen melodischer Folklore blickte Josie aus dem Fenster des alten MGs. Ihre Augen folgten den unregelmäßigen Linien von Hecken und halbhohen Steinmäuerchen, die Weiden und Felder eingrenzten. Linien, die, wie das Karomuster auf dem Kleid eines Bauernmädchens, die sanften Rundungen der Landschaft hervorhoben. Die Sonne goss warmes Licht über das Land, doch vom Meer her zogen schon wieder kleine Wolken über die Hügel, mischten sich milchig-grau ins Blau und erinnerten Josie daran, dass sich die Wetterlage jederzeit ändern konnte. Hier in Irland wusste man nie, was als Nächstes geschehen würde.
Moma hatte ihr Zimmer noch immer nicht verlassen, als sie zurückkamen. Manche ihrer Migräneanfälle zogen sich endlos hin.
Maude servierte den Heimkehrern einen kleinen Lunch in der Küche, danach ging Josie nach oben.
Wolf, der ihnen beim Essen Gesellschaft geleistet hatte, begleitete seine Gefährtin in die Diele. Josie streichelte ihn zwischen den Ohren. Schade, dass wir uns nur auf der anderen Seite miteinander verständigen können, dachte sie.
Wolf entzog sich ihrer Hand und stakste die Treppen hoch. Vor dem Buntglasfenster blieb er wie ein Ausrufezeichen stehen. Durch den gläsernen Caduceus fiel farbiges Licht auf seinen zerzausten Rücken.
Josie sah zu ihm hoch, dann stöhnte sie: »Natürlich!« Sie zog an dem Purpurband und umfasste die Fibel.
»Nun, du hättest selbst draufkommen können«, vernahm sie Wolfs Stimme.
»Diese magischen Dinge sind mir immer noch ganz fremd«, entgegnete Josie und setzte sich auf die unterste Stufe. »Aber gerade heute wünschte ich, ich verstünde mehr davon. Ich würde als Erstes Brian gesund machen.«
Wolf legte sich vor ihr auf den Dielenfußboden. »Vergiss nicht, dass du auch Mensch bist – vor allem Mensch. Nicht nur unser Erbe prägt uns, auch unsere Umwelt. Und du bist nun mal in die Welt der Dinge geboren.«
Josie dachte wieder an Elvinia.
Wolf griff ihren Gedanken auf. »Ich glaube nicht, dass die Elfen Brian helfen können. Es handelt sich um eine Strafmaßnahme für einen Frevel. In den Augen der Sidhe ist das nur gerecht.«
Josie ließ die Schultern hängen.
»Mein Nachfahre Ryan O’Reardon hat sich in den letzten Jahren einfach zu viel zuschulden kommen lassen«, fuhr Wolf fort. »Die Sidhe Narrandas sind an sich ein gutmütiges Volk, aber man darf sie nicht zu sehr reizen. Sie können sehr nachtragend sein.« Er hob den Kopf. »Sieh mich an!«
Er stand auf, das verlockende Scheppern seines Blechnapfs zog ihn in die Küche. »Ich werde mich jetzt etwas stärken und dann ein wenig schlafen. Sobald der Mond aufgeht, werden unser aller Kräfte gefordert sein. – Ruh auch du dich noch etwas aus!«
Josie befolgte seinen Rat und zog sich in ihr Zimmer zurück. Wieder schwebte der süß-herbe Duft von Lavendel im Raum. Rosalinde legte eben Josies Nachthemd zusammen, als sie eintrat. Strahlend deutete die Zwergin auf den Stuhl neben dem Schrank, auf dem das leere Sahnekännchen stand.
»Habt Dank, es hat mir wohl goutiert, es war ein wahrer Festtagsschmaus. Hab auch die Socken schon sortiert, dass Ordnung herrscht in diesem Haus.«
Unvermittelt huschte ein Schatten über ihr sonst so sonniges Gesicht. »Auch wollt ich noch mal nach Euch seh’n, das Abenteuer steht bevor. Noch heute Nacht werdet ihr geh’n durch das schwarze Höllentor.« Ihr kleiner Herzmund verzog sich. »Ihr wisst nicht viel von den Gefahren an diesem lasterhaften Ort. Ach, Herrin, könnt ich Euch bewahren! Könnt ich doch selber mit Euch fort.« Rosalinde senkte den Kopf und fingerte mit ihren pummligen Händchen aufgewühlt an ihrem Schürzenband herum.
Josie wurde flau. Dass
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