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Das Vermächtnis der Feen (German Edition)

Das Vermächtnis der Feen (German Edition)

Titel: Das Vermächtnis der Feen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Endres
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Raum war Zeuge der unglaublichen Vorgänge und nahm sie ernst. Dankbar blickte sie von einem zum anderen, eingehüllt in eine tröstliche Aura von Nähe und Verbundenheit.
     
    Beim Abendessen brachte Moma kaum einen Bissen herunter. Josie beobachtete sie. Welche Bilder quälten sie nur? Vielleicht war es gut, dass sie nichts davon preisgab. Doch selbst ihr Schweigen bereitete Josie Herzklopfen. Was stand ihnen in dieser Nacht bevor?
    Nach dem Gespräch in der Bibliothek hatte sie noch mit Taddy telefoniert. Es war Josie heute schwergefallen, die Heitere zu spielen. Natürlich hatte er wieder nach Amy gefragt. Und natürlich hatte er wieder seine Sorge geäußert, dass auch Josie noch etwas zustoßen könnte, ahnungslos, wie berechtigt seine Befürchtungen diesmal waren. Vielleicht würde sie ihm von dem Abenteuer erzählen, wenn alles vorbei war. Ein beunruhigender Nachsatz drängte sich ihr jetzt auf: wenn sie dazu noch Gelegenheit haben sollte.
    Sie biss sich auf die Unterlippe. Ihr Blick wanderte zu dem Gemälde von Conall O’Reardon und dann auf Wolf, der wie immer zu ihren Füßen lag. Leuchtete da etwas wie Hoffnung in den Bernsteinaugen des Frevlers, die so sehr denen ihres vierbeinigen Kameraden glichen? Nein, sie durfte auf keinen Fall an dem Erfolg der Mission zweifeln!
    Alle aßen schweigend und ohne Appetit. Josie wagte einen Seitenblick zu Arthur. Er sah blass aus. Ob dies von der Sorge um seinen Bruder oder von der bevorstehenden Nacht herrührte, hätte sie nicht sagen können. Wolf lag auf dem Teppich und atmete schwer. Josie steckte ihm verstohlen ein Stückchen Fleisch zu. Der Jüngste war er tatsächlich nicht mehr. Hoffentlich würde er den drohenden Herausforderungen auch gewachsen sein.
    Die Zeit nach dem Essen bis zum Mondaufgang lag prickelnde Nervosität über Springwood Manor, als stünde das schöne alte Haus unter Strom. Jeder versuchte, sich irgendwie abzulenken und zu beschäftigen.
    Arthur tippte auf dem Computer des Professors herum. Moma legte auf dem Couchtisch Patiencen. Der alte O’Reardon verschanzte sich, nachdem er den Kamin befeuert hatte, mit grimmiger Miene hinter dem Meath Report , in dem heute ein langer Artikel über die Unfallserie auf der Baustelle seines Neffen stand. Wolf, der an seinem Stammplatz vor dem Kamin lag, verriet seine Anspannung in einem rhythmischen Zucken der Rute, die für das sonst so ausgeglichene Tier ungewöhnlich war.
    Josie saß auf dem Sofa, den abgegriffenen Band der Unendlichen Geschichte auf dem Schoß. Sie strich liebevoll über den angestoßenen roten Leineneinband. Wie merkwürdig! Mit Macht waren fantastische Ereignisse in ihr eigenes Leben eingebrochen, genau wie in ihrem Lieblingsbuch. Sie schlug es, wie so oft, an einer beliebigen Stelle auf – und kniff verwirrt die Augen zusammen. Die Buchstaben schienen im Weiß der Seite zu verschwinden. Nur ein einziger Absatz stand klar und deutlich vor ihr: Er war ein Glücksdrache, und nichts konnte seine Überzeugung erschüttern, dass doch noch alles gut enden werde. Was auch immer geschah, Fuchur würde niemals aufgeben.
    Wie ein Geschoss durchfuhr sie ein Gedanke. Sie sah hoch und starrte in das züngelnde Torffeuer. So oft hatte sie das Buch nun schon gelesen, und erst jetzt verstand sie: Fuchur, der Glücksdrache, war ein Symbol, er war die Personifizierung der Hoffnung. Wie eine Laufschrift tickerten Druid Dubhs Worte durch ihren Kopf. »Ihr müsst beharrlich sein und ringen. Zweifel, sei er noch so klein, vereitelt das Gelingen. Nur Glaube, Mut und Zuversicht wird Euch den Sieg erbringen.« – Und was hatte die Feenkönigin zu ihr gesagt: »Denkt stets: Es wird alles gut!« – Das war das Geheimnis!
    Wolf hob den Kopf und sah sie an, zustimmend und aufmunternd.
    Ein Aufstöhnen lenkte Josies Blick zu ihrer Großmutter. Moma warf mit hektischen Bewegungen die Kartenreihe durcheinander. »Nicht eine einzige Patience geht auf!« Sie ließ sich kraftlos in den Sessel zurückfallen. »Ich kann mich einfach nicht darauf konzentrieren!«
    Während Josie gerade dachte, dass sie ihre Großmutter selten so konfus gesehen hatte, erhob sich Wolf und schritt langsam zur Terrassentür. Alle Blicke folgten ihm. Mit einem leisen Heulen schob der große graue Hund die Schnauze durch die Gardinen.
    »Der Mond ist aufgegangen«, sagte Arthur tonlos. »Wir sollten los!«
    Josie legte das Buch aus der Hand und sprang auf. Eine eigenartige Anwandlung von Entschlossenheit überwallte sie. Sie musste

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