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Das Vermächtnis der Feen (German Edition)

Das Vermächtnis der Feen (German Edition)

Titel: Das Vermächtnis der Feen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Endres
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Haar gewickelt hatte, und warf ihn in hohem Bogen aus dem Kreis. Von unerklärlicher Kraft durchdrungen, zerrte sie den widerstrebenden Jungen mit sich fort, während sie ihm eindringlich zuzischte: »Arthur, denk an unsere Mission!«
    Zu ihrer Überraschung unternahmen die schönen Tänzerinnen nichts, den Jungen zurückzuhalten. War die Magie der Drachenfibel am Ende mächtiger als die der Feen? Wie auch immer! Hauptsache, sie hatte Arthur aus dem Bann gelöst.
    Ein merkwürdiges melodiöses Klimpern ließ Josie zurückblicken. Vor ihren erstaunten Augen verschmolzen die strahlenden Gestalten der Sidhe unversehens zu einer diffusen Wolke aus weißem Licht, die dampfend über der Lichtung aufstieg und sich im fahlen Mondlicht auflöste.
    Während Josie bestürzt zum Himmel starrte, kam Arthur allmählich wieder zu sich.
    Er blickte Josie an, als sei er aus einem tiefen Schlaf erwacht. »Josie?«
    Josie ließ sich ins klamme Gras sinken. Sie fühlte sich erschöpft. Vollkommen ausgelaugt. Genau diese Art von Ermattung hatte sie in jener Schreckensnacht gespürt, nachdem Amy entführt worden war. Die Drachenfibel war hilfreich, doch zehrte ihr Einsatz ziemlich an ihren Kräften. Vor allem, wenn es um mehr ging, als nur darum, rasch ein paar unbekannte Schriftzeichen zu lesen.
    Arthurs Gesichtszüge trugen noch immer etwas Tölpelhaftes. »Was hast du denn da Ulkiges an?«
    »Die Feen!«, antwortete Josie matt und deutete auf die Lichtung. Aber außer einem ringförmig niedergetretenen Kreis im Gras, war von den Sidhe nichts mehr zu sehen.
    »Die Feen …« Arthur kratzte sich am Kopf. »Ich kann mich eigenartigerweise kaum noch daran erinnern.«
    Während Wolf seinen Nachfahren über das eben durchgestandene Abenteuer aufklärte, suchte Josie das zarte Feengewand nervös nach Taschen ab. MoDains Fläschchen trug sie, neben der Fibel, an dem Silberkettchen um den Hals. Aber wo war der Fingerhut?
    »Falls du den Fingerhut suchst, was ich vermute«, meldete sich Wolf, »der liegt hier!« Mit der Schnauze wies er ins Gras, wo etwas Silbernes im Mondlicht blitzte. »Ich würde dir empfehlen, in Zukunft besser auf ihn achtzugeben!«
    Mit einem Aufatmen hob Josie Rosalindes Geschenk vom Boden auf. Einen Augenblick später trug sie wieder ihre gewohnten Sachen. Erleichtert klemmte sie den Fingerhut fest auf den Daumen. Hier schien er ihr am besten aufgehoben zu sein.
    »Der Trick mit dem Fingerhut ist guinnessbuchverdächtig«, bemerkte Arthur grinsend. »Aber das durchsichtige Nachthemd hat mir, ehrlich gesagt, besser gefallen.«
    »Durchsichtig?« Josie wurde rot. Sie wollte gerade etwas erwidern, als weißer Dunst sie einhüllte.

 
    Josie sprang entsetzt auf. Wo sie auch hinblickte, stiegen in rasender Geschwindigkeit Nebelschwaden hoch. Schritt für Schritt wichen die Gefährten zurück und stolperten rückwärts in den Steinkreis. Von allen Seiten bedrängt von einem sich verengenden wabernden Ring aus Wolkenmasse, der sie zu ersticken drohte.
    Josie griff nach der Drachenfibel, doch, wie sie schon befürchtet hatte, blieb die Fibel kalt, ihre Kräfte waren wieder einmal erschöpft. Stumm vor Schreck drängte sie sich an Wolf und Arthur, die ebenso machtlos zusehen mussten, wie sie mehr und mehr eingeschlossen wurden.
    Arthur streckte tastend einen Arm in den Nebel. »Kommt, haltet die Luft an. Wir müssen da irgendwie raus!«
    Ein zischendes Geräusch ließ ihn verstummen. Dann riss der Nebel auf und gab den Blick auf den mondglänzenden Altartisch frei. Dahinter stand, in einer blendend weißen Tunika, ein alter Mann, auf dessen Schulter eine Amsel saß.
    Josie fiel ein Stein vom Herzen, ihre Stimme überschlug sich vor Erleichterung. »Myrddin! Druid Dubh!«
    Der Vogel flatterte empor und nahm auf einem der Menhire Platz, wo er sich in den kleinen Vogelmann verwandelte. Arthur, der ihn heute zum ersten Mal sah, starrte ihn mit offenem Mund an.
    Der Magier hob die Hand zu einem wohlwollenden Gruß. »So habt Ihr zu dem Kreis gefunden!« Sodann richtete er das Wort an Arthur, ein Schatten umwölkte seine Miene. »Doch wär’ die Sache bald misslungen, Ihr wart ohn’ Willen und Verstand. Habt Euch dem Tanz nicht selbst entwunden. Das Feenkind hat Euch abgerungen der Schönen lockend weißer Hand. Es ist nicht schwer, Euch zu verführen, das hat die Probe wohl erbracht. Doch hütet Euch vor solch Allüren und handelt nie ohne Bedacht – wie einst der Vorfahr, dessen Tat viel Leid und Schmerz verursacht

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